In der Schweiz ist die Tristar-Hotelgruppe kaum bekannt, wobei das deutsche Unternehmen in St. Margrethen, Allschwil (BL) und Genf drei Hotels betreibt. Doch Tristar will in der Schweiz wachsen und mindestens sieben weitere Hotels eröffnen. Hotel Inside sprach mit Jochen Weishaupt, Geschäftsführer bei Tristar in den Bereichen Entwicklung, Sales und Marketing.
Die Tristar-Hotelgruppe ist Franchisenehmerin der Hotelgruppen Accor, Hilton Worldwide, InterContinental Hotels Group (IHG) und Marriott. Tristar betreibt aktuell in Deutschland, Österreich und in der Schweiz 44 Hotels und drei regionale Geschäftsstellen. In der Schweiz betreibt Tristar das «Ibis Style» in St. Margrethen (Immobilienbesitzerin ist ITW), ein Mercure Hotel in Genf und das im Januar 2023 eröffnete Holiday Inn in Allschwil (Baselland). Die 2011 gegründete Hotelgruppe erzielte 2022 einen Umsatz von 123.4 Mio. Euro und einen EBITDA von 2,5 Mio. Euro. Das Eigenkapital der Gruppe liegt nach eigenen Angaben bei 3,1 Mio. Euro. Tristar beschäftigt in den 44 Hotelbetrieben rund 1200 Mitarbeitende.
Hotel Inside sprach mit Tristar-Entwicklungs- und Marketingchef Jochen Weishaupt über die Hintergründe der Tristar Hotelgruppe, Wachstumspläne und neue Hotelprojekte in der Schweiz:
Jochen Weishaupt, warum ist der Schweizer Hotelmarkt für Tristar so attraktiv und strategisch interessant?
Die Schweiz ist für Touristen und Geschäftsreisende gleichermaßen hoch interessant – und wird es auch zukünftig bleiben. Daher wird sich auch die Nachfrage nach Hotels weiter positiv entwickeln. Zusätzlich repräsentiert die Kettenhotellerie in der Schweiz gerade einmal einen Anteil von aktuell knapp 10 Prozent der Gesamtzahl an Beherbergungsbetrieben (und ca. 30% der angebotenen Betten). Als Betreiber von Markenhotels bietet uns dies entsprechende Möglichkeiten für eine weitere, nachhaltige Expansion.
Sie betreiben aktuell drei Hotels in der Schweiz, in St. Margrethen, in Alschwil und in Genf. Wo eröffnen Sie in naher Zukunft weitere Häuser in der Schweiz?
Aktuell haben wir kein weiteres Hotel in der Schweiz gesichert. Wir befinden uns jedoch bei mehreren Projekten in fortgeschrittenen Verhandlungen. Aufgrund des herausfordernden Marktumfelds dauern die Verhandlungen im Moment jedoch deutlich länger.
Tristar ist ein reiner Hotelbetreiber. Auf welcher betrieblichen Grundlage führen Sie die Hotels? Pacht- oder Mietvertrag, Franchising, Managementvertrag?
Für die von uns betriebenen Hotels schließen wir hauptsächlich langfristige Miet-/Pachtverträge mit den Immobilieneigentümern ab. Dadurch übernehmen wir das vollständige operative Risiko und gewährleisten den Immobilieneigentümern eine garantierte Rendite und Planungssicherheit über die gesamte Vertragslaufzeit. Alle Hotelangestellten sind dabei Mitarbeiter von Tristar. Unsere Tri-Stars!
Welche Rolle spielen denn Franchiseverträge?
Parallel zu den oben erwähnten Verträgen, schließen wir für diese Hotels immer auch einen Franchisevertrag mit einem Hotelkonzern. Dies ermöglicht uns als Betreiber die Nutzung einer international bekannten Marke mit deren Vertriebskanälen und gewährleistet dem Immobilieneigentümer zusätzliche Sicherheiten und eine Wertsteigerung seiner Immobilie.
Wenn vom Immobilieneigentümer gewünscht, bieten wir aber auch den Managementvertrag an, bei dem wir mit unseren spezialisierten Teams unser Know-how einbringen und das Hotel für ihn managen.
Bieten Sie auch sogenannte White Paper-Lösungen an?
Nein. Als sogenannter „White-Label-Operator“ führen wir alle unsere Hotels unter einer internationalen Marke eines global agierenden Hotelkonzerns. Wie gesagt, durch Abschluss eines Franchisevertrages. Dadurch kombinieren wir die Stärken eines Hotelkonzerns mit denen eines lokalen Hotelbetreibers.
Und noch etwas: Im Rahmen unserer Expansion ermöglicht uns diese Zusammenarbeit außerdem den Zugriff auf über 30 bekannte Hotelmarken und bewährte Hotelkonzepte. Somit sind wir in der Lage, für jeden Standort und jedes Projekt (Neubau, Hotelübernahme, Bestandskonvertierung) ein passendes und attraktives Hotelprodukt anbieten zu können, welches dann von einer international bekannten Marke profitiert.
Welche Marken führen Sie momentan im Portfolio?
Aktuell kooperieren wir mit den führenden Hotelkonzernen IHG, Hilton, Accor und Marriott. Unser Hotelportfolio (inkl. Pipeline) umfasst dabei die Marken Indigo, Holiday Inn, Holiday Inn Express, Holiday Inn Express & Suites (alle IHG), DoubleTree by Hilton, Hilton Garden Inn, Hampton by Hilton (alle Hilton), Mercure, Tribe, ibis Styles, ibis, ibis Budget, greet (alle Accor), Residence Inn, moxy (alle Marriott). Somit derzeit 15 Hotelmarken in den Segmenten „Economy“, „Midscale“, „Aparthotel“ und „Liefestyle“.
Für welche der erwähnten Marken sehen Sie in der Schweiz Potenzial?
Aus unserer Sicht sind in der Schweiz die sogenannten Lifestyle-Marken/Hotels noch unterrepräsentiert und bieten somit noch enormes Potential – vor allem auch in den Leisure-Destinationen!
Jedoch haben auch die Core-Marken Hilton Garden Inn, Hampton by Hilton und Holiday Inn, Holiday Inn Express aufgrund ihrer hohen Markenbekanntheit und des bewährten Betriebskonzepts nach wie vor erfolgreiche Wachstumschancen in der Schweiz.
Sie konzentrieren sich in der Schweiz auch auf B-, C- oder D-Destinationen, sprich kleinere Städte wie Biel oder Aarau – oder Randregionen. Was steckt hinter dieser Expansionsstrategie?
Grundsätzlich muss jedes Hotelprojekt und jeder Hotelstandort unsere Anforderungen erfüllen und einen nachhaltig erfolgreichen Hotelbetrieb gewährleisten. Dabei spielt es für uns keine Rolle, ob es sich dabei um eine A-, B-, C- oder D-Destination handelt.
In den nächsten Jahren werden in der Schweiz viele KMU-Hotels auf den Markt kommen. Sie finden keine Nachfolger, sind nicht mehr in der Lage, grössere Investitionen zu tätigen oder sind austauschbar bzw. nicht klar positioniert. Entsteht da für Hotelbetreiber wie Tristar ein lukratives Marktsegment?
Ja, die Übernahme von bestehenden, privat geführten Hotels ohne Nachfolgeregelung ist durchaus eine Option für uns. Aufgrund unserer hohen Anforderungen in Bezug auf die Qualität und Ausstattung der Immobilien (insbesondere der Haustechnik, Brandschutz-Anforderungen und ESG-Richtlinien) sowie einer Mindestgröße von 100 Zimmern scheidet ein wesentlicher Teil dieser KMU-Hotels jedoch leider aus.
Die Marken- oder Kettenhotellerie ist jetzt auch in der Schweiz im Aufschwung. Konzerne wie Accor, Marriott, Hilton oder Intercontinental eröffnen auch Hotels in B- und C-Destinationen. Was heisst das für Tristar?
Die Hotelkonzerne stehen unter einem hohen Expansionsdruck. Durch deren Asset-Light-Strategie sind sie dabei jedoch eingeschränkt und auf starke Hotelbetreiber angewiesen. Nur diese sind in der Lage, langfristige Miet-/Pachtverträge abzuschließen, die überwiegend von den Immobilieninvestoren gefordert werden. Dadurch und aufgrund unserer langjährigen Zusammenarbeit mit den genannten Hotelkonzernen besteht zu diesen ein sehr gutes Verhältnis und wir verstehen uns als Partner.
Die HR Group aus Berlin setzt derzeit auf aggressives Wachstum, europaweit, in Asien, Deutschland – und auch in der Schweiz. Wie differenziert sich Tristar von solchen Mitbewerbern?
Als inhabergeführtes Unternehmen sind wir losgelöst von externen Kapitalgebern oder Finanzinvestoren. Dadurch haben wir keinen Expansionsdruck. Zusätzlich ermöglicht es uns die konsequente Umsetzung unserer hohen Service- und Qualitätsstandards, den Aufbau und die Pflege von nachhaltigen Geschäftsbeziehungen und vor allem die Schaffung von exzellenten Arbeitsbedingungen für unsere «Tri-Stars».
Wer steht aktuell hinter Tristar? Wer sind die Gesellschafter oder Besitzer?
Die Tristar-Gruppe ist im vollständigen Eigentum der beiden Gesellschafter Matthias Koerber und Ulrich Enzinger.
Schlussfrage: Wie beurteilen Sie die nächsten Monate 2024 aus der Hotelbetreiber-Optik? Wie entwickelt sich der Hotelmarkt im DACH-Raum?
Neubauten bleiben weiterhin schwierig, daher konzentriert sich das Wachstum auf bestehende Hotels. Die großen Franchisegeber reagieren darauf mit einer Lockerung ihrer Standards und individuellen Marken-Produkten mit einem Fokus auf Design- und Boutique-Hotels. Zusätzlich drängen volldigitalisierte Produkte und eine Vielzahl an Serviced Apartment-Anbieter auf den Markt – ob diese in der breiten Masse nachhaltig erfolgreich sind, gilt es zu abzuwarten.
Jochen Weishaupt, vielen Dank für das Gespräch!
Über die Tristar-Hotelgruppe
Tristar Hotels wurde im Jahr 2011 durch den Speditionskaufmann und Gastronomieunternehmer Matthias Koerber und den Hotelkaufmann und Diplom-Kaufmann Ulrich Enzinger gegründet. Das Unternehmen ist auf das Management von internationalen Markenhotels im „Focused Service“ und „Midscale“-Segment“ spezialisiert und fungiert als Franchisenehmer der IHG-Hotels & Resorts, Hilton Worldwide, Accor und Marriott. Mit umfangreicher Erfahrung in der Realisierung von Hotelprojekten bis hin zum Betrieb bilden Hotels das Kerngeschäft des Unternehmens. Derzeit beschäftigen die Tristar-Hotelgruppe insgesamt über 1200 Mitarbeitende in 44 Hotels und 3 Hauptquartieren (u.a. Zürich).
Bildlegende Hauptfoto: Ibis Style Hotel St. Margrethen.