Was Hotel Inside schon vor zwei Jahren publik gemacht hatte, wird nun Wirklichkeit: Four Seasons, eine der renommiertesten Luxushotelgruppen der Welt, kommt nach Gstaad und übernimmt dort das aktuell geschlossene «Park Hotel». Mit den Umbauarbeiten soll im September 2024 begonnen werden. Eröffnet wird das «Four Seasons Gstaad» im Mai 2026. Das hat Martin Rhomberg, General Manager des Four Seasons Hotel des Bergues in Genf, gegenüber Hotel Inside bestätigt (vgl. Video-Talk).
Wie Martin Rhomberg in einem Video-Gespräch mit Hotel Inside erklärt, wird das heutige «Park Hotel» in Gstaad «komplett umgebaut». Bereits im September dieses Jahres soll mit den Umbauarbeiten begonnen werden. Das «Park Hotel» ist derzeit geschlossen. Das neue «Four Seasons Gstaad» soll im Mai 2024 eröffnet werden. Es umfasst 71 Zimmer und Suiten sowie 5 Residenzen. Insider gehen davon aus, dass rund 100 Mio. Franken in den Hotelumbau investiert werden.
Das «Park Hotel» in Gstaad im Berner Oberland ist nach wie vor im Besitz von Dona Bertarelli (56), der Schwester von Alinghi-Segler und Milliardär Ernesto Bertarelli. Dona B. hat das Gstaader Luxushaus im Jahr 2003 erworben. In der Zwischenzeit habe sie die Hotel-Immobilie in eine Stiftung eingebracht, wissen Insider in Gstaad.
Im Video-Gespräch mit Hotel Inside-Journalist Hans R. Amrein erklärt Martin Rhomberg weiter: «Nebst Genf und Gstaad wollen wir in jedem Fall ein Haus in Zürich eröffnen.» Weitere Schweizer Standorte für die renommierte, kanadische Luxushotelkette, die mehrheitlich Bill Gates gehört, «sind St. Moritz und eventuell Zermatt», so Rhomberg, der seit über 20 Jahren für Four Seasons Hotels & Resorts arbeitet.
Wer ist Martin Rhomberg?
Martin Rhomberg (58) ist seit über 20 Jahren bei Four Seasons Hotels & Resorts tätig. Er wurde in Innsbruck (Österreich) geboren. Seit 2016 ist er General Manager des Four Seasons Hotel des Bergues in Genf und Regional Vice President. Das 1834 eröffnete „Des Bergues“ ist eines der besten und erfolgreichsten Luxushotels der Schweiz. Rhomberg begann seine Karriere bei Four Seasons im Jahr 2000 als Director of Food and Beverage im ehemaligen Four Seasons Hotel Caracas.
Weitere berufliche Stationen
Four Seasons Hotel Lion Palace St. Petersburg; Four Seasons Hotel Damascus; Four Seasons Resort Costa Rica at Peninsula Papagayo; Four Seasons Resort Punta Mita, Mexiko; Four Seasons Hotel Caracas; Hyatt International, Mexiko und Argentinien.
Ausbildung
Martin Rhomberg absolvierte die Tourismusschule an der Modul University, Wien, Österreich. Er spricht Deutsch, Spanisch, Englisch und Französisch.
Jugendjahre
Der in Österreich aufgewachsene Rhomberg wollte ursprünglich in die unternehmerischen Fußstapfen seines Vaters treten oder eine medizinische Laufbahn einschlagen, stellte dann jedoch fest, dass er sich für beides nicht so richtig erwärmen konnte. „Ich unterhielt mich also eines Tages mit meinen Eltern und sie schlugen mir die Tourismusbranche vor. Ich sagte: ‚Hey, warum nicht?“ Und dann legte er los: Aber nicht in den großen Palasthotels Europas, sondern im Wellness-Resort eines Onkels in den österreichischen Alpen, wo er 16-Stunden-Tage im Hotel absolvierte. „Ich habe jede Minute davon geliebt“, erinnert er sich. „Der Gedanke, dass man einem Gast mit einer kleinen Geste den Tag verschönern kann und dabei von schönen Dingen umgeben ist, hat mich einfach gereizt. Die meisten Menschen erhalten nie die Chance, eine solche Welt zu erleben.“
Die Geschichte des Four Seasons des Bergues
Das Four Seasons Hotel des Bergues (rund 70 Zimmer und 45 Suiten) kann für sich in Anspruch nehmen, mit Jahrgang 1834 das älteste Grandhotel der Schweiz zu sein. Es steht in enger Verbindung mit der jüngeren Geschichte der Stadt Genf, die zur Bebauung des rechten Rhône-Ufers führte. Obwohl das Haus mehrmals renoviert und vergrössert wurde, erinnert die neoklassizistische Fassade noch an die Anfangszeit. Die Raumaufteilung geht auf die grosse Renovation von 1920 zurück.
Im Jahr 1527 erwarb der deutsche Kaufmann und Philanthrop Hans Kleberger aus Nürnberg auf beiden Seiten der Rhone Grundstücke. Dazu gehört auch das Hotel de l’Ecu auf der linken Seite des Flusses. Die Bezeichnung „Bergues“ geht auf den sinngemäss ins französische übertragenen Namen Klebergers zurück. Hans Kleberger, deren geschäftlichen Tätigkeiten sich vor allem auf Lyon konzentrieren, wird vom ebenfalls aus Nürnberg stammenden Zeitgenossen Albrecht Dürer porträtiert.
Im 18.Jahrhundert kaufen die Gebrüder Fazy auf der rechten Seite der Rhone einen Teil des ehemaligen Grundstücks von Kleberger, um darauf eine Indiennefabrik zu erstellen, die sehr erfolgreich Modegewebe exportiert. 1827 führt die abnehmende Nachfrage zur Stilllegung der Fabrik. Jean-Louis Fazy verkauft das Grundstück an die Société des Bergues, die 1826 nicht nur zum Bau eines Hotels, sondern zum Bau eines neuen Quartiers ausserhalb der Altstadt gegründet wurde.
Die Pläne des Architekten Samuel Vaucher und des Kantonsingenieurs Guillaume-Henri Dufour sehen als Vorbereitung auf den Hotelbau die Errichtung des Quai des Bergues, der Pont des Bergues und der Rousseau-Insel vor. Vaucher zeichnet sich auch als Architekt für das Musée Rath verantwortlich. Dufour wird später General und 1863 der erste Präsident des neu gegründeten IKRK.
Für den Bau des Hotels schreibt die Société des Bergues einen Architektur-Wettbewerb aus, den Augustin Miciol (1804-1876) aus Lyon gewinnt. Das Hotel des Bergues soll nicht nur das erste einer Reihe von Hotels auf dem rechten Ufer werden, sondern auch das erste städtische Grandhotel Genfs und der Schweiz. Deshalb reist Guillaume-Henri Dufour von Dezember 1829 bis Januar 1830 nach Paris und lässt sich dort das Hotel Meurice, das 1817 an der Rue Saint Honoré 223 gebaut wurde, vom Sohn des Hotelgründers Louis-Augustin Meurice höchstpersönlich zeigen. Tief beeindruckt notiert Dufour die Vorzüge dieses ersten Grandhotels von Paris. So werden seine Notizen noch in die Pläne des neuen Hotels integriert, die da sind: Noble Gemeinschaftsräume, einen grossen Festsaal, einen Damensalon, diverse Spielsalons und Restaurants und ein Fumoir.
Mit der Wahl von Alexandre Emmanuel Rufenacht zum ersten Direktor war der Weg frei, um das Hotel des Bergues am 1.Mai 1834 zu eröffnen. Rufenacht wurde 1793 in Hindelbank geboren und war Bürger von Thun. Beruflich wurde er Hauptmann eines Schweizer Regiments, das in französischen Diensten stand. Seine militärische Vergangenheit färbte sich auch auf die Organisation und Führung des neuen Hotels ab.
Schnell wird das Hotel des Bergues zum Vorbild für weitere Stadthotels in der Schweiz: Hotel Baur en Ville (1838) Zürich, Hôtel des Trois Couronnes (1842) Vevey, Hotel Drei Könige (1844) Basel und Hotel Schweizerhof (1845) in Luzern. Alle diese Häuser stehen direkt am Wasser und beherbergen grosse Säle und weitere prächtige Gemeinschaftsräume.
Martin Rhomberg über…
… die Herausforderung, für Four Seasons zu arbeiten und demzufolge in der Champions League der Luxushotellerie zu «spielen»:
Wir spielen tatsächlich in der Champions League der internationalen Hospitality-Szene. Die Arbeitsphilosophie von Four Seasons verlangt von jedem Mitarbeitenden, jeden Tag das Beste zu geben. Darin liegt für mich die grosse Herausforderung. Und das in einer Umgebung, die locker und ungezwungen ist, aber gleichzeitig auch anspruchsvoll.
Im Gegensatz zu vielen anderen, guten Luxushäusern sind wir nicht vertikal, sondern horizontal organisiert. In klassischen Hotelorganisationen steht ganz oben der Generaldirektor, dann kommt der Vizedirektor, dann die Leute des mittleren Kaders – und so geht das in der Hierarchie hinunter. Die Chefs sagen den Mitarbeitenden, was sie tun müssen.
…den Führungsstil bei Four Seasons:
Unser Führungsstil ist zwar sehr locker, aber gleichzeitig auch sehr streng. Ich sage meinen Leuten, wie es sein muss, was ich von ihnen erwarte. Ich gebe ihnen den Spielraum und die Standards vor, in dem sie sich bewegen können. Sie dürfen auch Standards unterbrechen, aber das Ziel ist immer, dem Gast zu helfen. Wir arbeiten auf einer sehr breiten Vertrauensbasis.
… die Four Seasons-Philosophie von Gründer und Mitinhaber Isadore Sharp:
Behandle andere so, wie du behandelt werden willst. Das ist unsere goldene Regel. Für Isadore Sharp sind vor allem die Mitarbeitenden wichtig. Sie sind das Herz eines Hauses. Alles, was bei Four Seasons geschieht, läuft über die Mitarbeitenden. Sie verkörpern das, was Isadore Sharp «Service Excellence» nennt.
… Bäder aus Marmor, exklusives Mobiliar, luxuriöse Suiten:
Die Hardware ist die Grundlage, aber nicht das eigentliche Erfolgsrezept, sagt Isadore Sharp. Und er hat absolut recht, denn Luxus kommt von Service – und nicht von Kronleuchtern oder teurer Bettwäsche. Luxus ist Service!
… guter Service:
Service ist intuitiv. Man sollte stets vorausschauen und sich fragen, was man dem Gast noch Gutes tun könnte, was er vielleicht noch gebrauchen könnte. Wichtig: Guter Service kommt immer von Herzen. Und noch etwas: Ich beschäftige lieber zwei Mitarbeitende mehr, als in goldene Kronleuchter zu investieren.
… den Grundsatz von Isadore Sharp: «Gast und Mitarbeiter begegnen sich auf Augenhöhe»:
Natürlich ist der Gast im übertragenen Sinne «der König», aber wir sind alles nur Menschen. Wir wollen, dass unsere Mitarbeitenden sich selbst bleiben. Sie sollen authentisch sein. Jeder Mitarbeitende ist ein Individuum. Trägt einer ein Tattoo oder Piercing, so erlauben wir das, denn es gehört zu seiner Persönlichkeit. Der Mitarbeitende soll sich nicht eingesperrt fühlen, zum Beispiel in einer Uniform, er soll sich entfalten können. Ob einer einen Bart trägt, ist nicht relevant. Entscheidend ist, dass er seinen Job mit Herzblut, leidenschaftlich und professionell macht.
In der Bar arbeitet eine junge Frau mit Tattoo – kein einziger negativer Kommentar. Im Michelin-Restaurant serviert ein Kellner mit Bart – keine einzige negative Stimme. Und wir haben hier die beste Kundschaft der Welt.
…Fachkräftemangel und Talentsuche:
Teilweise macht sich der Mangel an guten Leuten auch bei uns bemerkbar, aber wir haben einen sehr guten Ruf, deshalb finden wir auch in dieser Situation qualifizierte und geeignete Mitarbeitende. Gott sei Dank!
… neue Mitarbeitende bei Four Seasons:
Wichtig ist die Einstellung. Das Handwerk können wir ihnen beibringen, aber die Einstellung zum Beruf, die erwähnte Leidenschaft, nicht. In den Interviews versuchen wir herauszufinden, ob diese Einstellung wirklich vorhanden ist. Apropos Einstellung: Man ist glücklich, wenn man andere Menschen glücklich machen kann. Hinzu kommt, dass man gerne im Team arbeitet.
… die sogenannte «Sondermeile»:
Man tut mehr, als man eigentlich tun müsste. Doch diese Sondermeile funktioniert nur, wenn der Service von Herzen kommt, wenn man seinen Job leidenschaftlich macht. Und noch etwas: Wenn der Gast in der Bar eine Cola bestellt und ich bemerke, dass der Aku seines Smartphones am Ende ist, bringe ich ihm selbstverständlich ein Ladegerät an den Tisch. Das ist die Sondermeile. Man sollte sich stets auf den Gast konzentrieren und herausfinden, was dieser wirklich braucht. Service wird dann eine Kunst, wenn die Mitarbeitenden die Bedürfnisse des Gastes erkennen und darauf reagieren.
…Standards in der Luxushotellerie:
Vorneweg: Standards sind wichtig, damit die Gäste wissen, was sie in einem Hotel erwarten können. Doch jeder unserer Mitarbeiter hat das Recht und die Verpflichtung, Standards auch zu brechen, sofern es der Gast will. Von dem Moment, wo der Gast die Bar betritt, bis zum ersten Getränk dürfen nicht mehr als fünf Minuten vergehen. Das ist bei uns Standard. Kommt der Gast mit seiner Frau in die Bar und beide sind intensiv in ein Gespräch vertieft, sollte die Kellnerin das Paar nicht stören und abwarten, bis sich eine Gesprächspause ergibt. Spüren, was der Gast gerade will, aufmerksam sein – das ist die Kunst im Service. Egal, wenn das Getränk dann zehn Minuten später kommt.
…Vertrauen in die Mitarbeitenden:
Ich vertraue meinen Leuten blind. Ich bin fest davon überzeugt, dass jeder, der hier im Hotel arbeitet, sein Bestes tut – für den Gast und für das Haus.
Apropos Vertrauen und Kontrolle: Es gibt eine Studie aus der Luxushotellerie, die zeigt, dass es in einem grösseren Haus täglich zu mehr als 10 000 Interaktionen zwischen Gästen und Mitarbeitern kommt – bei der Ankunft, beim Check-in, in der Bar, im Restaurant, in den Korridoren. Können Sie als General Manager das alles kontrollieren? Unmöglich!
… den Spagat zwischen Management und klassischem Hoteldirektor:
Ich bin beides, Manager und Gastgeber, doch ich tue beides mit Passion. Ich bin auch sehr oft beim Gast und kenne alle unsere Stammgäste. Ich bin das Gegenteil eines Managers, der fast nur im Büro sitzt, Zahlen und Statistiken studiert. Der persönliche Kontakt zu den Gästen gibt mir Energie.
Die Philosophie von Four Seasons lautet: Jeder General Manager ist sein eigener CEO. Ich bin verantwortlich für das Hotel. Der Konzern vertraut mir und geht davon aus, dass ich hier mein Bestes gebe.
…reiche Gäste, Millionäre und Milliardäre:
Was ist Reichtum? Schwierig zu definieren. Unsere Gäste sind Leute, die gerne gut leben und genau wissen, was sie wollen. Sie haben sehr hohe Ansprüche. Sie wissen, dass diese Ansprüche erfüllt werden, wenn sie zu uns kommen. Und für das sind sie bereit, mehr zu bezahlen als in einem anderen Hotel in der Schweiz.
… den «kleinen» Unterschied zu anderen Luxushäusern:
Es ist der Service. Unsere (anspruchsvollen) Gäste bestätigen es uns immer wieder: Four Seasons bietet den besten Service. Wir bieten Service Excellence auf einer intuitiven Basis. Service wird so zur Kunst. Vom Kellner über den Küchenchef bis zur Rezeptionistin. Sie alle sind Künstler.
… Luxus:
Luxus ist, Zeit für sich selbst zu finden. Zeit haben, um das Leben zu geniessen. Über seine Lebenszeit verfügen zu können – das ist wahrscheinlich der grösste Luxus, den sich erfolgreiche Menschen heute leisten können.
… Individualität im Hotel:
Fast alles ist möglich. Wobei: Die meisten Gäste haben «normale Bedürfnisse». Selten, dass einer morgens um 3 Uhr ein Rindsfilet braucht. Aber: Es muss im Hause einen Koch geben, der das Filet notfalls morgens um 3 Uhr zubereiten kann. Wichtig ist die Individualität in den Zimmern, denn der Gast möchte seinen Raum persönlich gestalten.
… Renditen in der Schweizer Luxushotellerie:
Wir verdienen Geld. Unser Haus ist sicher eines der rentabelsten Luxushotels der Schweiz. Aber wir verdienen das Geld vor allem für unseren Besitzer.
…vorbildliche Schweizer Luxushotels:
Eines meiner Lieblingshotels in der Schweiz ist das Park Hotel in Vitznau. Urs Langenegger ist ein toller Generaldirektor. Und schauen Sie sich diese Lage am See an. Da habe ich begriffen, warum die Leute in die Schweiz kommen, um hier Urlaub zu machen. Auch das Hotel Baur au Lac in Zürich ist ein großartiges Haus. Hervorragender Service, sehr gemütlich, obwohl es ein Luxushaus ist.