Dank des anhaltenden Touristen-Booms, der robusten Entwicklung des Geschäftsreiseverkehrs sowie der sich stabilisierenden Zinssätze ist das Vertrauen der Investoren in den europäischen Hotelmarkt wieder zurückgekehrt. Die kürzlich erfolgte Zinssenkung der Europäischen Zentralbank hat dazu weiter beigetragen. Der Fachautor Karl-Heinz Goedeckemeyer hat für das Portal ahgz recherchiert. Hotel Inside publiziert Auszüge aus dem Beitrag.
Die wichtigsten Fakten in Kürze:
- Kleinere Investoren werden im Jahr 2024 auf dem europäischen Hotelmarkt am aktivsten sein.
- Spanien überholt das Vereinigte Königreich und wird zum bevorzugten Land für Hotelinvestitionen.
- London behält den Spitzenplatz auf Stadtebene, gefolgt von Madrid und Paris.
- Deutschland unter den Top-10 der bevorzugten Länder für Hotelinvestitionen.
Trotz Vertrauen der Investoren und attraktiven Renditeerwartungen steht der Hotelinvestmentmarkt angesichts der Skepsis der Banken bei Hotelfinanzierungen vor einigen Herausforderungen. Aktuell spricht jedoch das sich verbessernde Makroumfeld und die Resilienz dieser Assetklasse für eine spürbare Erholung des Investmentmarkts im zweiten Halbjahr 2024.
Gemäß einer Umfrage des Immobiliendienstleisters CBRE wird sich der europäische Hotelinvestmentmarkt im Jahr 2024 positiv entwickeln. Dem „2024 European Hotel Investor Intentions Survey“ zufolge planen 70 Prozent der Investoren ihre Kapitalallokation in diesem Sektor zu erhöhen. Weitere 25 Prozent der Befragten beabsichtigen, ihr Investitionsniveau beizubehalten. „Der europäische Hotelmarkt ist unglaublich dynamisch, und unsere Umfrageergebnisse zeigen, dass die Investoren im Jahr 2024 eine optimistische Haltung einnehmen werden, da sie vom Wachstum der Region profitieren wollen“, betont Ronald Chan, Associate Director, Europe Hotels Research bei CBRE.
Dynamische Zimmerpreise als Inflationsschutz
Nachdem sich die Finanzierungsbedingungen vor dem Hintergrund der deutlich rückläufigen Inflationsraten leicht gebessert haben, haben Investoren bei Hotels bereits in den letzten Monaten wieder zugegriffen. Auch in der Hoffnung, Wertsteigerungen auf ihre Investments zu erzielen. Darüber hinaus hat sich der Hotelsektor generell als guter Inflationsschutz erwiesen. Letztlich ermutigen auch die mittel- bis langfristigen Prognosen für die Tourismuszahlen in Europa Investoren, weiteres Kapital für den Sektor bereitzustellen.
Laut Erhebungen von HVS Hodges Ward Elliott sind im ersten Quartal 2024 rund 4,8 Mrd. Euro in den europäischen Hotel-Investmentmarkt geflossen. Davon 2,37 Mrd. Euro aus Einzel- und 2,44 Mrd. Euro aus Portfolio-Transaktionen.
Investmentboom in Spanien
Nachdem Spanien im Jahr 2023 auf Länderebene mit einem Hotelinvestitionsvolumen von über 4 Mrd. Euro das Vereinigte Königreich überholt und sich als attraktivstes Ziel in Europa für Hotelinvestitionen innerhalb Europas erwiesen hatte, wurden nach Berechnungen von CBRE im ersten Quartal dieses Jahres Hotels im Wert von 577 Mio. Euro transferiert. Das entspricht einem Plus von 12 Prozent im Vergleich zum Q1 2023.
Darüber hinaus hat Madrid Paris überholt und gilt unter Investoren als zweitattraktivste Stadt für Hotelinvestitionen in Europa. Auch Barcelona war unter den Top-10-Investmentzielen zu finden. Getrieben durch die positiven langfristigen Fundamentaldaten steht allerdings London bei Hotelinvestments nach wie vor an erster Stelle. Unter den dortigen Transaktionen ist auch der Kauf des Hotels Ruby Zoe für 62 Mio. Euro für einen Deka-Fonds.
Anziehender Transaktionsfluss
Britische Hotels zogen in ersten Quartal 2024 Kapital in Höhe von 1,2 Mrd. Pfund an, was einem Anstieg des Volumens um 97 Prozent gegenüber dem Vorquartal und 138 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal entspricht. Das ist das höchste Niveau in der vierteljährlichen Hotelinvestmentbetrachtung seit dem vierten Quartal 2021 laut Cushman & Wakefield. Zugleich stiegen die Volumina im Q1 2024 auf den höchsten Stand seit 2019. Dabei standen zwei Portfolio-Transaktionen für 60 Prozent des Volumens, außerhalb Londons waren die Investitionen verhalten. Gemäß C&W spricht die anhaltend positive Stimmung für einen anziehenden Transaktionsfluss im weiteren Jahresverlauf.
Auch im ersten Quartal dieses Jahres zählte der italienische Hotelmarkt zu den bevorzugten Investitionszielen internationaler Investoren mit einem Gesamtvolumen von 330 Mio. Euro, getrieben von Transaktionen in den prestigeträchtigen Urlaubszielen wie beispielsweise Sizilien und Sardinien und deutlich höheren Zimmerraten. Auch die deutlich gestiegenen Raten (ADR + 50% im Vergleich zum Pre-Covid-Niveau) haben Anleger ermutigt, bei italienischen Hotels zuzugreifen.
Und was tut sich in Frankreich?
Mit einem Investitionsvolumen von fast 726 Mio. Euro war der französische Hotelmarkt im ersten Quartal dieses Jahres zum ersten Mal hinter dem Bürosegment der Sektor mit dem zweitgrößten Umsatzvolumen. Die Anlageklasse erwies sich als widerstandsfähig und verzeichnete trotz des schwierigen monetären und finanziellen Umfelds das zweitbeste erste Quartal seit zehn Jahren, heißt es in einem Bericht von Colliers.
Ähnlich wie in Großbritannien wurde der Markt von zwei Deals dominiert: dem Verkauf des Pullman Paris Tour Eiffel und des Dame des Arts. Eine höhere Transaktionstätigkeit sichtete Colliers auch in der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur. Frankreich profitierte zudem von der Tatsache, dass in den ersten drei Monaten ausländisches Kapital in Höhe von rund 1,4 Mrd. US-Dollar in das Land geflossen ist. Im Vergleich dazu zogen Deutschland und Spanien 744 bzw. 703 Mio. US-Dollar an.
Gateway-Städte stehen wieder hoch im Kurs
Als besonders attraktiv stufen Investoren die Segmente Upper Upscale (51%) und Luxury (45%) ein, ist einem Marktbericht von CBRE zu entnehmen. Beide Segmente hätten sich nach der Pandemie schnell erholt und besser entwickelt als der Hotelmarkt insgesamt. Die Umfrage zeigt zudem, dass sich die Investoren wieder stärker auf städtische Hotels konzentrieren, insbesondere in den europäischen Gateway-Städten. 57 Prozent der Befragten nannten zentrale Geschäftsviertel als bevorzugten Standort. Resorts, ein Segment, das sich in der Vergangenheit als inflationsresistent erwiesen hat, folgt mit 36 Prozent auf dem zweiten Platz. Die Corona-Erholung, steigende Freizeitnachfrage und kaum neue Projekte lassen auf positive Aussichten für gut gelegene Ferienanlagen schließen.
Laut dem Savills European Investor Sentiment Survey 2024 wird erwartet, dass die Assetklasse Hotelimmobilien weiterhin ein attraktiver Investitionssektor bleiben wird, und dass sich die Bereitschaft der Investoren, Kapital in dieses Segment zu investieren, in den nächsten drei Jahren erhöhen wird. Insgesamt planen Anleger laut dem Sentiment Survey Investitionen in Höhe von rund 10 Mrd. Euro, insbesondere in Serviced Apartments, Lifestyle-Hotels und Mid-Market-Hotels.
Quelle & Copyright: Der hier publizierte Bericht ist als Erstveröffentlichung auf dem deutschen Fachportal ahgz (3. Juli 2024) erschienen. Autor: Karl-Heinz Goedeckemeyer.
«Hotels haben sich schon immer als großartiger Inflationsschutz erwiesen, aber es waren die damit verbundenen steigenden Zinsen, die die Investitionstätigkeit im Jahr 2023 gedämpft haben. Nach den Zinssenkungsprognosen zum Jahresende haben die Investoren eifrig in den Sektor investiert. Sie sehen viele Möglichkeiten zur Wertsteigerung, und grundsätzlich deuten die langfristigen Prognosen für die Tourismuszahlen in Europa darauf hin, dass das prognostizierte Angebotsniveau nicht ausreichen wird, um diese Nachfrage zu befriedigen.»
Kenneth Hatton, Head of Hotels Europe CBRE
«Der europäische Hotelmarkt ist unglaublich dynamisch, und unsere Umfrageergebnisse zeigen, dass die Investoren im Jahr 2024 eine optimistische Haltung einnehmen werden, da sie vom Wachstum der Region profitieren wollen. In den letzten zehn Jahren entfiel mehr als die Hälfte des gesamten internationalen Reiseverkehrs auf Europa, und wir gehen nicht davon aus, dass sich dies in absehbarer Zeit verlangsamen wird.»
Ronald Chan, Associate Director, Europe Hotels Research CBRE