Seit 2004 haben sich über 60 historische Hotels und Gasthäuser in der Schweiz zur Marketing-Kooperation Swiss Historic Hotels (SHH) zusammengeschlossen. In diesem Jahr feiern die «Historiker» der Schweizer Hotellerie ihr 20-jähriges Jubiläum. Hotel Inside sprach mit Christof Steiner, dem Präsidenten der Vereinigung und Gastgeber im Kurhaus Bergün. Frage: Sind Hotels mit Geschichte erfolgreicher am Markt?
Christof Steiner, warum sollte ein historisches Haus mit Geschichte Ihrer Vereinigung beitreten?
Wir verhelfen historischen Hotels sich entsprechend auf dem Markt zu positionieren und sich als Haus mit Geschichte und Geschichten zu etablieren. Viele Gäste suchen heutzutage das Besondere bei der Auswahl eines Hotels – und da ist eine erlebbare Geschichte eines Hotels ein starkes Argument.
Was bieten Sie Ihren Mitgliedern konkret?
Wir sind eine Marketingkooperation, das heisst, wir führen verschiedene Marketingmassnahmen durch im Namen der Kooperation, wovon aber alle Mitgliederhotels wieder profitieren. Ganz klassisch per Newsletter und Social Media, aber auch in ausgewählten Partnerschaften, wie zum Beispiel mit dem Reisemagazin «Transhelvetica».
Sie arbeiten auch mit Schweiz Tourismus (ST) zusammen. Die historischen Hotels werden da als eigene «Spezialitätenkategorie» vermarktet.
Richtig, wir arbeiten sehr eng mit Schweiz Tourismus zusammen, unserem Hauptmarketingpartner, der uns weltweit vermarktet. Hier profitieren wir von sehr viel Know-how und Manpower. ST verhilft uns zum Beispiel zu internationalen Medienreisen und weiteren hochinteressanten Medienkontakten. Neben den Marketingaktivitäten sind wir auch ein lebendiges Netzwerk für Hoteliers, die einen regen Austausch untereinander pflegen und sich an zwei Zusammenkünften pro Jahr treffen.
Welches sind eigentlich die aktuellen Aufnahmekriterien? Oder anders gefragt: Welche Hotels können der Vereinigung Swiss Historic Hotels beitreten?
Unsere Aufnahmekriterien umfassen 24 Punkte, davon sind 9 Mindestkriterien, die erfüllt sein müssen, die restlichen sind Optional-Kriterien, bei denen eine Mindestpunktzahl erreicht werden muss. Wir legen viel Wert auf das Vorhandensein, die Authentizität und Pflege der historischen Substanz des Hauses und dass die Geschichte des Hotels für den Gast erlebbar ist. Daneben ist auch eine hohe Dienstleistungsqualität notwendig, angepasst an das jeweilige Haus und Konzept. Wir haben vom kleinen Gasthaus mit fünf Zimmern bis zum Palace-Grandhotel mit internationalem Ruf ganz verschiedene Hotels mit dabei, die aber alle eine einzigartige Geschichte besitzen und pflegen.
Was kostet die Mitgliedschaft?
Die Jahresbeiträge sind abgestuft nach Sterne-Kategorie und nach Anzahl Zimmer. So sind die Kosten moderat und betragen zwischen rund CHF 3500 und CHF 10 000 pro Jahr je nach Hotel. Darin inbegriffen ist auch die bereits erwähnte Mitgliedschaft in der Unterkunftsmarketingkooperation von Schweiz Tourismus.
Was passiert mit den Mitgliederbeiträgen?
Diese werden gemäss Budget, welches von der Generalversammlung genehmigt wird, eingesetzt. Davon fliesst der Hauptteil in die genannten Marketingaktivitäten, u.a. in die Zusammenarbeit mit Schweiz Tourismus.
Wie viele Hotels sind aktuell dabei?
Wir haben aktuell 61 Mitgliederhotels. Die Mitgliederzahl ist sehr konstant, wir haben auch nicht das Ziel, möglichst viele Hotels dabei zu haben, sondern die richtigen Häuser mit historischer Substanz. Deshalb ist Qualität für uns viel wichtiger als Quantität. So können wir dem Gast auch ein klares Qualitätsversprechen abgeben und jedem Hotel einen Mehrwert bieten.
Sind die Mitglieder an der Vereinigung Swiss Historic Hotels beteiligt?
Rechtlich sind wir als Verein aufgestellt, das heisst, jedes Hotel ist Mitglied und hat, so wie in jedem Verein, entsprechende Rechte. So kann jeder an der Generalversammlung über die Jahresrechnung, das Budget und die Wahl der Vorstandsmitglieder oder Änderungen bei Statuten etc. abstimmen und mitbestimmen. Wir freuen uns über einen lebendigen, sehr positiven Austausch und guten Geist in unseren Reihen.
Wie viele Schweizer Hotels gibt es noch, die Sie in die Vereinigung aufnehmen könnten?
Wie bereits erwähnt, ist unser Ziel nicht unbedingt Wachstum, zudem werden historische Hotels nicht mehr neu gebaut. Es gibt aber immer wieder Hoteliers, Investoren und Eigentümer, die den Wert der historischen Substanz Ihres Hotels erkennen und dieses sorgfältig renovieren, so dass auch neue Mitglieder dazukommen. Wir schätzen das Potenzial aktuell auf vielleicht noch gut 10 bis 15 Hotels, die unsere Aufnahme- und Qualitätskriterien erfüllen können, wobei auch diese Zahl mehr ein Bauchgefühl darstellt. Entscheidend ist auch immer, dass ein Hotel für eine engagierte Mitgliedschaft eintritt, damit beide Seiten davon profitieren.
Sie haben soeben ein neues Buch herausgegeben. Was bringt diese Buchpublikation den Hotels und der Vereinigung konkret?
Das aktuelle Buch «Hotelgeschichten», welches wir zusammen mit Transhelvetica herausgegeben haben, ist bereits das dritte Buch, welches wir publizieren durften. Daher wissen wir bereits aus Erfahrung, dass dies ein sehr effektives Marketingmittel für unsere Kooperation ist und wir so ein klassisches Cross-Marketinginstrument in den Hotels und auf dem Markt platzieren können. Mit dem Buch und den darin veröffentlichten Geschichten aus allen Hotels, sowie den stimmungsvollen Bildern, können wir sehr gut die vorhandenen Gemeinsamkeiten der unterschiedlichen Hotels kommunizieren und die Gäste animieren, verschiedene Swiss Historic Hotels zu besuchen und die Einzigartigkeiten jedes Hotels zu entdecken.
Profitieren Ihre Mitglieder auch vom weltweiten Reiseboom, der dazu führt, dass auch in der Schweizer Hotellerie Rekordzahlen verzeichnet werden?
Grundsätzlich haben wir keine detaillierten Informationen über Umsätze und Kennzahlen unserer Mitglieder, diese sind komplett eigenständige Betriebe – und ein Vergleich aufgrund der Diversität ist auch nur bedingt möglich. Wir haben aber in den letzten Jahren in Gesprächen und im direkten Kontakt mit vielen Hotels festgestellt, dass die Gästezahlen steigen und die Gäste ganz konkret aufgrund der Geschichte des Hauses das entsprechende Hotel gewählt haben. Sei dies bei einheimischen Schweizer Gästen, die bei der Großzahl unserer Mitglieder die Hauptgästegruppe bilden, wie aber auch bei ausländischen Gästen, zum Beispiel amerikanische Gäste sind häufig begeistert von der historischen Substanz der Häuser und den unzähligen Geschichten, die ein solches Haus bietet. Die Hotellerie ist und bleibt ein wirtschaftlich herausforderndes Feld. Wir sind aber überzeugt, dass die spezifische Positionierung eines Hotels als historisch wertvolles Haus absolut dabei hilft, die Frequenzen zu steigern und auch die Umsatzzahlen zu steigern.
Swiss Historic Hotels: Diese Kriterien müssen Hotels erfüllen!
Swiss Historic Hotels ist als starke Marke etabliert. Mit eigenen Marketing-Aktivitäten und in enger Kooperation mit Schweiz Tourismus treten die 61 Häuser auf dem Markt auf und verfolgen eine klare Vermarktungsstrategie. Alle Mitglieder der Swiss Historic Hotels erfüllen folgende Kriterien: Als historisch gelten jene Gebäudekomplexe, deren Hauptgebäude seit mindestens 30 Jahren besteht und von architekturgeschichtlicher Bedeutung ist. Der Gastbetrieb im historischen Gebäude hat sich während einer repräsentativen Zeitspanne etabliert.
Gebäude und Umgebung, Räume, Mobiliar, Beleuchtung usw. bauen vorwiegend auf dem historischen Original auf und bewirken eine hohe Erlebnisqualität. Umbauten wurden/werden in der Regel von der Denkmalpflege oder verwandten Organisationen begleitet und betreut.Die Betriebe zeichnen sich in allen Bereichen durch eine, der Sterne-Kategorie entsprechend, hohe Qualität der Dienstleistungen aus. Jeder Betrieb wird vor der Aufnahme einzeln und mit einem detaillierten Kriterienkatalog zu Gebäude, Aussen- und Innenbereich sowie Dienstleistungsqualität überprüft.
Roland Hunziker, Geschäftsführer SHH.
Für Auskünfte zu den detaillierten Kriterien, dem Aufnahmeverfahren und den Mitgliederbeiträgen wenden sich interessierte Hoteliers an die Geschäftsstelle der Swiss Historic Hotels:
Swiss Historic Hotels
info@swiss-historic-hotels.ch
031 302 32 26
Neues Buch: «Hotelgeschichten»
Swiss Historic Hotels vereint die schönsten historischen Hotels der Schweiz. Jedes der 61 Häuser ist voll mit Geschichte und Geschichten – diese werden nun in einem neuen Buch erzählt.
Die Swiss Historic Hotels sind einzigartige Zeitzeugen, in deren Patina die Jahrhunderte weiterleben: von der geschäftigen Säumerstation am historischen Handelsweg über das einsame Kloster mit dem blühenden Garten bis zum majestätischen Grand Hotel vor dem mächtigen Alpenpanorama, erzählt jedes Haus eine eigene spannende Geschichte.
Packende Geschichten aus den Hotels wurden von den findigen Autoren von Transhelvetica recherchiert und getextet. Die Autoren schildern kleine Anekdoten und prägende Ereignisse rund um die historischen Häuser, deren Region und den Menschen, die dahinterstehen.
Begleitet werden die Geschichten von stilvollen Fotografien von Juliette Chrétien, welche die einzigartige Architektur, die atmosphärischen Details und die oftmals malerische Umgebung der Hotels mit analog fotografierten Bildern aufzeigen.
Das Buch stellt alle Swiss Historic Hotels in der Reihenfolge ihrer Entstehung chronologisch vor und bietet Ausflugstipps zu jedem Haus für den Aufenthalt vor Ort. Faszinierende Details und Episoden aus den Hotelgeschichten machen die Schweizer Landes- und Tourismusgeschichte erlebbar. Abwechslungsreiche Wanderungen und touristische Reiserouten verbinden die Hotels, damit man auf einer genussvollen Reise sämtliche Häuser besuchen kann.
20 Jahre Swiss Historic Hotels: Jubiläumsweine
In einer neuen Kooperation durften fünf Winzer der Vereinigung «Jungwinzer Schweiz» zwei Cuvées für das 20-Jahr-Jubiläum der Swiss Historic Hotels kreieren. Die Kooperation umfasste die Produktion von je einer Cuvée «blanc» und einem Cuvée «rouge».
Beide Weine sind das Ergebnis eines überregionalen Mix, bei dem mehrere Winzer ihre Weine beisteuerten. Und diese Winzer sind dabei: Nicolas Cheseaux (Saillon, VS), Patrick Adank (Fläsch, GR), Nick Bösiger (Twann, BE), Kévin Constantin (Grimisuat, VS) und Robin Haug (Weinignen, ZH).
Bildlegende Hauptfoto: Grand Hotel Giessbach am Brienzersee.