HOTREC hat seine Studie zum Hotelvertrieb 2024 veröffentlicht, in der die jüngsten Entwicklungen und Trends im europäischen Beherbergungssektor untersucht werden und die Art und Weise, wie Verbraucher Hotelzimmer buchen, aufgedeckt wird. Hotel Inside liegt die Studie bereits vor. Hier die wichtigsten Erkenntnisse.
Die wichtigsten Ergebnisse bestätigen die Notwendigkeit einer ordnungsgemäßen Umsetzung des Gesetzes über digitale Märkte (DMA). Diese fairen digitalen Regeln werden eine ausgewogenere Behandlung von Hoteliers durch Online-Reiseagenturen (OTAs) sicherstellen.
Das europäische Hotelgewerbe warnt seit langem vor unlauteren Geschäftspraktiken von OTAs. Wettbewerb und Zusammenarbeit sind für das Gastgewerbe von entscheidender Bedeutung, schaffen jedoch Herausforderungen, die sich auf Preise, Betrieb und Gästeerlebnisse auswirken.
Als größter OTA ist Booking.com nun eine Gatekeeper-Plattform im Sinne der DMA. Die marktbeherrschende Plattform wird sich den neuen digitalen Regeln unterwerfen müssen. Dies dürfte es den Hotels ermöglichen, über ihre eigenen Vertriebskanäle bessere Preise anzubieten.
Die Ergebnisse der Hotelvertriebsstudie 2024 bestätigen die Notwendigkeit neuer digitaler Regeln, die einen fairen Wettbewerb in der Hotelbranche sicherstellen. Die Ergebnisse zeigen auch, wie die Realität für europäische Hoteliers aussieht. So geht der Anteil des Direktvertriebs weiter zurück, während die mächtigen OTAs weiter an Macht gewinnen.
«Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass Regulierungsmaßnahmen wie die DMA dazu beitragen werden, die ungleichen und unfairen Beziehungen zwischen OTAs und unabhängigen Hoteliers auszugleichen», schreibt die HOTREC in der Studie.
Dazu HOTREC-Generaldirektorin Marie Audren: „Hotels sind täglich mit unlauteren Geschäftspraktiken von Booking.com konfrontiert: finanzielle Verluste, betriebliche Belastungen und Rufschädigung. Das muss ein Ende haben. Die DMA und faire digitale Regeln sind ein erster Schritt in die richtige Richtung, um diese drängenden Probleme anzugehen.“
Und weiter betont Marie Audren: „Booking.com hält Gästedaten von Hotelpartnern zurück und hindert Hotels daran, bessere Preise auf ihren eigenen Websites anzubieten. Erschwinglichkeit, Transparenz und Auswahl sind für europäische Verbraucher und Reisende von entscheidender Bedeutung. Dies sollte dank der DMA endlich geklärt werden.“
Zur Erinnerung: Hotelvertriebskanäle sind die verschiedenen Wege, auf denen Hotels Zimmer und Dienstleistungen an Reisende anbieten und verkaufen können. Dazu gehören direkte Kanäle wie Hotel-Websites und telefonische Buchungen sowie indirekte Kanäle wie Online-Reisebüros (OTAs) und Reisebüros. Die Auswahl der richtigen Kanäle ist entscheidend für den Erfolg eines Hotels und wirkt sich sowohl auf die Auslastung als auch auf die Rentabilität aus.
Hotelvertriebsstudie 2024: Die wichtigsten Ergebnisse
– In den letzten 10 Jahren haben OTAs wie Booking.com einen durchschnittlichen Marktanteil von 10% im europäischen Hotelsektor gewonnen, was ihren wachsenden Einfluss unterstreicht.
– Die Vertriebskanäle für europäische Hotels kehren zu den Trends aus der Zeit vor der Pandemie zurück, wobei die Direktbuchungen weiter zurückgehen.
– Hotels sind in Bezug auf Vertrieb und Buchungen stark auf OTAs wie Booking.com angewiesen, insbesondere kleinere Hotels mit weniger Zimmern.
Weitere wichtige Ergebnisse
– Die beiden dominierenden Akteure auf dem Markt für Hotelunterkünfte sind Booking Holdings und in geringerem Maße die Expedia Group. Booking hat einen Anteil von 71% am OTA-Markt, der in den letzten 10 Jahren um 10% gestiegen ist. Expedia hat einen Marktanteil von fast 15%, der in den letzten zwei Jahren um 2% gestiegen ist.
– In 4 von 10 Fällen unterbieten die OTAs die von den Hotels festgesetzten Preise. Sie bieten auch mehrere Quellen an, indem sie die Preise und Verfügbarkeiten anderer OTAs auf ihrer eigenen Plattform auflisten, wovon jedes zweite Hotel in Europa betroffen ist und was die Hoteliers vor zahlreiche operative Herausforderungen stellt (z.B. Preisinkonsistenzen).
– Die europäische Hotelbranche unternimmt bedeutende Schritte in Richtung Digitalisierung, was sich in der stetigen Umstellung auf direkte Onlinebuchungen widerspiegelt. Die meisten Hotels nutzen Internet-Buchungsmaschinen (IBEs), die ein nahtloses und benutzerfreundliches Buchungserlebnis bieten.
– Der elektronische Vertrieb macht 45% der Übernachtungen aus, die über Online-Kanäle (Online-Reisebüros, soziale Medien, Internet-Buchungsmaschinen auf Hotel-Websites usw.) gebucht werden.
– In den letzten zehn Jahren haben Bekanntheit und Nutzung von Reise-Metasuchmaschinen unter Hotels deutlich zugenommen. Im Jahr 2013 war TripAdvisor mit einem Nutzungsanteil von 71% Marktführer, aber bis Ende 2024 wird Google Hotel Ads mit einem Nutzungsanteil von 80% die Führung übernehmen.
Professor Roland Scheff von der Fachhochschule Westschweiz & Wallis ist wissenschaftlich verantwortlich für die Hotrec-Vertriebsstudie.
Hintergrund zur Studie
HOTREC, die europäische Vereinigung von Hotels, Restaurants und Cafés, hat Anfang 2024 in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Westschweiz Wallis (HES-SO Valais Wallis) ihre zweijährliche Studie über den europäischen Hotelvertriebsmarkt durchgeführt. Dies ist die 6. Studie seit Beginn der Reihe im Jahr 2014.
Ziel der Studie ist es, die Entwicklung der Vertriebskanäle der europäischen Hotellerie mit besonderem Augenmerk auf die Rolle der Online Travel Agencies (OTAs) zu beobachten.
Die Ergebnisse für das Referenzjahr 2023, die auf der Beobachtung von über 3000 Hotels in ganz Europa basieren, zeigen, dass die Abhängigkeit der Hotels von OTAs weiterhin sehr hoch ist.
Entdecken Sie die neuesten Entwicklungen und Trends im Beherbergungssektor, indem Sie sich die diesjährige Vertriebsstudie ansehen: