Abfallminimierung und Wasserknappheit: Das sind nur zwei der Themen, die Ecolab derzeit beschäftigen. Wir sprechen mit Vertriebsleiterin Bianca Cordell über Umweltschutz und die Zukunft des Housekeepings.
Hotel+Technik: Frau Cordell, Ecolab feierte 2023 sein 100-jähriges Bestehen. Welche Entwicklungen haben Ihre Firma am stärksten beschäftigt?
Bianca Cordell: Von der ersten Innovation vor 100 Jahren bis heute stehen immer Lösungen für die jeweiligen Herausforderungen unserer Kunden im Mittelpunkt. Effiziente Lösungen, einfache und sichere Anwendung der Produkte, praktische Prozesse und Umweltschutz gehören hier seit jeher zu den Dauerbrennern. Bereits vor mehr als zehn Jahren haben wir mit „Apex“, unserer Lösung für das Geschirrspülen, einen Meilenstein für die Reduzierung von Kunststoffmüll und zur Steigerung der Anwendersicherheit sowie der Ergonomie erreicht. Auch unsere jüngsten Innovationen wie das Niedrigtemperatur-Waschverfahren „Ecobrite Low Temp“ reduzieren den Energieverbrauch, sparen Wasser und erhöhen die Lebensdauer von Textilien. In Zukunft wird der Erfolg maßgeblich davon abhängen, wie gut Ecolab Innovationen für einzelne Branchen zu einem Marktangebot anstelle eines individuellen Angebots kombinieren kann. Wir haben eine starke Innovationspipeline und bringen weltweit mehr als einhundert Innovationen pro Jahr auf den Markt.
Wie hat sich seit Corona die Nachfrage an Reinigungsmitteln entwickelt?
Die Pandemie zeigte uns deutlich, wie wichtig ein gut funktionierendes Hygienemanagement ist. Der Run auf Produkte für Händehygiene war natürlich im Konsumentenbereich wie auch bei unseren Hospitality-Kunden eindeutig zu erkennen. Außer der Händedesinfektion waren auch Flächendesinfektionsmittel sehr gefragt, um ein hygienesicheres Gesamtumfeld zu schaffen. Die Nachfrage hat sich nach der Pandemie wieder normalisiert. Doch das Hygienebewusstsein ist gestiegen.
Hat das Thema Hygiene insgesamt einen höheren Stellenwert bekommen?
Ja, auf jeden Fall ist das Bewusstsein gestiegen. Wir haben festgestellt, dass Hygiene in der Gesellschaft einen neuen, wesentlich höheren Stellenwert bekommen hat und damit die Erwartungen der Konsumenten in Sachen Hygienemaßnahmen klar gestiegen sind – auch in Branchen, wo früher nicht so darauf geachtet wurde. Ein Händedesinfektionsspender und die Möglichkeit, „High-Touch-Flächen“ wie Türgriffe, Geländer, aber auch Tisch- und Buffetflächen in Restaurants, Cafés und Bars desinfizieren zu können, gehört heute einfach zum Basis-Hygienemanagement dazu.
Mehr als 800 Milliarden, ganz genau 831.656.705.349 Liter Wasser – diese Menge konnten Unternehmen im vergangenen Jahr schätzungsweise sparen, indem sie Ecolab-Lösungen nutzten. Das zeigt der Live-Zähler auf Ihrer Website. Was tun Sie noch in Sachen Umweltschutz?
Ecolab hat die UN-Charta zur CO2 Neutralität 2050 unterschrieben. Die Erreichung dieses Ziels ist nur möglich, wenn wir alle unsere Aktivitäten konsequent darauf ausrichten. Das Thema wird uns durch den europäischen Green Deal nicht nur in Europa prägen, sondern auch global. Ressourceneinsparungen zu erzielen, ohne Kompromisse bei Reinigungs- und Desinfektionsergebnissen einzugehen, wird eine unserer Mammut-Prüfungen. Ein in Deutschland noch stark unterschätzter Aspekt wird dabei die Verknappung des Wassers sein, sodass wir konsequent überlegen, wie neben Energie auch Wasser eingespart werden kann. 2023 veröffentlichten wir die „Ecolab-Watermark“-Studie, die ergab, dass der Zugang zu sauberem und sicherem Wasser ein maßgebliches Anliegen von Verbrauchern auf der ganzen Welt ist.
“Statt klassischer Reinigungsmittel wird es in Zukunft nur noch ein paar Additive geben.”
Wir wollen Aufklärung betreiben, zum Umdenken anregen und Entscheidungsträger dazu bewegen, eine größere Rolle beim Schutz dieser Ressource zu übernehmen. Außerdem arbeiten wir am Ausbau einer Kreislaufwirtschaft für Verpackungen. Uns ist wichtig, Abfall zu minimieren, indem das Verpackungsgewicht und damit der dafür benötigte Kunststoff reduziert wird und Verpackungen wiederverwendet werden. Beispiel Sprühflaschen: Der Kunde kauft nur das Hochkonzentrat, das in Kunststoffbeuteln verpackt ist, und verdünnt es vor Ort anwendersicher in eine Sprühflasche, die rund 500 mal eingesetzt werden kann. Danach gelangen Sprühflasche, Beutel und Verpackungen in den Recycling-Kreislauf. Nachhaltigkeit wird schneller und erfolgreicher erreicht, wenn wir (Plastik-)Müll erst gar nicht entstehen lassen.
Durch den Abschluss eines Windparkprojekts im Jahr 2022 ist Ecolab in der Lage, genug sauberen Strom für 100 Prozent seiner europäischen Betriebe zu gewinnen. Und am Standort Monheim reduzieren wir dank einem der größten Solar-Eisspeicher der Welt CO2-Emissionen um circa 700 Tonnen pro Jahr. 66 Solar-Luft-Kollektoren für Heizung und Klimaanlage verringern unseren Stromverbrauch um etwa 18 Prozent. Nachhaltigkeit ist uns eine Herzenssache und steht deshalb im Fokus bei allem, was wir tun.
Die Branche hat mit einem enormen Fachkräftemangel zu kämpfen. Wie unterstützten Sie Hoteliers bei dieser Thematik?
Wir unterstützen die Hotellerie, indem wir Reinigungsprozesse als Ganzes betrachten und bei der Entwicklung der Produkte die einfache, ergonomische und effiziente Anwendung in den Mittelpunkt stellen. Hygienesicherheit gepaart mit Anwendersicherheit ist unser Schlüssel und nachhaltige Hygiene unsere Antwort auf Personalknappheit und Fachkräftemangel.
Welche Reinigungsfehler sind in der Praxis am häufigsten anzutreffen?
Am häufigsten erleben wir, dass keine Prüfung der Materialverträglichkeit erfolgt und beispielsweise saure Reiniger auf kalkhaltigen Oberflächen verwendet werden. Der Einsatz von ungeeigneten Reinigungs- und Pflegemitteln zieht sich oft wie ein roter Faden durch das ganze Haus. Wir treffen auf falsche Reinigungsverfahren und -abläufe sowie falsche Dosierungen. Dass die Nutzung nicht auf die Materialien abgestimmt ist, ist das Resultat fehlerhafter Planung.
Welche Schulungsintervalle empfehlen Sie Hoteliers?
Wir empfehlen einmal jährlich eine Schulung für die grundsätzlichen Housekeeping-Abläufe, um das gewünschte Servicelevel aufrechtzuerhalten. Ecolab bietet Kunden das E-Learning „On-Demand-Digital-Training“, um die Fähigkeiten, das Wissen und die Effizienz der Teams zu verbessern und ein schnelleres Onboarding von neuen Mitarbeitenden zu ermöglichen.
Blick in die Glaskugel: Wie werden wir in 20 Jahren reinigen? Es wird vieles über Robotik gehen und KI eine entscheidende Rolle spielen. Auch vollautomatische Systeme für Böden, Glas, Spülmaschinen und Oberflächen, die sich selbst reinigen und desinfizieren, werden die Reinigungsprozesse verändern. Statt klassischen Reinigungsmitteln wird es in Zukunft vermutlich nur noch ein paar Additive geben. Auch Reinigungsmaschinen, die das Wasser in einem in sich geschlossenen Kreislauf immer wieder aufbereiten und den Schmutzeintrag als Trockenkonzentrat abscheiden, werden den Wasserverbrauch voraussichtlich deutlich reduziert.
Zur Person
Bianca Cordell ist bereits mehr als 21 Jahre für Ecolab tätig und seit 2015 Vertriebsleiterin. Das US-amerikanische Unternehmen entwickelt und verkauft weltweit Reinigungs- und Hygienesysteme an Gastronomie-, Lebensmittel-, Wäscherei-, Reinigungs- und Landwirtschaftsbetriebe. Ecolab besitzt mehrere Tochtergesellschaften in Deutschland, darunter Ecolab Deutschland mit Hauptsitz in Monheim sowie Nalco Deutschland mit Sitz in Frankfurt