Mehr als 40 Verbände und Unternehmen wollen den sozialen und ökonomischen Stellenwert der Gastwelt für Deutschland herausstellen. Dafür rufen sie die “Destination D+” Kampagne ins Leben.
Mit der Fußball-EM will sich Deutschland wieder als einer der besten Gastgeber der Welt präsentieren. Daran werden auch die 5,8 Millionen Mitarbeitenden und 250.000 Betriebe der Gastwelt (Tourismus, Hospitality, Foodservice und Freizeitwirtschaft) einen großen Anteil haben, obwohl sie aus Sicht der Denkfabrik Zukunft der Gastwelt (DZG) von Politik und Öffentlichkeit nur selten in dieser bedeutenden Rolle wahrgenommen werden. Aus diesem Grund startet der Think-Tank zusammen mit einem Bündnis von mehr 40 Gastwelt-Verbänden am 27. Juni eine bundesweite politische Awareness-Kampagne.
Gastwelt ist “das Herz der Gesellschaft”
Die Initiative mit dem Namen „Destination D+“ soll zeigen, dass Hotels, Restaurants, Bars, Caterer, Ferienressorts, Freizeitparks, Event-Veranstalter und viele weitere Freizeiteinrichtungen nicht nur unverzichtbare wirtschaftliche Erfolgsfaktoren, sondern auch „das Herz unserer Gesellschaft“ sind. Die zentrale Kampagnen-Botschaft: Damit die Gastwelt auch zukünftig diese zentrale Rolle erfüllen kann, benötigt sie politischen Rückenwind. Die Destination Deutschland mit ihren vielen mittelständischen Betrieben braucht verlässliche, stabile und positive Rahmenbedingungen, die den Unternehmen die notwendige Luft zum Atmen lassen – so die Forderung der Initiatoren.
Menschen wieder stärker zusammenbringen
„Wir wollen also über die enorme gesellschaftspolitische Bedeutung unseres Dienstleistungssektors für die Lebensqualität und das soziale Miteinander in unserem Land sprechen“, sagt DZG-Präsident Gerhard Bruder. Für ihn bringt die Gastwelt Menschen in vielfältiger Art und Weise zusammen. “Unsere Gesellschaft dividiert sich seit Covid mehr und mehr auseinander: Einsamkeit, Anonymität, Polarisierung und Schwarz-Weiß-Denken nehmen zu, die Menschen sprechen immer weniger miteinander. Daher sind soziale Räume, echte Orte des Austausches und sozialen Miteinanders so unglaublich wertvoll und wichtig”, so Bruder. Hinzu komme, dass Hotels, Restaurants, Kantinen, Kneipen und Kinos mittlerweile der letzte verlässliche Anker in den Innenstädten sind“.
Haushaltsloch von bis zu 50 Milliarden Euro
Sowohl die aktuelle Haushaltsdebatte für 2025 als auch öffentliche Aussagen des Bundesrechnungshofes geben laut DZG unterdessen Anlass zur Sorge, dass die Gastwelt erneut in den Sparfokus geraten könnte. So wies SPD-Chef Lars Klingbeil in dieser Woche auf eine Haushaltslücke von bis zu 50 Milliarden Euro hin und betonte, dass diese nicht allein durch Einsparungen geschlossen werden könne.
DZG-Vorstandssprecher Marcel Klinge warnt daher: „Die Haushaltsrisiken nehmen zu und wir dürfen uns nichts vormachen: Es stehen harte Verhandlungen bevor. Der Bundesrechnungshof hat jüngst eine umfangreiche Reform der Umsatzsteuer gefordert und vorgeschlagen, die ermäßigten Mehrwertsteuersätze radikal zu begrenzen. Es ist wichtig, jetzt die gesellschaftliche, soziale und ökonomische Bedeutung unserer Branche deutlich zu machen, um negative Folgen zu vermeiden.”
Hinzu komme, dass derzeit auch die Weichen für die Wahlprogramme der Parteien für die Bundestagswahl 2025 gestellt würden. Politikexperte Klinge: „Wer in den Wahlprogrammen positiven Niederschlag finden möchte, muss genau diese Zeit nutzen und seine Argumente deutlich machen. Das Vorwahljahr ist entscheidend dafür. Auch deshalb ist jetzt der richtige Zeitpunkt für eine gemeinsame Awareness-Kampagne. Wir stellen uns nicht gegen etwas, sondern zeigen unseren großen positiven Impact auf die ganze Gesellschaft.“ red/sar