In diesen Tagen soll er eröffnet werden – der neue Königshof in München. Es ist das jüngste Luxushotel der bayerischen Metropole. Neu wird das 5-Sterne-Haus unter der Marriott-Marke «The Luxury Collection» am Markt erscheinen. Hotel Inside-Publizist Hans R. Amrein weilte in München. Hier sein Bericht:
Der Königshof wird also Mitglied der renommierten Marke „The Luxury Collection“, die zum Portfolio von Marriott gehört, welches inzwischen 31 Marken umfasst – im Luxussegment u.a. auch The Ritz-Carlton. Warum «The Luxury Collection»? Dies sei vor allem «eine strategische Entscheidung, «die nicht nur das kulturelle Erbe Münchens und die gelebte Tradition in den Vordergrund stellen soll, sondern das Haus im internationalen Wettbewerb klar im Luxussegment platziert», so Hotelinsider in München. Schließlich hatte das Hotel auch vor seinem Neubau bereits ein weit verbreitetes Renommee.
„Wir sind begeistert, den Königshof als einen Teil der ‚The Luxury Collection‘ zu eröffnen“, sagt Jörg Frehse, CEO und Sprecher des Vorstands der MHP Hotel AG. MHP (Munich Hotel Partners) hat bereits 2022 einen langfristigen Pachtvertrag mit der INKA Karlsplatz GmbH & Co. KG, einem Unternehmen der Familie Hans Inselkammer, abgeschlossen.
„Die internationale Luxus-Marke ‚The Luxury Collection‘ unterstreicht den Anspruch Münchens, Weltstadt zu sein. Hier am Eingang zur Innenstadt präsentiert sich München jetzt von seiner kosmopolitischen Seite. Mit MHP als Betreiber haben wir den richtigen Partner, um neue Standards im Münchener Luxushotelmarkt zu setzen“, erklärt Nicole Inselkammer, Geschäftsführerin der INKA. Die Familie von Hans Inselkammer hatte die Hotelimmobilie im Oktober 2021 von den Geisel Privathotels erworben.
„Diese Positionierung“, so Jörg Frehse, „ermöglicht es uns, unseren Gästen ein noch höheres Maß an Service zu bieten, während wir gleichzeitig die Individualität und Authentizität des Hotels bewahren. Als Münchner Unternehmen freuen wir uns darauf, für den Königshof das nächste Kapitel aufschlagen zu dürfen.“
„The Luxury Collection“ umfasst mehr als 120 weltweit renommierte Hotels und Resorts. Die Aufnahme des Königshofs in diese renommierte Sammlung folge der Tradition des ursprünglichen Hauses, das 2019 abgerissen wurde, so Jörg Frehse. «Gleichzeitig beginnt für das Haus eine neue Ära, indem es sich dem Portfolio von „The Luxury Collection“ anschließt.»
Auf dem Dach des Gebäudes entstehen ein Restaurant und eine moderne Bar mit einem spannendem F&B- sowie Event-Konzept – und einem spektakulären Blick über die Stadt. Das neue Hotelgebäude am Karlsplatz entstand nach den Plänen des spanischen Architekturbüros Nieto Sobejano. Enrique Sobejano, der einen Lehrstuhl für Experimentelles Gestalten und Grundlagen des Entwerfens an der Universität der Künste in Berlin innehat und Fuensanta Nieto haben bereits so bekannte Gebäude wie das Madinat al-Zahra Museum in Córdoba, das Kunstmuseum Moritzburg in Halle/Saale, die Erweiterung des Joanneum in Graz oder das Zentrum für zeitgenössische Kunst in Córdoba entworfen.
Hotelbetreiber Jörg Frehse: Die Inneneinrichtung des Hotels wird seine Gäste mit 107 modernsten Zimmern und Suiten sowie mit seinem ganz eigenen Stil begeistern: Die richtige Mischung aus bayerischem Lebensgefühl, exklusivem Luxus sowie authentischem und gleichzeitig exzellentem Service.»
Das Hotel Königshof war bis Oktober 2021 Teil der Hotelgruppe «Geisel Privathotels». Der alte Königshof war auch Mitglied von The Leading Hotels of the World. 2019 wurde das Hotel abgerissen.
Das Grundstück, auf dem sich das alte Hotel befand, hatte der Architekt Gustav Vorherr zu Beginn des 19. Jahrhunderts für seine Verdienste um die Stadterweiterung von König Max I. Joseph geschenkt bekommen. Er errichtete dort ein privates Wohnhaus. Das im klassizistischen Stil gehaltene Gebäude diente als Treffpunkt einer literarischen Runde, die von Maximilian I. Joseph nach München berufen wurde. Zu den Gästen zählten Schriftsteller wie Paul Heyse, Emanuel Geibel, Friedrich Bodenstedt sowie der Kunsthistoriker und Dichter Adolf Friedrich von Schack, Hoftheaterintendant Franz von Dingelstedt und Franz von Kobell.
Aus diesem Privathaus mit zentraler Lage zwischen Altstadt und Hauptbahnhof entstand im Jahre 1866 das Hotel Bellevue. 1880 folgte der Aus- und Umbau, u. a. erhielt das Haus die markanten Doppelgiebel zum Stachus und die prächtige Fassadenmalerei von Claudius Schraudolph dem Älteren.
Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde das Hotel in Hotel Königshof umbenannt und von Inhaber Albert Stanner betrieben. 1938 wurde das Haus, das damals 200 Betten zählte, von Karl und Anna Geisel übernommen und war bis Oktober 2021 im Besitz der Familie Geisel. Beide waren einst Bierwirte des Löwenbräu-Zeltes auf dem Münchner Oktoberfest und zählten einige Weinwirtschaften zu ihrem Besitz. 1944 wurde das Hotel Königshof im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt.
Die Familie Geisel entschied sich nach den starken Kriegsbeschädigungen für einen zeitgemäßen, 1955 fertiggestellten Wiederaufbau. Von 1970 bis 1972 erfolgte eine Generalrenovierung; das Erscheinungsbild wurde von Ernst Hürlimann als «Symbol einer Bauepoche» entworfen und blieb 47 Jahre bestehen. Da das Gebäude optisch massiv verändert wurde, war das Gebäude zwar nicht als Baudenkmal in die Bayerische Denkmalliste eingetragen, aber trotzdem wegen seiner historischen Bedeutung in die «Denkmal-Topografie Denkmäler in Bayern» aufgenommen.
Das Hotel bot 71 Einzel- und Doppelzimmer, 16 Suiten, 180 Tiefgaragenstellplätze, einen Wellnessbereich (Sauna, Dampfbad, Whirlpool und Fitnessraum). Im Haus befand sich auch das Gourmet Restaurant Königshof, das zuletzt von 2004 bis 2018 unter Martin Fauster mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet wurde.
2012 wurden Planungen bekannt, einen Abriss und Neubau durchzuführen. Der Abriss fand dann 2019 statt.
Der jetzige Neubau der spanischen Architekten Fuensanta Nieto und Enrique Sobejano besteht aus einem neunstöckigen Gebäude mit expressionistischer Kubatur und vorgehängter Glasfassade. Der Entwurf war zeitweise umstritten, vor allem wegen einer «ebenso prägnanten wie extravaganten Spalte in der Mitte» des Gebäudes.
Im Oktober 2021 wurde die Immobilie an die INKA Karlsplatz GmbH & Co. KG (Familie Inselkammer) verkauft. Das Hotel Königshof wird, wie bereits erwähnt, ab Juni 2024 unter der Marke «A Luxury Collection Hotel» von der MHP (Munich Hotel Partners AG) als Franchisenehmer betrieben. Das neue Hotel umfasst jetzt 57 Zimmer und 49 Suiten.
Warum haben die Geisels den Königshof verkauft?
Die deutsche Fachplattform ahgz fragte 2019 die drei Brüder Carl, Stephan und Michael Geisel: Warum verkaufen Sie den Königshof? Die Brüder wurden 2008 mit dem deutschen Award «Hotelier des Jahres» ausgezeichnet.
Was gab den Ausschlag für die Verkaufsentscheidung?
Wir sind überzeugt, dass sich ein so einzigartiges neues 5-Sterne-Haus unter dem Dach einer internationalen Hotelmarke mit globaler Vermarktungsplattform am erfolgreichsten im Markt positionieren lässt.
Wie will sich das Unternehmen Geisel jetzt neu aufstellen, worauf soll der Fokus liegen?
Als zukunftsgerichtetes Familienunternehmen konzentrieren wir uns auf die Weiterentwicklung unserer Bestandsbetriebe sowie die Förderung unserer talentierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zur Unternehmensgruppe Geisel gehören die Luxus-Stadtresidenz Beyond, das First-Class-Haus Excelsior mit dem Weinrestaurant Vinothek, die Schwabinger Wahrheit und die Weinhandlung Geisels Weingalerie.
Quelle: ahgz, 2021
Die Inselkammers: Wie aus der Familie eine Unternehmer-Dynastie wurde
Die Süddeutsche Zeitung publizierte ein Porträt der Familie Inselkammer, den neuen Eigentümern des Königshofes. Die Inselkammers gelten eine der bedeutendsten Unternehmerfamilien der Stadt München. Einer von vier Zweigen der Familie wurde durch ein Helikopter-Unglück 2019 auf Mallorca fast völlig ausgelöscht. Hotel Inside publiziert hier Auszüge aus dem SZ-Bericht:
Die Dynastie ging hervor aus dem im Jahr 1877 eröffneten, heute noch existierenden Gasthaus Franz Inselkammer in Siegertsbrunn, die Familie hatte dort seit 300 Jahren einen Hof bewirtschaftet und zum Gut ausgebaut. Später kam zur Gastwirtschaft auch noch ein Sägewerk hinzu. In Siegertsbrunn wurde 1902 Franz Seraph Inselkammer geboren, der zusammen mit seinem Bruder Hans den Grundstein für das weitverzweigte Firmenimperium legte. Kurz vor seinem 30. Geburtstag heiratete er die zehn Jahre jüngere Maria Kreszenz Zehentmair aus Aying – eine gute Partie für einen Gastwirt, denn Maria sollte einmal die kleine Ayinger Brauerei erben. Schon 1936 war es so weit; nach dem frühen Tod des Vaters mit 56 Jahren übernahmen Franz und Maria das Unternehmen.
Das erlebte seinen großen Aufschwung nach dem Zweiten Weltkrieg, und Franz Inselkammer erwies sich als risikofreudiger Unternehmer mit einer Nase für gute Geschäfte. So kaufte er 1953 rund ums Platzl in der Münchner Innenstadt diverse Grundstücke sowie die Gaststätte mit Theater, obwohl hier fast alle Gebäude noch vom Krieg zerstört waren. Und er investierte kräftig in die Brauerei, ließ dort beispielsweise 1957 das weltweit erste Hydroautomatik Sudwerk installieren.
Aus der Ehe gingen drei Söhne hervor: Franz (geboren 1935), August (1938) und Peter (1940). Franz, der Älteste, erbte die Brauerei 1986 nach dem Tod seines Vaters und führte das Unternehmen gemeinsam mit seiner Ehefrau Angela. Heute gehören zur Brauerei 48 weitere Betriebe. Um die Brauerei kümmern sich Sohn Franz und Tochter Ursula, Angela Inselkammer um den Brauereigasthof. Außerdem ist sie Präsidentin des Landesverbands Bayern des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga.
Der mittlere Sohn August, Vater des 2019 auf Mallorca mit seiner Familie verunglückten August Inselkammer, übernahm den Geschäftsbereich Holzwirtschaft und 1967 die Fertighausfirma Isartaler Holzhaus. August junior wurde später dort Geschäftsführer.
Der jüngste Sohn Peter kümmerte sich um die Immobilien, vor allem die rund ums Platzl. Die umfassen im Wesentlichen das Areal an der Sparkassen- und der Münzstraße. Das Hotel Platzl (vier Sterne), das Hardrock-Café, die Platzl-Gassen und die Pfistermühle gehören dazu. Seit 1990 sind die Inselkammers auch Wiesnwirte und betreiben das Armbrustschützenzelt, mittlerweile in zweiter Generation. Sohn Peter Inselkammer junior ist auch Sprecher der Wiesnwirte.
Franz Seraphs Bruder und dessen Sohn Hans bilden den vierten Zweig der Dynastie. Und der ist wirtschaftlich nicht weniger erfolgreich als die anderen drei. Hans Inselkammer stellte beispielsweise Holzpaletten her und wurde 1981 einer von vier Gesellschaftern der Augustiner-Brauerei. Die letzte Erbin der Brauerei, Edith Haberland-Wagner, starb 1997 kinderlos; kurz zuvor hatte sie 51 Prozent der Anteile in eine eigene Stiftung eingebracht. Die Inselkammers haben gleich danach die meisten Anteile, 35 Prozent.
Hans Inselkammers Sohn Jannik, geboren 1968, übernahm als Mitinhaber die Geschäftsführung von Augustiner und war auch Teilhaber verschiedener Brauereien und Immobiliengesellschaften mit dem Kürzel „Inka“. Ihr gehören teure Grundstücke in der Münchner Altstadt, darunter die Kaufingerstraße 11, die Sattlerpost, die Neuhauser Straße 5 und das italienische Kaffeehaus Tambosi. Jannik Inselkammer verunglückte 2014 tödlich beim Helikopter-Skiing in Kanada, seitdem übernimmt seine Schwester Nicole, eine Dermatologin, gelegentlich repräsentative Aufgaben für die Familie. Sie ist auch zuständig für den neuen Königshof.
Quelle: Süddeutsche Zeitung
Der neue Königshof am Stachus.
MHP Hotel AG: Die Betreiber des Königshofs
Die MHP Hotel AG (vorm. Munich Hotel Partners GmbH) ist eine gründergeführte, unabhängige Hotelinvestment- und Managementplattform. Seit 2012 entwirft und realisiert das Unternehmen Hotel-, Gastronomie- und Barkonzepte im Premiumsegment. MHP operiert als partnerschaftliches Bindeglied zwischen Hotelinvestoren und Franchisegebern sowie zwischen den Hotelgästen und Hotelteams vor Ort.
Aktuell befinden sich Le Méridien Hotels in Hamburg, Stuttgart, München und Wien, das Sheraton Düsseldorf Airport Hotel, das Hotel Luc, Autograph Collection in Berlin, das JW Marriott Hotel in Frankfurt, das Basel Marriott Hotel sowie das Hotel MOOONS in Wien im Portfolio der MHP-Hotelgruppe. Hinzu kommen jetzt der Königshof München sowie des Conrad Hamburg im Jahr 2025.
Seit Ende 2021 ist das Unternehmen durch die Einbringung der Munich Hotel Partners GmbH in die frühere Lifespot Capital AG – die heutige MHP Hotel AG – im m:access Freiverkehr der Börse München notiert.
Bildlegende Hauptfoto: Der neue Königshof am Stachus.