Wie kann Küchentechnik dabei helfen, Energie zu sparen und die Teams zu entlasten? Darüber spricht Hotel+Technik-Redakteurin Natascha Ziltz mit Geschäftsführer Rudi Seubert von Winterhalter Deutschland.
Hotel+Technik: Herr Seubert, Corona, Ukraine-Krieg, Energiekrise, Engpässe auf dem Beschaffungsmarkt: Was sind derzeit die größten Herausforderungen in Ihrem Tagesgeschäft?
Rudi Seubert: Seit 2020 gab es kein normales und stabiles Geschäftsjahr mehr. Menschen und Unternehmen sind verunsichert, eine Aussicht auf Stabilität ist nicht in Sicht. Das ist derzeit die größte Herausforderung. Aber wir nehmen die Situation an, wie sie ist und schauen zuversichtlich und positiv nach vorn. Wir arbeiten an Maßnahmen und Strategien, um unser Produktionssystem widerstandsfähiger gegenüber Störungen zu machen. Dazu zählen alternative Lieferketten, Digitalisierung, Mitarbeiterschulungen und ein Ausbau neuer Absatzmärkte.
Trotz Coronakrise war 2021 für Ihr Unternehmen eines der besten Geschäftsjahre in der ganzen Firmengeschichte. Warum?
Die staatlichen Subventionierungen hat Winterhalter überproportional für sich nutzen können. Kundenanfragen und -aufträge stiegen in extremem Maße an. Wir konnten unseren Marktanteil ausweiten. Viele Kunden haben sich für unsere Produkte entschieden und auf die Qualität und die Zuverlässigkeit von Winterhalter gesetzt.
Spüren Sie die Auswirkungen der Pandemie noch heute?
Die erwähnten staatliche Subventionen beeinflussen die Nachfrage bis heute, wobei der Absatz wieder Fahrt aufnimmt, auch in der Gemeinschaftsverpflegung. Das Niveau von 2019 zu erreichen beschäftigt die gesamte Großküchentechnikbranche. Politische Zeichen für Zuversicht und damit einhergehende Investitionsbereitschaft wären für Deutschland sicher hilfreich.
Steigende Energie- und Produktionskosten führten dazu, dass Winterhalter die Preise anpassen musste. Nun rechnen Branchenexperten damit, dass sich die Rohstoffpreise dieses Jahr etwas erholen werden. Können Sie das bestätigen?
Bereits 2023 haben wir auf diese Entwicklung reagiert und die Preise nur moderat angepasst. Zum Geschäftsjahr 2024 konnten wir das Preisniveau aus dem Vorjahr stabil halten und haben keine Preiserhöhung vorgenommen.
“Nachpolieren ist unnötig, ein Zeitfresser und hygienisch sehr bedenklich.”
Das Thema Energiesparen stellt neben dem Fachkräftemangel die größte Herausforderung dar. Die Küche gehört zu den Orten, wo am meisten Energie benötigt wird. Welche Antworten gibt Ihre Firma darauf?
Bei der Entwicklung der Spülmaschinen haben wir schon immer auf einen möglichst ressourcenschonenden Betrieb geachtet. Mit neuen Features zur Einsparung von Strom und Wasser konnten wir mehrfach neue Branchenstandards setzen und unseren Kunden geringe Betriebskosten ermöglichen.
Außer den Energiekosten hält auch der Fachkräftemangel die Branche fest im Griff. Wie können Produkte von Winterhalter dazu beitragen, Mitarbeitende zu entlasten?
Als entscheidenden Lösungsfaktor sehe ich hier die Digitalisierung und Automatisierung. Unsere digitale Anwendung „Connected Wash“ hilft, die Technik optimal einzusetzen, Prozesse zu optimieren und das Personal zu entlasten. Und: Was wir immer noch viel beobachten, ist, dass das Personal Gläser und Besteck poliert. Mit der richtigen Wasseraufbereitung und Chemie kommen Gläser und Besteck bei uns absolut glänzend und streifenfrei aus der Maschine. Ein Nachpolieren ist unnötig, ein Zeitfresser und hygienisch sehr bedenklich.
Was sind derzeit die spannendsten Trends in Sachen Küchentechnik?
Energieeffizienz, Betriebskosten, Digitalisierung, Bedienkomfort und Investitionssicherheit. Darauf haben wir auch bei der Entwicklung unserer neuen Mehrtanktransportmaschinen gesetzt. Die Resonanz vom Markt ist überaus positiv. Durch die Möglichkeit der flexiblen Um- und Nachrüstung passt sich die MT-Serie jeder neuen Situation an.
Welche Rolle spielt künstliche Intelligenz bei moderner Küchentechnik?
Die Integration von KI in Spülmaschinen revolutioniert die Art und Weise, wie wir in Zukunft spülen – indem sie Effizienz, Benutzerfreundlichkeit und Nachhaltigkeit verbessert.
Wie könnte denn die Spülmaschine der Zukunft aussehen?
Der Verschmutzungsgrad und die Art des Geschirrs könnten automatisch erkannt werden. Auf Basis dieser Daten kann die Maschine die optimale Wassermenge, Temperatur und Spüldauer selbstständig anpassen. Fehlerdiagnosen und Wartungsvorhersagen überwachen den Betriebszustand der Spülmaschine und erkennen potenzielle Probleme frühzeitig. Dank Fernwartung sind weniger Einsätze vor Ort nötig. Vieles davon leisten unsere Maschinen bereits heute und wir arbeiten stetig an zukunftsweisenden Technologien.
Zur Person
Rudi Seubert ist seit 2019 Geschäftsführer der Winterhalter Deutschland GmbH. Das Unternehmen, das 1947 gegründet wurde, hat heute weltweit mehr als 40 Niederlassungen und erwirtschaftet 400 Millionen Euro im Jahr (Stand 2022). Mehr als 2.000 Beschäftigte sind für Winterhalter tätig.