Das weltgrößte Hotel-Franchiseunternehmen, Wyndham Hotels & Resorts, hat im vergangenen Jahr ein Rekord-Wachstum in Europa, dem Mittleren Osten und Afrika verzeichnet. EMEA-Chef Dimitris Manikis sprach am Rande des IHIF in Berlin in einem Interview mit ahgz-Chefredaktor Rolf Westermann über Chancen und Risiken der aktuellen Wachstumsstrategie.
Die Corona-Krise scheint endgültig überwunden. Kommt nun ein neuer Boom der Hotelindustrie?
Trotz der aktuellen Herausforderungen, wie den steigenden Kosten, dem Fachkräftemangel oder den geopolitischen Unruhen, die sich allesamt auf das Reiseverhalten auswirken, überwiegt der Optimismus. Die Reiselust ist nach wie vor ungebrochen, die Einschränkungen der Corona-Jahre sind längst vergessen. Reisende sind bereit, für einzigartige Reiseerlebnisse, höhere Kosten in Kauf zu nehmen, oder erkunden kostengünstigere Alternativen. Dieses neue Reiseverhalten kommt besonders dem Mittelklasse-Segment zugute, in dem Wyndham stark aufgestellt ist. Marken wie Super 8, TRYP, Ramada oder unsere Trademark Collection-Hotels profitieren besonders von der aktuellen Reiselust. Außerdem sehen wir wieder einen stärkeren Trend hin zu All-Inclusive Hotels. Auch darauf fokussieren wir uns im Moment verstärkt, um die Nachfrage auch künftig besser bedienen zu können.
Im vergangenen Jahr gab es eine starke Erholung, während die Wachstumsraten in diesem Jahr geringer ausfallen. Ist das ein schlechtes Zeichen?
Ich glaube, dass sich der Wachstumstrend in den nächsten Jahren fortsetzen wird, vor allem im mittleren Preissegment. Die Zinsen werden eine wichtige Rolle spielen, wenn es darum geht, die richtige Stimmung im Markt zu schaffen. Wir sehen weiterhin großes Potenzial in Europa, aber zunehmend auch im Nahen Osten und Saudi-Arabien – beides Regionen, die für unsere Entwicklungspipeline eine große Rolle spielen. Als Marktführer im Mittelklasse-Segment haben wir Marken, die sowohl für Eigentümer als auch für Millionen von Reisenden attraktiv sind. Es lässt sich zwar eine Abflachung des Wachstums beobachten, die Menschen haben aber immer noch das Bedürfnis, zu reisen, sich mit anderen Kulturen auszutauschen und neue Erfahrungen zu sammeln.
Welche Risiken sehen Sie?
Der Fachkräftemangel stellt immer noch eine große Herausforderung dar. Während der Pandemie haben die Hotels qualifiziertes Personal verloren, das teils in andere Sektoren abgewandert ist. Als Branche müssen wir uns aktiv um Fachkräfte und vor allem den Nachwuchs bemühen und die Vorteile einer Hotelkarriere darstellen. Die Hotellerie ist eine sehr inklusive Branche, die auch Quereinsteigern großartige Möglichkeiten bietet. Außerdem bietet die Hotellerie die Perspektive, sich langfristig weiterzuentwickeln und Managementpositionen zu übernehmen, sowie im Ausland zu arbeiten – alles Vorteile, die insbesondere junge Arbeitnehmer zu schätzen wissen. Außerdem sind geopolitische Unruhen immer eine Herausforderung für unsere Branche und beeinflussen das Verbraucherverhalten. Gleichzeitig verändert auch der Klimawandel das Reiseverhalten und stellt für bestimmte Reiseziele ein Risiko dar, während er gleichzeitig anderen zugutekommt.
Wie entwickelt sich Wyndham EMEA?
In der EMEA-Region haben wir im letzten Jahr ein Rekordwachstum hingelegt. Wir haben insgesamt 87 Hotels mit mehr als 9.500 Zimmern eröffnet, 100 neue Franchisevereinbarungen unterzeichnet und neun Marken in weiteren Ländern eingeführt, etwa das erste Registry Colleciton Hotel in Europa in Chalkidiki, Griechenland, die Marke Wyndham Grand in Krakau, Dolce by Wyndham in Mailand, Super 8 in Großbritannien und Trademark Collection in Malta, Portugal, Türkei und Qatar. In der Türkei sind wir mit einem Portfolio von über 100 Hotels das größte internationale Hotelunternehmen und in Saudi-Arabien konnten wir mit einem neuen Ramada Encore Hotel unsere Präsenz im Mittelklasse-Segment weiter ausbauen. Abgesehen von Russland, bietet auch die GUS-Region viele Möglichkeiten, sowohl im Hinblick auf Hotel-Neueröffnungen als auch auf neue Vertragsabschlüsse und den Aufbau einer robusten Pipeline.
Wie hat sich das Reisen verändert und wie sehen die Auswirkungen auf die Hotellerie aus?
Das Reiseverhalten und die Erwartungen von Gästen haben sich fundamental verändert. Reisende suchen vor allem nach einzigartigen Erlebnissen, die sie mit ihren Freunden, ihrer Familie und darüber hinaus teilen können. Daher sind Personalisierung, Technologie und Nachhaltigkeit von großer Bedeutung. Durch unser globales Nachhaltigkeitsprogramm Wyndham Green, das wir als Markenstandard eingeführt haben, verpflichten sich unsere Hotels, sozial, ethisch und ökologisch verantwortlich zu handeln.
Quelle & Copyright: ahgz online, April 20’24. Autor: Rolf Westermann. Der hier publizierte und gekürzte Bericht ist als Erstveröffentlichung auf ahgz online erschienen.
Das börsennotierte US-amerikanische Unternehmen Wyndham Hotels & Resorts ist mit mehr als 9200 Hotels in über 95 Ländern auf sechs Kontinenten das größte Hotel-Franchise-Unternehmen der Welt, gemessen an der Anzahl der Häuser. Mit einem Netzwerk von mehr als 872.000 Zimmern, die sich an Alltagsreisende richten, ist Wyndham führend im Economy- und Midscale-Segment der Beherbergungsbranche. Das Unternehmen betreibt ein Portfolio von 25 Hotelmarken, darunter Super 8, Ramada und Wyndham. Das Treueprogramm Wyndham Rewards des Unternehmens bietet mehr als 106 Millionen registrierten Mitgliedern die Möglichkeit, bei Tausenden von Hotels, Ferienclubanlagen und Ferienvermietungen weltweit Punkte einzulösen. Dimitris Manikis arbeitet seit mehr als 30 Jahren für Wyndham und ist Präsident für Europa, den Nahen Osten, Eurasien und Afrika (EMEA).
Bildlegende Hauptfoto: Dimitris Manikis arbeitet seit mehr als 30 Jahren für Wyndham und ist Präsident für Europa, den Nahen Osten, Eurasien und Afrika (EMEA).