Das Taschenbergpalais Kempinski Dresden öffnet sich nach außen und will Heimat für Einheimische und Gäste aus aller Welt sein. Wie das Innere des Fünfsternehotels dafür neugestaltet wurde.
Die Gräfin Cosel begegnet den Gästen des Taschenbergpalais immer wieder: Gleich zu Beginn schaut sie von der Wand über dem Check-in herunter. Dann erscheint die Dame mit weißem Haar und Kaugummi im Mund auf Displays in der Lobby und kurz darauf erneut im Digital Mirror des Fahrstuhls. Die Gräfin, für die das Palais im 18. Jahrhundert von August dem Starken gebaut wurde, ist mit der Renovierung zur Symbolfigur des Fünfsternehotels geworden. Mit künstlicher Intelligenz wurde ihr Gesicht sozusagen wiederbelebt. Entstanden ist ein Bild der Gräfin, wie es in unserer heutigen Zeit aussehen könnte.
Clemens Degenhardt, Director Sales & Marketing im Kempinski Hotel Taschenbergpalais, spricht beim Rundgang durch das Haus aus, wie die Gräfin dank KI wirkt: „Ziemlich instagrammable.“ So neu wie der Look der Gräfin sind auch die Räume des Hotels. In 14 Monaten Renovierungszeit wurden die Lobby, die Lounge & Patisserie „Amalie“, die Flure und die 180 Zimmer und 31 Suiten des Fünfsternehotels neugestaltet.
“Eine Ära der Verwandlung”
Zum Neustart des Hauses im Februar gingen vorerst nur die ersten beiden Etagen mit Zimmern und Suiten in Betrieb. Auf der dritten und vierten Etage gehen die Arbeiten noch bis Mai dieses Jahres weiter, so Hoteldirektor Marten Schwass. Dennoch ist er glücklich, dass sein Hotel wieder geöffnet ist. „Ich bin so unendlich stolz. Es ist einfach nur schön, das hier zu sehen“, sagt Schwass bei der offiziellen Eröffnung vor rund 130 geladenen Gästen.
„Für das Haus hat mit der Renovierung eine Ära der Verwandlung begonnen. Es hat eine neue Strahlkraft erhalten.“ Das Taschenbergpalais in der Innenstadt von Dresden ist ein Wahrzeichen und das einzige Fünfsternehotel in Sachsen. Entsprechend groß war das Interesse der Medien und der Öffentlichkeit. Unter den Gästen der Eröffnung war auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer, der betonte:
„Das Hotel ist eine Chance und ein Geschenk. Eine Stadt und eine Region, die die Kraft haben, ein solches Hotel zu rechtfertigen, zeigen, dass hier Dynamik ist, dass hier wirtschaftliche Kraft und Perspektiven da sind.“ Das Hotel bringe sich in ganz besonderer Weise in die Stadtgesellschaft ein. „Sie haben nie abseitsgestanden, sie haben immer mitgemacht, andere gefordert und selbst viel geleistet“, lobte Kretschmer Schwass und sein Team.
Zum Restart war das Haus fast ausgebucht. „Die Belegung lag bei 92 Prozent“, sagt Schwass. Langfristig strebe er eine Belegung von 60 Prozent an. Noch wichtiger sei der Durchschnittspreis. Aufgrund der Renovierungskosten und der höheren Personalkosten steigen auch die Zimmerpreise. Der Durchschnittspreis werde deshalb künftig über das Jahr gesehen bei 270 bis 280 Euro pro Nacht liegen, so Schwass. Je nach Saison können es aber auch bis zu 800 Euro sein.
Große Flachbildschirme und hochwertige Armaturen
Wie hoch die Kosten für die Renovierung insgesamt waren, dazu wollen weder die amerikanische RFR Holding als Immobilieninvestor und Eigentümer des Hauses noch Kempinski als Betreiber des Hotels etwas sagen. Medienberichten zufolge sollen die Kosten im zweistelligen Millionenbereich liegen. Vor der Renovierung Anfang 2023 wurde das Mobiliar aus den 1990er-Jahren versteigert. „Der Plüsch von damals kam raus“, erzählt Schwass. Das Geld aus der Versteigerung wurde mit in die Renovierung gesteckt. Drei Architektur- und Designbüros sind mit der Neugestaltung und dem Innendesign beauftragt worden: Innenarchitekt Markus Hilzinger, Immobilienentwickler Ronald Hetzke und Architekt Jan Tröber. Sie brachten Erfahrungen aus anderen Luxushotels mit.
Unter dem Motto „Alte Geschichte neu erzählt“ wurden Charme und Eleganz des denkmalgeschützten barocken Gebäudeensembles hervorgehoben, um Tradition und Moderne miteinander zu verbinden. Die öffentlichen Bereiche, Flure und Zimmer sind in Pastelltönen wie Hellblau, Salbeigrün, Rosa oder Sandgelb gehalten. Italienisches Design prägt die Möblierung der Zimmer, die zudem mit allergikerfreundlichen Textilien ausgestattet wurden. Die Gäste können ihre mobilen Geräte per WLAN mit großen, an den Wänden montierten Flachbildschirmen verbinden oder auch auf dem Nachttisch per Induktion laden, alles ganz ohne Kabel. In den Badezimmern wurden hochwertige Armaturen eingebaut, einige davon im Wert von bis zu 28.000 Euro. Im ganzen Haus finden sich Kunstwerke, insbesondere Gemälde, Vasen und Skulpturen.
Luxushotellerie mit Humor und Leichtigkeit
Die Lobby wirkt jetzt heller als zuvor. Dort geht der Blick wie automatisch nach oben. An der Decke schimmern Leuchten, deren Anordnung dem Flusslauf der Elbe nachempfunden wurde. Ihr Licht setzt die farbigen Textiltapeten, die Sandsteinböden und die Kunstwerke passend in Szene. „Früher war die Lobby nicht so stark frequentiert“, erinnert sich der Hoteldirektor. „Deshalb wollten wir sie jetzt zum Wohnzimmer Dresdens machen.“ Sie solle ein internationales Publikum ansprechen, aber auch lokalen Gästen offenstehen. „Wer sich in die Lobby setzt, soll sich wohlfühlen und kann hier prominente Gesichter sehen“, so Schwass.
Die drei Aufzüge, die Gäste von der Lobby zu den Zimmern bringen, sind mit sogenannten Digital Mirrors ausgestattet: An den Rückwänden der Fahrstühle, wo sonst meist Spiegel sind, wurden Digital Mirrors, große Bildschirme, montiert, auf denen im Wechsel Gräfin von Cosel und Werbung des Hotels zu sehen sind. „Der Gast kommt in den Aufzug rein und wird erstmal überrascht“, meint Clemens Degenhardt, Director Sales & Marketing. „Damit wollen wir auf sympathische, humorvolle und spannende Weise unser Iconic, die Gräfin Cosel, aber auch unsere Restaurants einbinden.“
Der Gast kommt in den Aufzug rein und wird erstmal überrascht. Damit wollen wir auf sympathische, humorvolle und spannende Weise unser Iconic, die Gräfin Cosel, aber auch unsere Restaurants einbinden.
Clemens Degenhardt, Director Sales & Marketing Kempinski Hotel Taschenberpalais Dresden
Das sei auch ein Weg, wie sich das Haus laut Degenhardt künftig als Luxushotel aufstellen möchte: mit Humor und Leichtigkeit. Die mithilfe künstlicher Intelligenz gestaltete Gräfin ist laut Hoteldirektor Marten Schwass bis jetzt das einzige KI-Element in seinem Haus. Schwass ist überzeugt: „In einem Luxushotel bleibt das Wichtigste der Mensch. Und der möchte von einem Menschen betreut werden, der möchte Wärme spüren. Mit KI allein funktioniert manches, vieles aber auch nicht.“
Patisserie kreiert Dresdner Stollen neu
Das Erdgeschoss des Hotels soll Besucher und Gäste von draußen zum Hineinschauen in das historische Gebäude einladen. Die Lounge & Patisserie Amalie wurde deshalb offen und luftig gestaltet. Gäste können sie über mehrere Zugänge vom Hotel aus, aber auch von außen erreichen. Serviert werden Klassiker der hoteleigenen Patisserie. Der aus Indien stammende Chef-Patissier Yogesh Dutt und sein Team von fünf Mitarbeitenden verbinden lokale Spezialitäten wie Dresdner Stollen mit fruchtigen Akzenten wie Orange, Zitrone und Limette.
Das Restaurant „Palais“ wurde bereits im vergangenen Sommer wiedereröffnet. Hier finden bis zu 67 Gäste Platz. Auf die Teller kommen bekannte Klassiker, mit Produkten auch von regionalen Zulieferern, wie Executive Chef Andreas Gräser betont. Die Speisekarte richtet sich nach Regionalität, Saisonalität und Verfügbarkeit. Pro Tag werden zum Beispiel höchstens vier Forellen serviert. Gemeinsam mit seinem Team in der Küche und dem Service (jeweils 17 Mitarbeitende) entwickelt er die Speisen für die Karte immer wieder neu. „Ich gebe einen groben Rahmen vor, über den wir dann sprechen, und jeder kann seine Ideen dazugeben.“ Anschließend wird probegekocht, diskutiert und verbessert.
Erlebnisse im Restaurant Palais
Im Palais möchte der Service den Gästen außerdem ein Erlebnis bieten. Dazu werden einige Speisen direkt an den Tischen zubereitet, zum Beispiel Forelle Müllerin und Tatar. Außerdem gibt es einen Private Dining Room, und auf Wunsch der Gäste wird das Essen auf den Hotelzimmern serviert. Personalmangel ist in der Küche kein Thema, sagt der Küchenchef. Die Mitarbeitenden wechseln sich in Früh-, Spät- und Wochenenddiensten ab. „Wir können auf Wünsche eingehen und haben eine geringe Fluktuation.“ Während der Schließzeit konnten die Mitarbeitenden in andere Kempinski Hotels wechseln. Viele nutzten dies, um neue Eindrücke zu sammeln. Die meisten sind danach wieder zurückgekehrt. „Es gibt wirklich nichts Schöneres als hier in diesem Traumhaus zu arbeiten“, hebt Andreas Gräser hervor. Außer dem Restaurant Palais gehört zum Hotel auch das Restaurant „Kastenmeiers“. Dort werden vor allem Fischgerichte und Delikatessen zubereitet.
Taschenbergler fühlen sich verbunden
Das Hotel startete im Februar mit rund 160 Mitarbeitenden. Wenn die Renovierungen im Sommer abgeschlossen sind, sollen es 180 sein. Ein Hotel wie das Taschenbergpalais lebt laut Marten Schwass nicht nur von seinem international bekannten Namen, sondern auch von den Mitarbeitenden. Einige sind schon seit der Eröffnung 1995 dabei, wie der Chefconcierge und die leitende Hausdame. Viele fühlen sich als „Taschenbergler“ mit dem Haus verbunden. „Das stärkt den Charakter des Hauses“, sagt Schwass, der das Hotel seit November 2013 leitet.
Der Gast muss die Echtheit eines Hotels fühlen. Wenn Gäste spüren, das ist aufgesetzt, dann funktioniert das nicht. Der Gast muss fühlen, dass es auch so gemeint ist.
Marten Schwass, General Manager Kempinski Hotel Taschenbergpalais Dresden
Seine Philosophie: „Zu meinem Team sage ich immer: Ihr dürft alles machen, was ihr wollt. Wenn euch eine Tasse herunterfällt oder ein Glas kaputt geht, dann kann das jedem passieren, das ist menschlich. Aber wenn ihr auf den Gast zugeht, dann empfangt ihn genauso wie zu Hause: mit Herzlichkeit und einem Lächeln. Seid natürlich, verstellt Euch nicht und seid kommunikativ. Das versuche ich vorzuleben. Der Gast muss die Echtheit eines Hotels fühlen. Wenn Gäste spüren, das ist aufgesetzt, dann funktioniert das nicht. Der Gast muss fühlen, dass es auch so gemeint ist.“