Mitten in einem Industrie- und Büroquartier in Zürich-Altstetten existiert ein modernes Design- und Lifestyle-Hotel: «Placid». Seit zwei Jahren führt Kurt Ecker das Hotel mit 115 Zimmern, Suiten und Lofts. Das Besondere: Die Hotelimmobilie gehört nicht irgendwelchen Investoren, sondern der «Diakonie Bethanien» in Zürich. Hotel Inside sprach mit Hotelmanager Ecker über Standort, Positionierung, Design und die Einzigartigkeit des 12-stöckigen Hauses.
Was die wenigsten Gäste, die im «Placid» in Zürich-Altstetten absteigen, wissen: Das 12-stöckige Betongebäude ist im Besitz des Vereins «Diakonie Bethanien». Erstaunlich, aber wahr: Der Verein führt Alters- und Pflegeheime, Kindertagesstätten – und ein Design- und Lifestyle-Hotel. Wo heute Hotelgäste in modern und etwas puristisch eingerichteten Zimmern und Suiten übernachten, existierte noch vor einigen Jahren ein Palliativ-Abteilung, wo todkranke Menschen die letzten Stunden und Tages ihres Lebens verbrachten.
65 Prozent der Gäste im «Placid» steigen aus geschäftlichen Gründen hier ab, die restlichen 35 Prozent sind Freizeitgäste. Die Zimmerraten bewegen sich, je nach Saison und Nachfrage, bei 120 bis 250 Franken (DZ). Die durchschnittliche Jahresauslastung liegt bei sehr guten 70 Prozent (ADR 170 Franken/Jahr). Das Hotel ist laut Kurt Ecker «sehr rentabel» und erzielt einen Jahresumsatz von ca. 7,5 Mio. Franken (inkl. F&B).
Hotel Inside-Publizist Hans R. Amrein sprach mit Kurt Ecker über die Besonderheiten des Hauses:
Kurt Ecker, Ihr «Placid» ist ein ganz besonders Hotel. Die Lage im Industrie- und Büroquartier, das moderne Design, die exklusive Architektur und die Inhaberschaft sind in der Tat spezielle Merkmale. Wie würden Sie denn die aktuelle Positionierung des Hotels umschreiben?
Das Placid ist ein Ort für Design-Liebhaber, Kosmopoliten, Geschäftsreisende, Genussmenschen, aber auch für Familien. Einzigartig sind die Zimmer mit Panorama-Fenstern und Ausblick über die Stadt Zürich. Zudem können diese Airlux-Fenster geöffnet werden –ähnlich wie bei einem französischen Balkon. Durch die neun verschiedenen Zimmerkategorien können wir eigentlich jeden Gästewunsch hinsichtlich Komforts und Ausstattung erfüllen. Das Hotel-Mobiliar besteht aus einzigartigen, zeitlosen Design-Klassikern, zum Beispiel «Horgen Glarus». Der Kenner weiss natürlich sofort, dass er hier am richtigen Ort ist – und am liebsten für immer bleiben möchte (lacht)…
Welche Gästesegmente sprechen Sie denn konkret an?
Rund 50 Prozent sind Firmengäste, 50 Prozent Individualreisende.
Sie führen auch ein Restaurant mit total 200 Sitzplätzen (Innen und Terrasse). Wie hoch ist der Anteil F&B? Und was zeichnet Ihre Gastronomie besonders aus?
Der Anteil Food & Beverage liegt bei 30 Prozent. Auf der Karte dominieren nationale und internationale Klassiker, wobei wir stark auf die Saisonalität achten: Züri Geschnetzeltes, Wiener Schnitzel, Clubsandwich, Moules & Frites, belgische Waffeln, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Und wichtig: Die Gastro-Räumlichkeiten eignen sich hervorragend für kleinere und grössere Gruppen sowie für exklusive Events.
Immobilienbesitzerin und Betreiberin des Hotels ist der Verein Diakonie Bethanien in Zürich. Wie kommt dieser Verein dazu, ein Design- und Lifestyle-Hotel zu betreiben?
Die Diakonie Bethanien hat eine über 100-jährige Geschichte in der Stadt Zürich. Der Dienst am Mitmenschen bzw. die liebevolle Betreuung von Menschen stand dabei stets im Zentrum ihres Schaffens. Bei der Verlegung des Hauptsitzes vom Zürichberg nach Altstetten war die Grundidee, die verschiedenen Generationen in einem Haus unterzubringen. Also Kita-Kinder, die arbeitende Bevölkerung, Pflegebedürftige usw. Ein Full-Service-Hotel ist ja ein Dienstleister am Menschen par excellence und passte somit hervorragend in dieses neue Konzept und in den Grundgedanken der liebevollen Betreuung von Menschen.
Alles klar. Nun, die Lage des Hotels in Zürich-Altstetten hat Vor- und Nachteile. Das Hotel liegt in einem Büro- und Industriegebiet. Warum ist diese Lage ideal? Und welche Gäste entscheiden sich aufgrund der Lage für Ihr Hotel?
Der Name Placid assoziiert sinnbildlich eine ruhige Oase, in die man sich zurückziehen kann und inmitten einer pulsierenden Stadt Geborgenheit erlebt. Durch die Lage am Stadtrand haben wir mehr Raum zur Verfügung als viele Zentrumslagen und bieten zudem ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis. Mit dem Tram ist man in 15 Minuten in der Innenstadt und wir sind bestens an die Autobahnen angebunden.
Sie erreichen eine Jahresauslastung von etwa 70 Prozent, der Jahresumsatz liegt bei aktuell 7,5 Millionen Franken. Wie schaffen Sie das?
Um das ganze Jahr hindurch eine hohe Auslastung zu generieren, benötigen wir einen guten Gästemix aus Grosskunden, KMUs, Konferenz- und Seminargästen, Städtereisenden, Individualgästen und Longstays. Ein gutes Ranking auf den gängigen Buchungsportalen und Meta-Search-Plattformen ist für uns als Privathotel am Standrand essenziell, um wahrgenommen und gefunden zu werden. Letztendlich zählt die Gästezufriedenheit. Wir haben schon seit der Hoteleröffnung sehr viele Stammgäste, die uns regelmässig besuchen.
Welche Bereiche im Hotel sind aktuell digitalisiert? Ist digitales Check-in und Check-out überhaupt ein Thema?
Bei der Guest-Journey, von der Pre- bis zur Post-Stay-Mail haben wir sehr viele Kontaktpunkte mit dem Gast digital gut aufbereitet. Das Suite-Pad als digitaler Concierge im Zimmer wird ebenfalls sehr gut genutzt.
Digitaler CI und CO sind meiner Meinung nach bei vielen Anbietern noch sehr fehleranfällig und nicht ausgereift. Für uns ist das ein wichtiges Thema, jedoch werden wir das Ganze erst in etwa drei Jahren vollumfänglich um- und einsetzen.
Haben Sie eigentlich ein Problem, qualifizierte Mitarbeitende zu finden, nicht zuletzt aufgrund der Lage?
Dies ist ein generelles Problem, aber im Placid nicht grösser als bei anderen Häusern. Dazu ist die Lage am Stadtrand nicht unbedingt ein Nachteil und hat für viele Mitarbeitende auch Vorteile, da sie nicht durch die Stadt fahren müssen. Ich bin froh und auch stolz, dass wir so viele Mitarbeitende haben, die schon lange bei uns sind. Zudem haben wir ein sehr gutes Kader-Team, das mehrheitlich aus internen Beförderungen entstanden ist.
Zu Ihrer Person: Was reizt Sie persönlich, das Placid Hotel zu führen?
Da ich bereits seit der Pre-Opening-Phase mit dabei bin und das Placid-Baby quasi mit aus der Taufe gehoben habe, ist es für mich eine besondere Ehre, dieses Haus nun bereits seit zwei Jahren führen zu dürfen. Ein kleines Schmuckstück in der Obhut einer Organisation, bei welcher der Dienst am Menschen im Mittelpunkt steht. So hat das alles für mich auch einen tieferen Sinn und Hintergrund – sozial und innovativ eben.
Schlussfrage: Wie lauten Ihre Prognosen für das laufende Jahr 2024?
Ich denke, dass wir uns auf ein weiteres erfolgreiches Jahr in der Schweizer Hotellerie freuen dürfen.
Wer ist Kurt Ecker?
Kurt Ecker gebürtiger Österreicher und arbeitet seit über 20 Jahren in der Hotellerie. Angefangen hat er in der alpinen Ferienhotellerie, mit verschiedenen Stationen in Österreich, Italien und in der Schweiz. Nachdem er seine Leidenschaft für die Hotellerie entdeckt hatte, absolvierte ich ein Fachhochschulstudium (4 Jahre Vollzeit) für „Unternehmensführung in der Tourismus- und Freizeitwirtschaft“ am Management Center Innsbruck. Seit 2012 arbeitet er in der Stadthotellerie und seit 2016 lebt er in Zürich – mit seiner Partnerin und seinem 2-jährigen Sohn.