Der weltweite Reise-Boom hält auch 2024 an. Davon sind Tourismus- und Hospitality-Experten überzeugt. Damit nicht genug: Hotelgruppen mit starkem Standbein im Luxussegment dürften in diesem Jahr zu den Gewinnern gehören. Zu diesem Schluss kommt der Tourismus-Publizist Karl-Heinz Goedeckemeyer. Er hat für das deutsche Fachportal ahgz recherchiert. Hotel Inside publiziert einen Auszug aus dem Trendbericht.
Die Aussichten für die globale Hotellerie im Jahr 2024 sind positiv. Das zeigen die aktuellen Einschätzungen zahlreicher Branchenunternehmen, die kürzlich ihre Geschäftszahlen 2023 und Einschätzungen für das laufende Jahr präsentierten. Da die Verbraucher weiterhin Geld für Reisen ausgeben, wird sich die Performance-Verbesserung der Hotels weiter beschleunigen, wovon vor allem die städtischen Gateway-Märkte profitieren dürften.
Dabei werden jene Luxusmarken, die Nachhaltigkeit, Wellness und Authentizität in den Vordergrund stellen, im Vorteil sein. Da sich die Finanzierungsbedingungen (u.a. Zinsen) den Einschätzungen der Experten zufolge im Jahresverlauf verbessern werden, dürften die Transaktionsaktivitäten wieder stiegen. Zu den großen Nachfragern werden ausländische Käufer vornehmlich aus dem Nahen Osten, Staatsfonds und Family Offices gehören. Da diese Gruppen auch im vergangenen Jahr als Käufer von Luxushotels aufgetreten sind, ist zu erwarten, dass diese Klientel sich auch künftig neue Investitionsmöglichkeiten in diesem Bereich erschließen wird.
Es ist ferner davon auszugehen, dass traditionelle Luxushotelmarken neben den etablierten Destinationen auch in neue Märkte expandieren werden, um ihr Portfolio weiter zu diversifizieren und einen größeren Anteil der wachsenden vermögenden Bevölkerung für sich zu gewinnen. Laut dem World Wealth Report von Capgemini ist die Zahl der vermögenden Privatpersonen (High Net Worth Individuals, HNWI), definiert als Personen mit einem Nettovermögen von mindestens 1 Million US-Dollar, seit 2019 um 10,7 Prozent gestiegen und wird Ende 2024 weltweit 21,7 Millionen Personen umfassen. Obwohl HNWIs weniger als 0,3 Prozent der Weltbevölkerung ausmachen, tragen sie fast 70 Prozent der weltweiten Ausgaben für Luxusreisen bei. Daher ist es keine Überraschung, dass die Nachfrage nach Luxushotels in die Höhe geschnellt ist.
Laut Erhebungen von Verified Market Research wurde der Markt für Luxushotels im Jahr 2023 auf 103,39 Mrd. US-Dollar geschätzt und wird bis 2030 voraussichtlich 166,04 Mrd. USD erreichen, was einer durchschnittlichen Wachstumsrate (CAGR) von 6,1 Prozent von 2024 bis 2030 entspricht. Bezüglich der geografischen Ausrichtung dürfte Nordamerika den Markt für Luxushotels im Prognosezeitraum voraussichtlich dominieren. Dafür sprechen die soliden Wachstumsraten und die hohe Zahl vermögender Privatpersonen, was zu einer großen Nachfrage nach Luxushotels führen könnte, auch außerhalb Amerikas.
In Europa hingegen dürften Frankreich mit Paris als Hauptanziehungspunkt, Italien mit historischen Städten wie Rom und Florenz, das Vereinigte Königreich mit London als multikultureller Metropole und Spanien mit seiner Mischung aus sonnigen Stränden und pulsierenden Städten mit kulturellen Attraktionen zu den wichtigsten Märkten für Luxushotels gehören.
Wenn der internationale Reiseverkehr weiterhin boomt, sollten auch die grenzüberschreitenden Investitionen zunehmen. Das bedeutet, dass sich die Liquidität im Markt für Luxushotels wahrscheinlich noch weiter erhöhen wird. Im laufenden Jahr werden Luxushotels in ganz Europa und in ausgewählten US-Städten die größten Empfänger von ausländischem Kapital sein, ist sich David Eisen von Hotstats sicher.
Vor allem in den städtischen Gateway-Märkten würden Luxushotels von der anhaltenden Erholung des internationalen Reiseverkehrs erheblich profitieren. Nicht nur, dass internationale Reisende in der Regel länger bleiben und mehr ausgeben, was zu einem anhaltenden Wachstum der durchschnittlichen Zimmerpreise (ADR) beitragen dürfte. Es besteht auch ein starker Zusammenhang zwischen internationalen Ankünften und der Belegung von Luxushotels in Städten. Im asiatisch-pazifischen Raum dürften europäische Investoren ihr Kapital in Japan, Singapur, Melbourne und Sydney investieren.
Nach einem Bericht von Hotstats-Manager Eisen gehörten Luxushotels aufgrund starker Fundamentaldaten, steigender Renditen und eines hohen Abschlags auf die Wiederbeschaffungskosten im Jahr 2023 zu den von den Investoren am stärksten bevorzugten Anlagen. Tatsächlich hätten Luxushotels im vergangenen Jahr 21,4 Prozent der globalen Single-Asset-Hoteltransaktionen ausgemacht – der zweithöchste Anteil seit 2015. Ferner erreichten die Kaufpreise für ein einzelnes Luxushotel im Jahr 2023 mit 640.000 US-Dollar pro Zimmer den bisher höchsten erzielten Preis. Darüber hinaus gab es laut Hotstats 32 Transaktionen im Wert von über 1 Million Dollar pro Zimmer und fünf Transaktionen im Wert von über 3 Millionen Dollar pro Zimmer: ein absoluter Rekordwert.
In den letzten Jahren haben große Hotelgesellschaften Marken gekauft oder entwickelt, die sich auf den wachsenden Luxus-Wellness-Markt konzentrieren, wie Six Senses von IHG, Miraval von Hyatt und Sensei von Larry Ellison. Diese Marken konzentrieren sich auf Wellness und einen ganzheitlichen Ansatz.
Die Entwicklung ganzer Marken, die sich diesem Wellness-Subsektor widmen, und das Kaliber der Unternehmen, die sich für ihr Wachstum und ihren Erfolg einsetzen, sind ein deutlicher Hinweis auf die Zukunft des Freizeitreisens. Neben den großen Hotelketten sind in den letzten Jahren auch viele 4- und 5-Sterne-Hotels in den Alpen entstanden. Diese vornehmlich privat geführten Resorts schaffen Rückzugsorte in der Natur in Verbindung mit außergewöhnlicher Architektur.
Stark im Luxussegment ist auch Marriott International verankert. Laut dem Unternehmen ist die Pipeline von Luxushotels auf 245 Hotels angewachsen, von denen mehr als 20 im Jahr 2024 eröffnet werden sollen. Mit 58 neuen Verträgen verzeichnete Marriott einen Rekord im Luxussegment. Im Jahr 2023 eröffnete das Unternehmen insgesamt 29 neue Luxushotels. Ferner sei der Luxusvertrieb von Marriott um mehr als 50 Prozent größer als der des nächsten Wettbewerbers.
Kaum ein Markt wächst mit so stabilen Raten wie jener der Luxusmarken. Das ist nicht nur in der Hotellerie, sondern auch in anderen Bereichen wie Mode und Kosmetik festzustellen. Dass der Markt jedoch ebenfalls auf konjunkturelle und geopolitische Unsicherheiten reagiert, mussten in den vergangenen Monaten auch einige Aktien der Luxuskonzerne feststellen.
Schuld daran war vor allem der einstige Wachstumsgarant Nummer 1 für die Branche, China, welcher aktuell mit einer wirtschaftlichen Misere zu kämpfen hat. Dennoch ruhen auch die Hoffnungen der Hoteliers darauf, dass die vermögenden Chinesen Europa im laufenden Jahr wieder stärker bereisen werden.
Quelle & Copyright: ahgz online, März 2024. Autor: Karl-Heinz Goedeckemeyer. Dieser Beitrag wurde als Erstveröffentlichung auf dem Fachportal ahgz publiziert.
DATEN & FAKTEN zum LUXUSMARKT
- Luxushotels hatten 2023 weltweit einen Anteil von 21,4 Prozent an den Einzel-Hoteltransaktionen.
- Mit 640.000 US-Dollar pro Zimmer markierten die Kaufpreise für Einzelhotels 2023 im Luxussegment einen Höchststand.
- 32 Hotels erzielten 2023 beim Verkauf einen Preis, der einem Zimmerpreis von mehr als 1 Mio. US-Dollar entspricht.
- 2023 gab es fünf Transaktionen zu einem Preis von über 3 Millionen Dollar pro Zimmer.
Quelle: Hotstats
Bildlegende Hauptfoto: Les Trois Rois Basel.