Der aktuelle Generationswechsel in vielen Häusern, die Umstrukturierungen in der Geschäftsstelle und ein neuer Vorstand setzen frische Akzente bei der Hotelkooperation.
Regelmäßige Investitionen, regionale Küche, Nachhaltigkeit, ein gutes Verhältnis zum Team, Freundlichkeit gegenüber den Gästen: Mittelständische Unternehmer wie die Ringhoteliers handeln auf vielen Feldern intuitiv richtig, um den Bestand ihrer Betriebe langfristig zu sichern. Bei Herausforderungen, deren Lösung ihnen allein schwerfiel, erhalten sie Unterstützung durch das Ringhotel Serviceteam. „Die größte Stärke der Ringhotels ist der Gleichberechtigungsgrundsatz und die Mitbestimmung im Verein“, sagt Petra Weindl (42), seit Mitte vergangenen Jahres geschäftsführender Vorstand der Ringhotels. „Jedes Mitglied gestaltet die Zukunft mit, anders als bei anderen Unternehmen. Wir pflegen einen extrem offenen Austausch, wodurch ein hoher Mehrwert und Synergien entstehen. Wir haben einen sehr starken Zusammenhalt.“
Ende Oktober 2023 hatte Weindl, unterstützt durch das Präsidium, bei den Themen-Tagen im Ringhotel Winzerhof in Rauenberg eine auf Zukunftsthemen nachjustierte Strategie der Kooperation vorgestellt. „Wir fokussieren uns insbesondere auf Nachhaltigkeit, Mitarbeitergewinnung und -förderung sowie auf die Chancen der Digitalisierung“, sagt die Kooperationschefin. „Unser Anspruch ist es, unsere Mitglieder professionell zu unterstützen, ohne dabei unsere Wurzeln zu verlieren.
Der traditionelle Slogan „Echt Heimat Genuss erleben“ bliebe weiterhin Leitbild und Versprechen der Kooperation, werde aber laufend auf Passgenauigkeit und Aktualität überprüft. „Es ist so schön zu sehen, mit wieviel Herzblut unsere Hoteliers diesem Gedanken folgen. Wir haben Betriebe mit eigener Rinderzucht, andere mit einer eigenen Brauerei. Echt Heimat Genuss wird bei uns gelebt und ständig neu interpretiert“, so Weindl. „Dass einige Betriebe diesem Genuss-Gedanken nicht folgen konnten, aber auch, dass andere aus den unterschiedlichsten Gründen ihre Betriebe aufgaben, hat uns am Ende zwar kleiner, aber auch homogener gemacht.“ Und dies käme nicht zuletzt auch einer Top-Priorität der Gruppe zugute: dem qualitativen Wachstum.
Weiterbildung von Mitarbeitern
„Wir möchten stabile, gute Häuser integrieren, das Spektrum der deutschen Hotelvielfalt bewahren und ausbauen, ohne dabei Quantität vor Qualität zu stellen“, betont Weindl. Schon seit geraumer Zeit engagiert sich das Service-Büro stark im Bereich Mitarbeiterschulungen und arbeitet dabei unter anderem mit Anbieter Diavendo zusammen. Neben Trainings zu Themen wie Reservierungsannahme oder Beschwerdemanagement sind auch solche zur Persönlichkeitsentwicklung oder zur Datenschutzverordnung gefragt. Bisher fanden im Rahmen der Ringhotel-Akademie jeden Winter insgesamt zwölf Trainingseinheiten an drei bis vier Tagen in einem Mitgliedshotel statt. Ab 2024 wird es erstmals zwei Akademien geben, eine im Westen, eine im Osten, eine unter der Woche und eine am Wochenende. „Damit möchten wir mehr Mitgliedern die Teilnahme ermöglichen. Außerdem werden wir mehr Themenschwerpunkte im operativen Bereich anbieten“, so Weindl. Zu den neuen Inhalten zählten beispielsweise interkulturelles Management inklusive der Thematik Diversität, aber auch eine neue Housekeeping-Akademie oder eine Social-Media-Weiterbildung in Zusammenarbeit mit dem Digitalmarketing-Unternehmen Online Birds, die auf die Einbindung von Mitarbeitenden in diesem Bereich zielt.
„Wir informieren sie jetzt beispielsweise auch ausführlich über die Hintergründe und Vorgehensweise bei unseren Mystery Checks, überarbeiten mit dem Buchungs- und Channelmanagement-Anbieter DIRS21 das Thema Pricing und haben einen Azubiaustausch und Benefit-Programme“, erläutert Weindl. Außerdem hat das Team der Geschäftsstelle eine Zeitschrift für die Mitarbeitenden entwickelt, die künftig in regelmäßigen Abständen über die wichtigsten Themen in der Welt der Ringhotels informiert. Den Mitglieder-Service, also die persönliche intensive Betreuung der Hotels vor Ort, hat Ringhotel-Pressesprecher Florian Rose zusätzlich übernommen.
Ringhotels Schmiede für die junge Generation
Um die harmonische Unternehmensnachfolge zu unterstützen, bieten die Ringhotels bereits seit vielen Jahren ein spezielles Forum für den Nachwuchs der Hoteliersfamilien an. In der Ringhotels Schmiede trifft sich die Nachfolgegeneration zum Gedanken- und Erfahrungsaustausch und initiiert auch eigene Events, beispielsweise einen internen Kochtalente- und einen Servierkräfte-Wettbewerb. Im Frühjahr 2023 hat die Schmiede mit Annica Peters vom Ringhotel Landhaus Gardels eine neue Vorsitzende gewählt. „Gemeinsam mit ihr prüfen wir die weitere strategische Ausrichtung der Schmiede“, sagt Weindl. Die stetige Prüfung der Zukunftsfähigkeit gelte für alle Bereiche, auch beispielsweise für die Optimierung der Webseite.
“Privathoteliers haben eine andere Denkweise als institutionelle Investoren. Sie entwickeln, um zu bewahren.”
Petra Weindl, geschäftsführender Vorstand Ringhotels
Wichtig für die Nachwuchsgewinnung sind gute Bewertungen der Betriebe als Arbeitgeber. Im Rahmen der Thementage im Oktober hatten die Ringhotels etwa Otto Lindner, den Vorsitzenden des Hotelverbands Deutschland (IHA), zu Gast, der bei dieser Gelegenheit unter anderem die Kooperation des Branchenverbandes mit der Arbeitgeberbewertungsplattform Kununu präsentierte. „Wir sind sehr stolz, das Ringhotel Krone in Schnetzenhausen unter unseren Mitgliedern zu haben, das als einer der führenden Ausbildungsbetriebe in Deutschland mit dem ‚Most-Wanted-Start‘-Siegel der Zeit-Verlagsgruppe und Kununu ausgezeichnet wurde“, so Weindl. In der besagten Analyse von Kununu wurden mehr als 258.000 Arbeitgeberprofile und 2,9 Millionen Bewertungen von Arbeitnehmern und Auszubildenden berücksichtigt. Das Ringhotel Krone erreichte dabei einen herausragenden 22. Platz in der Gesamtwertung und den Spitzenplatz in der Kategorie Freizeit und Kultur.
Nachhaltigkeit und Energie
Bereits zum Jahresbeginn 2023 hatten die Ringhotels zwei neue Partnerschaften bekanntgegeben: Zum einen rief die Gruppe ein internes „Netzwerk Energie“ ins Leben, das speziell auf die Bedürfnisse der Mitglieder zugeschnitten ist und sich rund um die Themen Energieeffizienz, Energiebeschaffung und Nachhaltigkeit dreht. Netzwerkträger ist das Energieunternehmen ENGIE. Die Gründung erfolgte unter dem Dach der „Initiative Energieeffizienz und Klimaschutz-Netzwerke“ der Bundesregierung, für die sich unter anderem der Hotelverband Deutschland (IHA) einsetzt.
Das „Ringhotels Netzwerk Energie“ ist auf eine Laufzeit von zwei Jahren ausgelegt. Die erste Gruppe Ringhoteliers, die an dieser Aktion teilnimmt, setzte sich aus elf Betrieben zusammen. Innerhalb dieser Gruppe findet dreimal jährlich ein Erfahrungsaustausch statt, es werden konkrete Energieeinsparziele formuliert, und jeder einzelne dieser Betriebe erhält eine individuelle Energieberatung durch ENGIE. Das Interesse daran sei sehr stark gewachsen, die Mitglieder tauschten sich aber auch untereinander sehr gern im Vier-Augen-Gespräch über geeignete Nachhaltigkeitsmaßnahmen aus. „Wir sind auch im Bereich Nachhaltigkeit diejenigen, die gern das Netzwerk zusammenführen“, sagt Weindl. Das Ringhotel Teutoburger Wald beispielsweise sei ein Vorzeigebetrieb in puncto autarker Energieversorgung und seine Geschäftsführer Olaf und Rainer Kerssen stünden anderen Mitgliedern gern für weitere Fragen zur Verfügung.
Die zweite neue Partnerschaft wurde mit der Nachhaltigkeitsinitiative Futouris zum Thema Sustainable Food geschlossen. „Futouris war ursprünglich eine Initiative der Tui Foundation und sehr aktiv im Mittelmeerraum, vor allem in den Bereichen Plastikvermeidung und Thema Sustainable Food“, so Weindl. Ringhotels sind seit dem 1. Januar 2023 Mitglied bei Futouris und der erste Hotelverbund in Deutschland, der eine langfristige und enge Zusammenarbeit mit der Hamburger Initiative eingegangen ist. „Wir profitieren vom Futouris-Leitfaden Sustainable Food, der uns dabei hilft, das Thema in die betriebliche Praxis umzusetzen. Diese Zusammenarbeit trägt auch dazu bei, unsere Maßnahmen breiter zu kommunizieren,“ so Weindl.
Ringhotels
- Mitgliedsbetriebe: aktuell 71
- Geschäftsführender Vorstand: Petra Weindl
- Gründung: 25. Januar 1973
- Basis: Zusammenschluss von drei Einkaufsringen aus Niedersachsen, Baden-Württemberg und Niederbayern
- Ziel: Bildung eines Gegenpols zu den großen internationalen Hotelgesellschaften auf dem deutschen Markt
- Motto: Echt Heimat Genuss erleben
- Voraussetzung: private, sehr persönliche Führung, lokaltypisches Ambiente und eine hervorragende Küche
- Leistungen für die Mitglieder: u.a. gemeinsames Reservierungssystem, Loyalty Programm, Webseite, Marketingmaßnahmen, Mitarbeiterförderung und -entwicklung, Einkaufskooperationen, Mystery Check, Förderung des Erfahrungsaustauschs untereinander
- Geschäftsführende Vorstände in der Chronologie: Franz-Josef Frenzel (1972-1991), Karin Abele-Danier (1991-2001), Elke Schade (2001-2007), Susanne Weiss (2007-2023)
Hilfestellung bei der Digitalisierung
Beim Kernthema Digitalisierung unterstützt das Servicebüro Mitgliedsbetriebe dabei, schnell und einfach über die Ringhotels-Webseite buchbar zu sein, fördert Direktbuchungen, sorgt für flankierende Social-Media-Auftritte und Aktivitäten. Die Digitalisierungsprozesse der einzelnen Betriebe unterliegen aber der jeweiligen unternehmerischen Entscheidung des Eigentümers wie auch Inhabers. Bei den Thementagen in Wiesloch-Rauenberg wurden in diesem Bereich unter anderem die Themen digitale Zahlungsmethoden, cloudbasierte PMS-Systeme, Serviceroboter und Künstliche Intelligenz (KI) diskutiert – dabei natürlich auch die Nutzung von ChatGPT.
Internationale Impulse erhalten die Ringhotel-Mitglieder unter anderem durch internationale Partnerschaften im Rahmen der Global Alliance of Private Hotels. Dazu gehören außer Ringhotels die Cosy Places by Charme et de Caractère, die Petit Hotels, die Small Danish Hotels, die Golden Chain Hotels, die Asure Hotelgruppe sowie die Classic Norway Hotels. Über diese Allianz, die insgesamt 750 Privathotels umfasst, werden auch neue Zielgruppen im Ausland erreicht. Die gemeinsame Webseite der Kooperationen hat über zwei Millionen Aufrufe im Jahr, ein einzelnes Hotel zwischen 4.000 bis 6.000 Visits über die internationale Seite. Der Ringhotels-Gutschein kann weltweit eingelöst werden, die Abwicklung erfolgt über die jeweiligen Zentralen. Auch Mitarbeiterraten können über diese angefragt werden. Für die Zukunft geplant ist auch die direkte Buchbarkeit über die internationale Webseite.
Wirtschaftlich blicken die Ringhotels derzeit optimistisch in die Zukunft. „Natürlich hat trotz der respektablen Umsätze des Jahres 2023 jeder die vielen aktuellen Krisen im Hinterkopf. Aber die Ringhotel-Klientel wird weiter reisen, und Urlaub in Deutschland war auch in der Vergangenheit teurer als in manch anderen Ländern. Dafür bieten wir hier aber auch eine hohe Qualität.“ Zwar geht auch Weindl von einer weiteren Konsolidierung des Marktes aus, ebenso aber auch davon, dass die guten Betriebe überleben werden: „Unsere Häuser verjüngen sich gerade, ein Hotelier im Norden hat erst kürzlich neun Millionen Euro in seinen Betrieb investiert. Privathoteliers haben eine andere Denkweise als institutionelle Investoren. Sie entwickeln, um zu bewahren. Und der aktuelle Generationswechsel bringt uns eine ganz andere Dynamik.“