Erik Zimmermann übernimmt als Area Director Switzerland bei BWH-Hotels die Expansion und Betreuung der Region Schweiz. Hotel Inside sprach mit dem BWH-Manager über die Wachstumspläne in der Schweiz: Wie wichtig ist der Schweizer Hotelmarkt für BWH-Hotels? Warum sollte ein Privathotelier in Bern oder Arosa mit BWH-Hotels zusammenarbeiten?
Erik Zimmermann, Sie sind jetzt Area Director Switzerland bei den BHW-Hotels Central Europe. Für was alles sind Sie in dieser Funktion verantwortlich?
In meiner Funktion als Area Director Switzerland übernehme ich zwei Hauptverantwortlichkeiten: Einerseits zielt meine Rolle darauf ab, das Markenportfolio der BWH-Hotels auf dem Schweizer Markt zu erweitern und somit den Bekanntheitsgrad unserer Marken zu stärken. Andererseits bin ich für die aktive Betreuung unserer Bestandshotels zuständig. Dabei stehe ich den Hotels als direkter Ansprechpartner bei sämtlichen Anliegen rund um BWH-Hotels zur Verfügung. Ich fungiere als Bindeglied zu unseren Experten in der Servicezentrale, wodurch die Hotels einen zentralen Ansprechpartner vor Ort haben und alle Fragen direkt ohne großen Aufwand an mich herantragen können. So kann ich dafür sorgen, dass die Herausforderungen unserer Schweizer Hotels schnell gelöst werden.
Was ist Ihnen denn besonders wichtig bei der Betreuung der Schweizer Partnerhotels?
Eine offene Kommunikation mit den Hoteliers auf Augenhöhe. Wichtig ist auch ein Bewusstsein für die speziellen Marktbedingungen in der Schweiz. Ein großes Anliegen ist mir, dass sich unsere Hotelpartner in der Schweiz noch besser gehört, unterstützt und verstanden fühlen und wir uns ganz offen austauschen können.
Eine kurze Übersicht: Wie viele BW-Hotels gibt es aktuell in der Schweiz? Um welche Marken und Standorte handelt es sich?
Wir sind stolz darauf, in der Schweiz mit insgesamt 13 individuell geführten Partnerhotels präsent zu sein, die strategisch über die begehrtesten Schweizer Regionen verteilt sind. So sind wir mit Hotels verschiedener Marken unter anderem in Bern, Horw, Lausanne, Lugano, Luzern, Neuchâtel, Rorschacherberg, Schaffhausen, Zermatt und Zürich vertreten – sowohl mit so genannten Full Brands als auch Marken-Kollektionen, also für Hotels, die nach außen ganz ohne Marke auftreten. Derzeit gibt es in der Schweiz Hotels der Kollektionen BW Signature Collection sowie WorldHotels. Zudem sind wir mit unseren klassischen Full Brands, mit Hotels der Marken Best Western, Best Western Plus und Best Western Premier am Markt.
Wie schätzen Sie das Marktpotenzial in der Schweiz für Ihre Hotelgruppe ein? Mit anderen Worten: Wie wichtig ist der Schweizer Hotelmarkt für BWH-Hotels?
Der Schweizer Hotelmarkt wird beflügelt durch eine Kombination aus starkem Tourismussektor, einer florierenden Wirtschaft und der strategischen Lage inmitten Europas, die jährlich Millionen von Touristen und Geschäftsreisenden anzieht. Gleichzeitig ist der Schweizer Hotelmarkt nach wie vor von individuellen Einzelhotels und weniger von internationalen Ketten geprägt, also von Gastgebern, die zum Teil seit vielen Generationen ihre Hotels führen und denen ihre unternehmerische Freiheit und Unabhängigkeit sehr wichtig ist. Das ist auch gut so und macht den Schweizer Hotelmarkt zu etwas Besonderem. Die Schweiz ist aber nur scheinbar eine Insel ganz ohne Probleme – auch wenn der Schweizer Markt derzeit sehr gut dasteht, sind wir auch hier mit Veränderungen konfrontiert: Digitalisierung und Technologie, Mitarbeitermangel, unvorhersagbare wirtschaftliche Entwicklungen. Davon ist auch die Schweiz nicht ausgenommen!
Die Herausforderungen, denen Schweizer Hoteliers gegenüberstehen, sind am Ende des Tages die gleichen wie im Rest der Welt.
Richtig. Und es gilt meiner Meinung nach, dass sich Hoteliers, denen es jetzt gerade gut geht, für die Veränderungen in der Zukunft wappnen. Unsere Branche ist eine verletzliche, Hotels hängen am Tropf der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung. Genau hier können wir Unterstützung bieten und sehen ein großes Potenzial für unser Angebot für Hoteliers. In unserer starken Gemeinschaft können Hoteliers anstehende Herausforderungen einfacher meistern. Deshalb sind wir überzeugt, dass wir in der Schweiz genau der richtige Partner für die individuellen Hotels sein können: Die unternehmerische Unabhängigkeit und Eigenständigkeit der Hoteliers bleiben voll gewahrt und gleichzeitig können Hotels unsere Services und Dienstleistungen nutzen, die sie als zukunftsfähige Betriebe benötigen. So können wir eine Partnerschaft auf Augenhöhe aufbauen – schließlich sind die Hoteliers bei uns ja sogar die Miteigentümer unseres Markenverbands.
Was bedeutet, dass die Hotels Miteigentümer der Marke sind?
Ja, alle Häuser der BWH-Hotels Central Europe sind über unsere Holding DEHAG Hospitality Group AG Anteilseigner, sprich: Jedes Partnerhotel hält eine Aktie und ist damit Miteigentümer des Markenverbunds. Somit sind unsere Hoteliers auch involviert in alle Strategien, Projekte und Budgets. Jährlich treffen sich alle Hoteliers zu unseren Jahrestagungen und werden unterjährig von einem Beirat vertreten, der sich aus von allen Hotels gewählten Hoteliers zusammensetzt. Speziell sogar mit eigenem Schweizer Vertreter. Kurzgefasst, könnte man sagen, dass wir nach Außen, Richtung Kunden als Marke auftreten, aber im Innenverhältnis mit unseren Hoteliers wie eine Genossenschaft oder Kooperation organisiert sind. So können sich alle Hotels mit ihrer Individualität einbringen, behalten einerseits ihre volle Eigenständigkeit und profitieren gleichzeitig von dem Marketing-, Sales- und Distributionsangebot und dem Loyalitätsprogramm einer globalen Marke sowie von den weltweiten Konditionen aller unserer globalen Partnerschaften.
Stichwort Wachstum: Wie viele Hotels wollen Sie bis in fünf oder zehn Jahren in der Schweiz betreiben oder repräsentieren?
Unser Wachstumsziel bei BWH-Hotels ist es, pro Jahr etwa zwei bis drei Hotels in der Schweiz in unsere Familie aufzunehmen. So würden wir uns freuen, unseren Kunden aus dem Urlaubs- und Geschäftsreisesegment in rund zehn Jahren etwa 50 Hotels unserer unterschiedlichen Marken in der Schweiz anbieten zu können.
Wie gesagt, die meisten Hotels unter einer Marke der BWH-Hotels sind eigenständig oder unabhängig. Handelt es sich hier um ein klassisches Franchise-Modell?
Wir als Markengeber besitzen oder betreiben selbst keine Hotels. Wie bereits beschrieben, sind wir jedoch auch kein klassischer Franchisegeber, denn unseren Partnerhotels gehört der Markenverbund selbst. Alle Partnerhotels sind unternehmerisch eigenständig und profitieren von unseren Angeboten in allen Bereichen, die das jeweilige Haus wirtschaftlich erfolgreicher macht. Wir bilden eine starke Gemeinschaft, die sich aus individuellen Hoteliers zusammensetzt, die mithilfe ihrer gemeinsamen globalen Marke besser am Markt agieren können. Unsere Unterstützung erstreckt sich dabei über den gesamten Bereich des Hotelbetriebs – vom Vertrieb über das Marketing bis hin zur Bereitstellung fortschrittlicher Technologielösungen. Genau diese Philosophie macht uns nicht nur zu einem Markengeber, sondern zu einem echten Partner für Hoteliers.
Führen Sie auch Hotels auf der Grundlage eines Managementvertrages?
Wie gesagt, wir als BWH-Hotels führen generell keine Hotels selbst – weder über Managementverträge noch über Pachtverträge. So sind auch alle BWH-Hotels in der Schweiz eigenständige Betreiber. Die Möglichkeit, solche Verträge einzugehen, besteht jedoch über verschiedene Betreiberpartner. So vermitteln wir auf Wunsch bestehenden Partnerhotels, die Unterstützung im Management benötigen oder einen Nachfolger für ihren Betrieb als Pächter suchen, gerne einen unserer Netzwerkpartner.
Sie haben Ihre Leistungen bereits kurz umschrieben. Trotzdem die Frage: Warum sollte ein Privathotelier mit BHW-Hotels zusammenarbeiten?
Als Partner bieten wir weitreichende Vorteile und Mehrwerte, die speziell auf die Bedürfnisse der Schweizer Hoteliers zugeschnitten sind. BWH-Hotels ist dabei deutlich mehr als nur eine Kooperation, weil wir vom Markt und von den Kunden als globale, vertrauensvolle und eine der weltweit bekanntesten Marken mit all ihren Vorteilen wahrgenommen werden.
Aber worin liegt der konkrete Nutzen für den Hotelier?
Unsere Integrationsservices bieten eine nahtlose Anbindung eines Hotels an alle wesentlichen Global Distribution Systems (GDS), führende Online-Buchungsportale und unsere globalen Callcenter, wodurch die Sichtbarkeit des Hauses weltweit gewährleistet wird.
Zusätzlich zur technischen und marketingtechnischen Unterstützung steht bei uns die Bewahrung der Einzigartigkeit jedes Mitgliedshotels im Vordergrund. Die Teilnahme am Best Western Rewards Loyalty Programm und die Partnerschaft mit Programmen wie Miles & More (u.a. mit der SWISS) erhöhen die Attraktivität für Gäste. Durch strategische Partnerschaften mit Schlüsselakteuren des Marktes erweitern wir den Kundenkreis für unsere Hotels stetig. Partnerhotels erhalten also umfängliche Unterstützung in Sachen Marketing, Vertrieb und Sales.
Neben unserem professionellen Key Account Management und unseren Sales Services profitieren Hotels außerdem von unserem Qualitätsmanagement und der individuellen Qualitätsberatung.
Best Western hat in den letzten Jahren einige Hotels verloren, darunter auch prominente Häuser wie der Glockenhof in Zürich. Was waren die Gründe?
In den vergangenen Jahren mussten wir uns leider von einigen unserer Partnerhotels verabschieden. Unsere Qualitätsstandards wurden und mussten im Laufe der Jahre kontinuierlich erhöht werden. Nicht, um Hoteliers zu ärgern, sondern weil sich Gästebedürfnisse, aber auch technologische Infrastrukturen verändert haben. So gab es in den vergangenen Jahren einige unverzichtbare, notwendige Weiterentwicklungen bei den Qualitätsanforderungen unserer globalen Marke, wie beispielsweise die Anbindung ans Reservierungssystem über eine Zwei-Wege-Schnittstelle. Diese Entwicklung wollten und konnten einige unserer Partnerbetriebe nicht mitgehen. So kam es zu zumeist einvernehmlichen Trennungen. Sicherlich kam es in den vergangenen zehn Jahren auch immer wieder zu Beendigung der Zusammenarbeit, weil wir lange Zeit ausschließlich Full Brands mit allen Anforderungen einer globalen Marke anbieten konnten, die für manche Hotels nicht geeignet waren. Darauf haben wir beispielsweise mit der Einführung der beschriebenen Collection-Marken reagiert. Um auf die speziellen Bedürfnisse und Erwartungen der Schweizer Hoteliers noch zielgerichteter einzugehen, haben wir nun ja auch eine strategische Neuausrichtung für BWH-Hotels und eine stärkere Präsenz im Schweizer Markt eingeleitet.
Sie sind auch zuständig für den Support bei den Schweizer BWH-Hotels. Was heißt Support? Was bieten Sie diesen Partnerhotels konkret?
Sowohl ich, aber auch meine Teamkollegen in der Zentrale in Eschborn, stehen unseren Hotels in der Schweiz nicht nur als Unterstützer zur Seite, sondern auch als vertrauensvoller Partner und Berater in allen kommerziellen und operativen Bereichen wie Marketing, Vertrieb und Sales. Darüber hinaus bieten wir aber auch Hilfestellung und Support bei Fragen rund um aktuelle Themen wie Mitarbeitermangel, ESG/Nachhaltigkeit, Digitalisierung oder den Einsatz von KI – im Grunde genommen bei allen Themen, die der Branche unter den Nägeln brennen. Hier entwickeln wir – oftmals gemeinsam und in Abstimmung mit unseren Hoteliers – Lösungen und Services. In meiner neuen Rolle bin ich persönlich für unsere Schweizer Hoteliers Ansprechpartner direkt vor Ort und das Bindeglied zu unseren Fachabteilungen in der Zentrale. Es ist mir also ein persönliches Anliegen, dass die Hotels sich jederzeit an mich wenden können, um Unterstützung bei aktuellen Herausforderungen zu erhalten, Lösungsansätze zu diskutieren und diese aktiv anzugehen.
Das Marken-Portfolio der BWH-Hotels weltweit umfasst 19 verschiedene Brands. Welche Marken eignen sich vor allem für den Schweizer Markt?
Das lässt sich nicht so einfach sagen. Am Ende kommt es immer auf den konkreten Standort, die eigene und gewünschte Zielgruppe und die Philosophie des Hotels an, welche der Marken die jeweils sinnvolle und passende ist. Das Angebot von BWH-Hotels umfasst dabei eine breite Palette an Marken, die unterschiedliche Segmente des Hotelmarktes abdecken, von Luxus über Boutique bis hin zu Budget. Zudemauch die Unterscheidung zwischen einem Full Brand oder einer Hotel-Kollektion ohne Marke. Hotels, die beispielsweise mit eigenen sehr starken Namen am Markt und in ihrer Region etabliert sind, benötigen vielleicht keine Marke nach außen, sondern nur unsere volle Vertriebs- und Marketingpower und ein Kundenprogramm mit Zugriff auf über 57 Millionen Mitglieder. Das ist sicherlich für viele etablierte und traditionelle Schweizer Hotels ein guter Ansatz. Andere Hotels können und wollen gerade damit punkten, dass sie eine internationale Marke auch nach außen zeigen können. Auf jeden Fall analysieren wir mit dem Hotelier gemeinsam und detailliert, welche der Markenkonzepte den größten Erfolg für das jeweilige Hotel verspricht.
Schlussfrage: Ihre Erwartungen oder Prognosen für das Hoteljahr 2024 in der Schweiz und in Europa?
Meine Einschätzung für das Hoteljahr 2024 in der Schweiz und auch für Gesamteuropa ist äußerst optimistisch, was die Nachfrage und damit Belegung und Preisentwicklung betrifft, wenn auch nicht für alle Standorte gleichermaßen. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Schweiz ihre Position im Tourismussektor weiter stärken und das Übernachtungsvolumen nochmals steigern wird. Wir sollten aber auch in der Schweiz nicht die Augen verschließen, wie ich am Anfang dieses Interviews schon gesagt habe. Denn entgegen der positiven Entwicklung stehen auch enorme Herausforderungen in der Hotellerie, die man nicht nur in der Schweiz beobachten kann: Personalmangel, Kostensteigerungen, neue Anforderungen an neue Technologien und im Bereich Nachhaltigkeit sowie generell die zunehmende Komplexität, ein Haus operativ, als auch kommerziell professionell zu führen. Hinzu kommen geopolitische Unsicherheiten, wirtschaftliche oder gesundheitliche Krisen – bis hin zu kriegerischen Auseinandersetzungen – alles Faktoren, die unberechenbar sind und die massive Auswirkungen auf Tourismus, Reiseverhalten und unsere Branche haben können. Es gilt, dass wir als Dienstleister und Mitgliederorganisation stets nach entsprechenden Lösungen suchen, unsere Hotels unterstützen und uns allen Zukunftsaufgaben als starker Verbund gemeinsam stellen.
Schönes Schlusswort, herzlichen Dank für das Interview, Erik Zimmermann!
Wer ist Erik Zimmermann?
Erik Zimmermann, ein ausgebildeter Hotelfachmann und Hotelbetriebswirt mit mehr als 15 Jahren Erfahrung in der Hotellerie, wechselte von der Rebag Data AG/Planet Payment zur BWH-Hotels Central Europe. Bei Rebag Data war er seit 2021 als Projektleiter für die Beratung von Schweizer Hotels in operativen und systemtechnischen Fragen tätig. Der gebürtige Deutsche, der seit 2014 in der Schweiz lebt, hat als Hoteldirektor mehrere Hotels in der Schweiz und Deutschland geleitet. So hat der 35-Jährige unter anderem als Direktor 2020 das Hotel St. Gotthard in Zürich geleitet und war zuvor Resident Manager und Head of Operations Schweiz und Frankfurt im The Flag Zürich. Seine erste Station in der Schweiz hatte Zimmermann bereits von 2014 bis 2018 als Resident Manager im Fleming’s Hotel Zürich.
BWH Hotels: Zahlen & Fakten
BWH-Hotels ist eine internationale Hotelgruppe mit Hauptsitz in Phoenix/Arizona und das Markendach für die drei weltweiten Markenfamilien Best Western Hotels & Resorts, Worldhotels und Surestay Hotel Group mit einem globalen Netzwerk von rund 4300 unabhängigen Hotels in rund 100 Ländern. Insgesamt gehören zur Markenfamilie BWH Hotels weltweit 19 Hotelmarken. BWH-Hotels Central Europe betreut rund 230 Hotels in Deutschland, Kroatien, Liechtenstein, Luxemburg, Österreich, Slowakei, Slowenien, Schweiz, Tschechien und Ungarn. Neben dem deutschen Hauptsitz in Eschborn gibt es ein regionales Länderbüro in Wien.BWH Hotels: Zahlen & Fakten
Bildlegende Hauptfoto: Erik Zimmermann, Area Director Switzerland bei BWH-Hotels