Tophotel interviewt immer wieder Branchenpersönlichkeiten, die einen neuen Job angetreten haben. Wie erleben sie ihren neuen Arbeitsplatz, welche Aufgaben konnten sie bereits angehen, wo stoßen sie an Grenzen? Diesmal: René Mooren (51), General Manager im neuen München Marriott Hotel City West.
Herr Mooren, Ende Mai vergangenen Jahres haben Sie als General Manager im neuen München Marriott Hotel City West angeheuert. Davor waren Sie in London tätig. Konnten Sie sich bereits am neuen Arbeitsplatz und in München einleben?
René Mooren: Ich lebe mich noch ein – jetzt auch mit der ganzen Familie, die inzwischen nach München umgezogen ist. Letzte Woche habe ich mich schon einmal bei einem Tennisverein angemeldet.
Anfang September und damit pünktlich zum Oktoberfest haben Sie die ersten Gäste in Ihrem Haus begrüßt – wie verlief der Endspurt bis zum Opening?
Es war eigentlich kein Endspurt, es war nur ein Spurt. Ich habe Ende Mai hier angefangen und im September war schon die Eröffnung. Also musste innerhalb von drei Monaten alles vorbereitet werden. Das ging auch gut, weil wir mit Marriott International eine große Hotelgesellschaft hinter uns haben, die uns bei vielem unterstützt. Marriott hat auch dafür gesorgt, dass wir ohne Komplikationen und innerhalb von sechs Wochen das Führungsteam bilden konnten. Das besteht jetzt zu fast 90 Prozent aus Mitarbeitern der Marriott-Familie.
Welche eigenen Pläne und Ziele haben Sie für das Hotel?
Ich will das Hotel natürlich erfolgreich machen – national wie auch international. Ich möchte, dass man über dieses Haus und das, was hier alles möglich ist, spricht. Wenn jemand eine Veranstaltung in München plant, soll der erste Gedanke das München Marriott Hotel City West sein. Außerdem soll es natürlich bei Geschäftsreisenden wie auch Individualreisenden, die ein Hotel im Premiumsegment suchen, auf der Agenda sein.
Welche Ziele konnten Sie seit Ihrem Start bereits erfolgreich umsetzen und welche Herausforderungen meistern?
Wir haben das Oktoberfest erfolgreich überstanden (lacht). Für diese Zeit haben wir personelle Unterstützung von anderen Hotels aus dem Portfolio von Marriott International aus Europa erhalten. Diese Mitarbeiter haben dann zum Teil auch unsere neuen Mitarbeiter eingelernt. Außerdem haben wir alle notwendigen Lizenzen bekommen. Ich bin auch stolz darauf, wie sich das Restaurant entwickelt hat und angenommen wird. Wir hatten auch schon Corporate-Gäste hier, die das ganze Hotel samt Tagungsräumen belegt haben. Es macht mich stolz, dass sie bereits so früh so ein Vertrauen in uns hatten.
René Mooren
Der gebürtige Niederländer René Mooren hat 1992 die Hotelfachschule in Antwerpen abgeschlossen und absolvierte anschließend einen Bachelor in Betriebswirtschaft an der Stenden University in den Niederlanden. Seine Karriere bei Marriott International begann er 1996 als Mitglied der Opening-Teams für Neueröffnungen in Berlin und Coburg. Seine erste Führungsposition trat er als Director of Sales & Marketing im Hamburg Marriott Hotel an. Es folgten Positionen als Area Director of Sales & Marketing, Central Europe bei Marriott International und als Regional Vice President Sales & Marketing, Continental Europe.
Ab 2010 war Mooren Area Director of Sales & Distribution für West- und später Osteuropa und seit 2013 verantwortete er als Vice President Sales Operations Europe mehr als 250 gemanagte Hotels in Europa. Bevor der 51-Jährige als General Manager nach München wechselte, war er von 2020 als General Manager für die Neupositionierung des Sheraton Heathrow Hotel nach umfassender Renovierung verantwortlich. Seit Mai 2023 leitet Mooren das neue München Marriott Hotel City West.
Mit welchen Herausforderungen und Themen sehen Sie sich derzeit vor allem konfrontiert?
Ganz große Herausforderungen sehe ich nicht. Ich glaube aber, dass diese wenn, dann eher von Kundenseite kommen werden. Das Hotel ist für große Events entwickelt worden. Entsprechend wird es herausfordernd, wenn wir hier einmal 600 Gäste haben und dann nach einer Tagung innerhalb von zwei Stunden ein Gala-Dinner vorbereiten müssen. Doch das sind gewollte Herausforderungen, auf die ich mich freue. Und diese Einstellung prägt nicht nur mich, sondern auch mein Team. Sprich: Wir sagen kaum Nein.
Für das Haus waren ursprünglich mehr als 200 Mitarbeiter eingeplant. Wie viele Mitarbeiter sind derzeit beschäftigt und wie lief die Mitarbeitersuche?
Wir haben derzeit 110 Mitarbeiter. Bei der Mitarbeitersuche waren wir kreativ. Als beispielsweise das Interieur geliefert und im knapp 1000 Quadratmeter großen Ballsaal zwischengelagert wurde, brauchten wir Arbeitskräfte, die alles nachzählen und die Qualität überprüfen. Daher haben wir an den Münchner Universitäten Poster mit dem Slogan „Fitness mit René“ aufgehangen. So haben wir ganz schnell viele Studenten zusammenbekommen, die uns sehr geholfen haben. Selbst jetzt fragen immer wieder Studenten nach, ob sie im Service oder an der Bar aushelfen können.
Was tun Sie noch um als Arbeitgeber attraktiv zu wirken?
Ich finde, dass ich Mitarbeitern die Möglichkeit zum Wachsen geben muss. Das kann bedeuten, sie mit mehr Verantwortung zu betrauen. So bleibt für die Mitarbeiter nicht nur der Job spannend, sondern sie verbessern sich natürlich auch finanziell.
Sie äußern immer wieder, dass Sie Mitarbeiter suchen, die nicht nur einen Job, sondern eine Karriere in der Hotellerie anstreben. Welche Karrieremöglichkeiten bieten Sie jungen Talenten?
Wir machen für jeden Mitarbeitenden einen Personal-Development-Plan. Dafür setze ich mich – beziehungsweise der jeweilige Abteilungsleiter – mit dem Mitarbeiter zusammen und mache eine Analyse. Dabei schauen wir uns an, wo der Mitarbeiter beruflich hin möchte, was er dafür tun muss und welche Fähigkeiten ihm dafür vielleicht noch fehlen. Jeder Mitarbeiter hat pro Jahr die Möglichkeit auf eine Woche Training in einer anderen Abteilung. Dieses ist Teil des Personal-Development-Plans. Im Ergebnis zeigt sich, dass die Mitarbeiter zufriedener sind und auch länger bleiben. Außerdem unterstütze ich jeden der ins Ausland möchte.
“Die Hotellerie ist eine kleine Welt. Wer hier den Ruf hat, Mitarbeiter zu unterstützen und nicht egoistisch zu sein, profitiert davon.“
Angesichts der Personalknappheit allerorten: Ist es schwer Mitarbeiter zu bekommen?
Als ich dabei war, das Team zusammenzustellen, haben mich immer wieder Jobinteressenten angerufen und gefragt, ob diese oder jene Position noch frei ist. Die Hotellerie ist eine kleine Welt. Wer hier den Ruf hat, Mitarbeiter zu unterstützen und nicht egoistisch zu sein, profitiert davon. Dann denken die Leute: Bei dem will ich arbeiten.
Wie verstehen Sie Ihre Führungsrolle als General Manager?
Ich bin in der Gastronomie aufgewachsen und fand damals schon unternehmerisches Denken mehr als spannend. Dieses Denken spielt auch eine große Rolle in meiner jetzigen Tätigkeit als General Manager. Ich muss entscheiden, was ich auf dem Markt anbieten kann, wofür es Nachfrage gibt und was uns von anderen Hotels unterscheidet. Außerdem muss man als General Manager gut mit Mitarbeitern umgehen können und sollte flexibel sein, denn jeder Tag ist anders. Hinzu kommt eine gewisse Technikaffinität. Ich muss wissen, was technologisch möglich ist und uns einen besseren Service erlaubt, wie zum Beispiel unsere vollautomatische Uniform-Ausgabe.
Marriott begleitet Sie nun seit mehr als 27 Jahren. Hatten Sie nie Lust bei einem anderem Hotelunternehmen anzuheuern?
Wenn ich in dem Unternehmen, das ich kenne, konstant herausgefordert werde, warum sollte ich dann gehen? Ich bin in der glücklichen Lage, dass ich bei Marriott International immer unterstützt worden bin und die Möglichkeit hatte zu wachsen. Und ich bin froh, dass das Unternehmen mir genügend Freiräume gibt, um auch eigene Ideen zu verwirklichen, hier im München Marriott Hotel City West ist das zum Beispiel unser neues Take-away-Café.
Haben Sie schon einen Lieblingsplatz im Hotel?
Momentan ist es der „westhub“, unsere Bar und Lounge – hier kann ich arbeiten, essen und etwas an der Bar trinken. Ich verbringe gern Zeit hier. Doch in der Kantine für die Mitarbeiter bekomme ich auch immer leuchtende Augen. Die ist super ausgestattet, schön dekoriert und es gibt jeden Tag frisches Essen.
München Marriott Hotel City West
Das 398 Gästezimmer und Suiten umfassende München Marriott Hotel City West im Stadtteil Westend gehört seit September zum Münchner Hotelmarkt. Das Interieur wurde von Studio Lux Berlin entworfen und ist vom bayerischen Lebensstil geprägt. Das Hotel verfügt über 21 flexible Veranstaltungsräume sowie einen knapp 1.000 Quadratmeter großen Ballsaal mit natürlichem Tageslicht.
Die 400 Quadratmeter große Dachterrasse bietet einen Panoramablick über die Stadt bis hin zu den bayerischen Alpen. Das Haus offeriert verschiedene gastronomische Angebote, darunter ein italienisches Restaurant, ein Coffeeshop mit Take-away, eine Lobby-Bar sowie ein Wine Room. Das München Marriott Hotel City West ergänzt das bestehende Portfolio von Marriott Bonvoy mit über 100 Hotels in Deutschland. Das Management liegt bei Marriott International, Eigentümer ist die Munich LBS 160 S.à.r.l
Wo finden Sie einen Ausgleich zum Job?
Beim Tennis, Squash und beim Reisen mit meiner Familie.
Als gebürtiger Niederländer zeigt Ihre Vita, dass Sie den Großteil Ihrer Karriere in Deutschland verbracht haben. Was mögen Sie an Deutschland?
Die Berge. Davon haben wir nicht so viel in den Niederlanden. Und die Dimensionen hier: Die größte Stadt in den Niederlanden ist nicht mal halb so groß wie München. Hier habe ich ganz andere Möglichkeiten zu leben.
Auf was freuen Sie sich in den nächsten 100 Tagen?
Auf die Eröffnung unseres Take-away-Cafés sowie unser Grand-Opening-Event am 8. Februar. Die eigentliche Eröffnung am 7. September vergangenen Jahres haben wir groß mit unseren Mitarbeitern gefeiert. Aus jeder Abteilung war jemand dabei, um mit mir gemeinsam das rote Band durchzuschneiden – das war cool! Letztendlich sind es die Mitarbeiter, die das Hotel zu etwas Besonderem machen.
Die Fragen stellte Leonie Schwenda