Das Jahr 2023 war nach der Pandemie-Durststrecke für Hotellerie und Gastronomie erfolgreich. Dies bestätigt auch Michael Hamann, Geschäftsführer von Vila Vita Marburg. Er resümiert das vergangene Jahr und spricht im Interview über Nachhaltigkeit und Fachkräftemangel und stellt eine Prognose für 2024 auf
1. Das Jahr 2023 war ein sehr aufregendes Jahr für Vila Vita Marburg. Wenn Sie zurückblicken: Sind Sie zufrieden?
Ja, wir sind mehr als zufrieden. Einer unserer Höhepunkte war sicherlich die Wiedereröffnung des „Marburger Esszimmers“. Es ist großartig, was wir hier zusammen mit dem Ehepaar Feix und dessen Team erreicht haben. In kürzester Zeit wurde das Restaurant mit Auszeichnungen überschüttet, nach nur drei Monaten kam der begehrte Michelin-Stern. Und das hat hier im beschaulichen Marburg natürlich noch eine ganz andere Bedeutung als in Frankfurt, München oder Hamburg. Aber das ist auch unser Ziel: Marburg als Genuss-Hotspot zu etablieren, und da sind wir auf dem allerbesten Weg.
Bezüglich der Buchungslage für das Jahr 2024 in unserem Hotel Vila Vita Rosenpark sieht es sehr gut aus. Insbesondere die Wochenenden sind gut gebucht, für einzelne Monate wie den August und über die Ostertage haben wir aber noch Kapazitäten. Wenn sich unsere Individualgäste dann im März Gedanken um ihren Sommerurlaub machen, wird sich das ändern und sie werden kurzfristig buchen. Unser Ziel ist es, eine Balance zwischen unseren Leisure- und Businessreisenden herzustellen und dass jeder auf seine Kosten kommt.
2. Sie setzen im Unternehmen einen starken Fokus auf die Kulinarik. Geht dieses Konzept auf?
Absolut! Unsere Restaurants werden sehr gut angenommen und auch unsere einmaligen Kulinarik-Events waren wieder ein voller Erfolg. Beim „Löwenfestival“ in Kallstadt hatten wir grandiose Stimmung bei Kaiserwetter und Spitzenkulinarik. Dies war auch bei unserer „Landpartie“ auf dem Hofgut Dagobertshausen der Fall, die wieder innerhalb von wenigen Minuten ausgebucht war. Wir sind sehr stolz darauf, dass sich diese Events mittlerweile zum „who-is-who“ der Spitzenköche etabliert haben und bundesweit einzigartig sind. In diesem Jahr feiern wir runden Geburtstag, denn unsere „Landpartie“ wird zehn Jahre alt.
3. Das Marburger Esszimmer erhielt nicht nur einen Michelin Stern, sondern auch den grünen Stern vom Guide Michelin. Vom Magazin „Der Feinschmecker“ gab es den Special-Award für Nachhaltigkeit. Das Thema hat nicht nur im „Marburger Esszimmer“ Priorität. Welche Schritte unternehmen Sie bei Vila Vita Marburg in Sachen Nachhaltigkeit?
Wir haben jede Menge kleine und große grüne Projekte in der ganzen Vila Vita Marburg Welt Im bereits erwähnten „Marburger Esszimmer“ spielt Nachhaltigkeit die zentrale Rolle: Küchenchef Denis Feix baut Gemüse und Kräuter auf unseren Feldern in Dagobertshausen an. Die Produkte landen direkt vom Feld auf dem Teller. Neben den Produkten aus Dagobertshausen bezieht das Esszimmer außerdem regionale Erzeugnisse vom Bio Produzenten „Siebenhof“ im benachbarten Ginseldorf. Auch Fleisch oder Fisch kommt ausschließlich von regionalen Anbietern oder aus Wildfang bzw. naturnaher Haltung.
Uns ist zudem daran gelegen, dass das Thema im gesamten Unternehmen gelebt wird und wir als Geschäftsführung das Bewusstsein dafür schärfen. Denn das Thema geht uns alle an. Deshalb versuchen wir immer wieder an unserem Nachhaltigkeitsversprechen zu arbeiten, sind da aber schon sehr gut aufgestellt.
Das fängt im Kleinen an: Mülltrennung in allen unseren Betrieben, Verwendung von Lebensmitteln aus nachhaltigem Anbau, Zucht und Produktion, wir bevorzugen die Zusammenarbeit mit nachhaltig verpackenden Lieferanten und haben beispielsweise in unserer Eismanufaktur AROMA Plastikartikel durch 100% recyclefähige Materialien ausgetauscht, oder auf das Pfandsystem für „Coffee to go“- Mehrwegbecher umgestellt. Wichtig wie gesagt auch: Wir legen Wert auf Regionalität, unter anderem durch eigene Landwirtschaft auf unseren Feldern rund um das Hofgut Dagobertshausen.
Überregionale Produkte werden indes nach und nach reduziert. Abgesehen davon, haben wir unsere Energieversorgung auf PV-Anlagen umgerüstet und die Beleuchtung in unseren Restaurants und im Hotel auf LED umgestellt. Unseren Gästen bieten wir selbstverständlich E-Bikes und E-Ladestationen direkt am Hotel. Und da das Thema stetig wichtiger wird, ist das Ende unserer Maßnahmen noch lange nicht erreicht. Wir bleiben hier am Puls der Zeit, schauen uns neue Entwicklungen und Trends an und prüfen, wo wir uns im Sinne der Nachhaltigkeit weiter entwickeln können.
4. Der Fachkräftemangel und Nachwuchsförderung ist nach wie vor ein allgegenwärtiges Thema, gerade auch in der Hotellerie und Gastronomie. Wie steuern Sie diesen Herausforderungen entgegen?
Im Ausbildungsjahr 2023 konnten wir stolze 19 neue Azubis in unserem Team begrüßen. Sie genießen bei uns gute Arbeitsbedingungen und haben jede Menge Entwicklungschancen. Zudem arbeiten wir mit einer Agentur, die uns einige junge Menschen aus aller Welt für Ausbildungen vermittelt hat. Sie finden hier in Deutschland und bei uns im Unternehmen sehr gute Bedingungen und wir freuen uns, Menschen mit Migrationshintergrund eine Zukunft in der Gastronomie zu geben. Davon profitieren beide Seiten.
Ein großes Plus ist unser Schulungsangebot „Vila Vita Campus“, das sehr gut von unseren Mitarbeitenden angenommen wird. Wein- und Champagnerseminare, Barista– oder Kommunikationsschulungen, Beschwerdemanagement – unsere Kollegen und Kolleginnen haben die Möglichkeit über das Jahr hinweg an unterschiedlichsten Schulungsangeboten teilzunehmen. Und ich bin mir sicher, dass so ein Zusatzangebot auch beim Nachwuchs gut ankommt.
Was wir als Geschäftsführung immer wieder gespiegelt bekommen, sind vor allen die Benefits für unsere Mitarbeitenden mit Familie: Wir arbeiten absolut agil, wir haben gegenseitiges Verständnis bei der Gestaltung der Dienstzeiten. Unsere Mitarbeiter und deren Familien bekommen in unseren Betrieben eine family & friends-Rate, wir fördern das Jobrad, es gibt steuerfreie SFN-Zuschläge und Weihnachtsgeld. Zwei große Mitarbeiter-Events im Jahr sorgen für Spaß und Zusammengehörigkeit. Alles Benefits, die nicht selbstverständlich sind.
5. Wie sieht Ihre Prognose für die Hotellerie aus, wie wird sich diese in den kommenden Jahren entwickeln?
Allgemein wird die Verschiebung vom internationalen Traveller zum nationalen Traveller weiter gehen. Die gesamte Branche wir derzeit einer Zäsur ausgesetzt, in Zukunft werden nur noch Betriebe und Konzepte erfolgreich sein, bei denen ausschließlich das Wohlfühl-Gefühl im Fokus steht. Viele haben Deutschland als Urlaubsziel schätzen gelernt – insbesondere in den letzten Jahren. Dabei machen wir die Erfahrung, dass die Qualität den Preis schlägt. Reisende sind auf der Suche nach einem Erlebnis, das individuell auf sie maßgeschneidert ist.
Bereits im Jahr 2023 haben wir die Erholung des Geschäftsreisen-Segments erlebt. Im Business-Bereich sind wir am Puls der Zeit und verstehen, was unsere Kunden brauchen. Im Besonderen ist das der Mix aus hybriden Veranstaltungen. Da spielen Kosten- und Klimagründe eine große Rolle. Dennoch setzen Firmen weiterhin auf das persönliche Gespräch und wir bekommen die Rückmeldung, dass Unternehmen digitale Meetings leid sind. Mit unseren fünf unterschiedlichen Streaming- und Konferenzpaketen können unsere Business-Gäste daher ihr individuelles Paket schnüren – ob hybrid, online- oder offline.