Der 1845 erbaute Schweizerhof in Luzern gilt als eine der wertvollsten Hotelanlagen aus der Hochblüte des Schweizer Tourismus im 19. Jahrhundert. Und die Inhaberfamilie Hauser blickt auf eine lange Hotelgeschichte (seit 1861) zurück. Seit gut einem Jahr führt Roman Omlin (37) das 5-Sterne-Festivalhotel. Wo steht der Schweizerhof heute, nachdem in Luzern das Mandarin Oriental Palace neu eröffnet wurde? Ein Video-Inside-Gespräch.
Nach dreijähriger Abwesenheit kehrte Roman Omlin im Dezember 2022 als Vorsitzender der Geschäftsleitung ins Luzerner Schweizerhof-Team zurück. Vorher wirkte er als Direktor des damals neu eröffneten Hotel Schweizerhof Zermatt (Michel Reybier Hospitality).
Roman Omlin arbeitete von 2009 bis 2019 bereits in den Funktionen des Sales Managers, Leiter Verkauf & Marketing und zuletzt als Leiter Business Development und Mitglied der Geschäftsleitung im Hotel Schweizerhof Luzern. Der 37-jährige Luzerner ist Absolvent der Hotelfachschule Luzern (SHL) und verfügt über einen EMBA-Abschluss in Strategischem Management und Leadership an der Hochschule Luzern.
Die Öffnung des Hotels als Treffpunkt für verschiedenste Gäste lokal, national und international, welche sich die Familie Hauser bereits vor der Wiedereröffnung im Dezember 1999 zum Ziel gesetzt hatte, hat Roman Omlin in seiner ersten Schweizerhof-Dekade tatkräftig mitbegleitet. Dazu gehörte nicht zuletzt die Positionierung als Festivalhotel mit den verschiedenen Festivalpartnerschaften und dem hauseigenen The Retro Festival.
«Das Hotel Schweizerhof Luzern mit seinen treuen Gästen und grossartigen Mitarbeitenden ist eine Herzensangelegenheit für mich. Die 177-jährige Geschichte des Hauses erfolgreich zu gestalten, bedeutet Herausforderung und Motivation zugleich.»
Hotel Inside-Publizist Hans R. Amrein sprach mit Roman Omlin über die aktuelle Lage der Hotellerie und des Tourismus in Luzern, über «1 Jahr Direktor im Schweizerhof» und die Frage: Wie positioniert sich der traditionsreiche Schweizerhof nach der Neueröffnung des Mandarin Oriental Palace?
Was steckt hinter dem Schweizerhof Luzern?
Das Festivalhotel Schweizerhof Luzern liegt direkt am Vierwaldstättersee, in nächster Nähe zur Altstadt sowie zum Kultur- und Kongresszentrum KKL Luzern. Das Fünf-Sterne-Hotel ist Partner und Gastgeber der berühmtesten Events der Stadt Luzern. Auf dem Veranstaltungskalender stehen Anlässe wie das Retro Festival, Blue Balls Festival, Lucerne Blues Festival, World Band Festival, Zaubersee Festival oder die Luzerner Fasnacht. Das Hotel ist seit 1861 im Besitz der Familie Hauser. Heute vertreten Mike und Patrick Hauser die Interessen der Inhaberfamilie im Verwaltungsrat.
Der Schweizerhof Luzern hat eine 177-jährige Gastgebertradition. Das Hotel wurde 1845 erbaut und gehört zu den wenigen Schweizer Hotels, die kunsthistorisch von nationaler Bedeutung sind. Das Traditionshaus strahlt den Glanz des 19. Jahrhunderts aus und besitzt gleichzeitig eine moderne Infrastruktur mit preisgekrönten Hotelzimmern. Hier haben prominente Persönlichkeiten wie Mark Twain, Leo Tolstoi, Roger Moore, Richard Wagner oder Anastacia übernachtet.
Die Geschichte
Das Hotel Schweizerhof Luzern steht nahe dem Ufer des Vierwaldstättersees am Schweizerhofquai. Das Hotel wurde 1845 erbaut, über die Jahre hinweg stetig erweitert und ist seit 1861 im Besitz der Familie Hauser. Das Hotel gehört zu den wenigen in der Schweiz, die ein Kulturgut von nationaler Bedeutung sind und steht unter Denkmalschutz. Die ursprüngliche Architektur ist bis heute grösstenteils bewahrt geblieben.
Planung und Bau
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts suchte die Stadt Luzern im Wandel der Zeit nach einem neuen Gewerbe und entdeckte den Fremdenverkehr. Im Jahr 1835 wurde das erste Aussichtshotel am Vierwaldstättersee eröffnet, das Hotel Schwanen. Durch den Bau des Hotels und der städtebaulichen Entwicklung Luzerns wurde der Schwanenplatz zum neuen Verkehrsknoten. Für die weitere Entwicklung beauftragte der Luzerner Stadtrat 1836 den Architekten Melchior Berri. Er schlug vor, dass die dem Ufer entlang verlaufende, gedeckte Hofbrücke abzubrechen und eine Auffüllung des Sees vorzunehmen sei. Auf der neuen Fläche sollten fünf grosse Bauten und eine klare Uferlinie sowie die versetzt verlaufende Strasse zur Hofkirche entstehen. Trotz grossem Interesse der Öffentlichkeit an dem Projekt wurde es mangels finanzieller Mittel nicht realisiert.
Am 9. September 1843 wandte sich der damalige Amtsschreiber Josef Franz Lorenz Segesser mit einer Bittschrift an den Luzerner Stadtrat. Er ersuchte die Behörden, eine Baulinie zur Erstellung eines Gasthauses am Seegestade zu bestimmen. Sein Sohn Xaver sei gewillt, einen neuen Gastbetrieb am geplanten Quai zu erbauen. Die vier Söhne Josef Plazidius, Heinrich, Xaver und Eduard Segesser reichten dem Stadtrat am 17. Oktober 1843 ein erstes Baugesuch sowie einen Situationsplan des Ufergebietes ein. Am 30. November 1843 trat ihnen die Korporationsgemeinde den vor ihrem neu erworbenen Grundstück gelegenen Seeabschnitt zur Aufschüttung ab. Im März 1844 erhielt der Bauherr Melchior Berri die Baubewilligung und begann umgehend mit den Arbeiten. Bereits am 23. September 1844 konnte die Aufrichte des heutigen Hauptgebäudes gefeiert werden. Die Auffüllungen des Seeuferstreifens für den Schweizerhof hinterliessen gravierende Schäden an der Hofbrücke. Einige Tage vor der Eröffnung des neuen Hotels wurde nach einer Auseinandersetzung der Bauherren mit dem Stadtrat ein weiterer Teil der Brücke abgebrochen. Die Gebrüder Segesser verpflichteten sich im Gegenzug dazu, eine befahrbare Strasse mit Trottoir zu erstellen. Die Eröffnung des Hotels fand schliesslich am 21. August 1845 statt.
An- und Umbauten
In den folgenden Jahren erweiterte man das Ufergebiet nach und nach durch Aufschüttungen und erstellte eine Quaimauer mit Brüstung. Ende 1854 wurde der letzte Teil der Hofbrücke abgebrochen und das restliche Stück des Seegestades bis ca. im Jahr 1860 aufgefüllt, wodurch der Schweizerhofquai bis zum Kurplatz verlängert wurde. In dieser Zeit übernahm Eduard Segesser als alleiniger Besitzer den Schweizerhof. Zwischen 1854 und 1856 liess er auf der westlichen und östlichen Seite je eine Dépendance – sogenannte Nebengebäude – erbauen.
1861 ging das Hotel in den Besitz der Familie Hauser über. Als dritte Bauphase wollten die Gebrüder Gottfried, Johann und Albert Hauser einen grossen Speisesaal, der bis anhin fehlte, sowie einen Küchentrakt anbauen lassen. Dazu beauftragen sie den deutschen Architekten Gottfried Semper (1803–1879), der Pläne für die Bauten wie auch für den bedingten Neubau des zentralen Treppenhauses vorlegte. Die Bauherren verwarfen – mit der Begründung eines schlechten Geschäftsjahrs in der Saison 1862 – das Projekt und honorierten Semper. Die Brüder Hauser setzten sich derweilen mit dem Zürcher Architekten Leonhard Zeugheer (1812–1866) in Verbindung, der ein Projekt entwarf, das bei den Bauherren Anklang fand und dem der Stadtrat am 12. November 1863 die Baubewilligung erteilte. Der Saal und Wintergarten konnten am 1. Juni 1865 nach dreijähriger Bauzeit eröffnet werden. Bei deren Eröffnung lobte die zu Gast weilende französische Kaiserin Eugénie, dass es selbst in Frankreich wenig schönere Säle gäbe.
In den Jahren 1868/69 wurden das Hauptgebäude und die Dépendancen nach den Plänen von Adolph Brunner (1837–1909) erneuert und modernisiert. So ersetzte man die Jalousien durch damals moderne Rollläden. Die Verbindung des Hauptgebäudes mit den Dépendancen sollte mit Passerellen, die bereits früher geplant waren, erfolgen. Die Passerelle zum östlichen Dépendance wurde während des Umbaus verwirklicht, die zum westlichen folgte im Jahr 1881. Zudem liessen die Besitzer einen Vorgarten mit steinerner Balustrade und Gaskandelabern anlegen.
Ab 1882 war der mit den Gebrüder Hauser verwandte Architekt Arnold Bringolf-Hauser (1851–1946) der «Hofarchitekt» des Hotels. Er setzte 1885 die Veränderung des Hauptgebäudes von einem klassizistischen Palais zu einem neubarocken Schloss um: Es entstanden weitere Gästezimmer, Ess- und Aufenthaltsräumlichkeiten. Beim Hauptgang im Erdgeschoss entstand eine weiträumige Hotelhalle mit neubarocken Stuckmarmorsäulen und elektrischen Jugendstilleuchten. Im Louis-seize-Stil wurde das Treppenhaus mit marmorverkleideten Stufen restauriert. Das Hauptgebäude erhielt ein zusätzliches viertes Obergeschoss mit neuen Gästezimmern und einem Mansarddach. Eine Kuppel mit Dachterrasse wurde über dem Mittelrisalit aufgesetzt. 1887 entstand nach dem Plan von Bringolf-Hauser östlich des Hauptgebäudes und des grossen Saals der sogenannte kleine Saal. Südlich an diesen Saal wurde 1896 ein weiterer Saal, das heutige Restaurant Galerie, angebaut. Im Verlauf der Erweiterung wurde 1897 ein Magazin- und Werkstättengebäude errichtet, 1901/1902 der kleine Saal mit weiteren Gästezimmern aufgestockt, 1904 ein Ökonomiegebäude mit Stallungen und 1905 ein Anbau an die östliche Dépendance erstellt.
Die weitere Bautätigkeit versiegte mit dem abnehmenden Touristenstrom zu Beginn des Ersten Weltkriegs. Während dem Zweiten Weltkrieg waren Militärs von Stabsabteilungen im Hotel untergebracht und die Terrasse des Schweizerhofs wurde für militärische Wetterprognosen benützt.
Weitere Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg
Im Herbst 1945 entschied sich die Familie Hauser, die Quartiere und Gebäude der Angestellten zu modernisieren sowie die Gästezimmer zu modernen Appartements einzurichten. Im Auftrag des Bundes musste Architekt Armin Meili während des Zweiten Weltkrieges eine Studie über den baulichen Zustand und allfällige Sanierungen von Hotels und Kurorten erstellen. Meili empfahl dabei die «Säuberung der Baukörper von den unzweckmässigen und hässlichen Zutaten aus dem Ende des letzten Jahrhunderts». Entgegen der Empfehlung der Denkmalpflege und im Sinne der Studie entfernte der Architekt Adolf Vallaster die Kuppel und gestaltete die neubarocke Fassade in einer purifizierenden Renovation in den Jahren 1954/1955 um. Die schweizerische Bauzeitung verurteilte die Umgestaltung. Die Umbauarbeiten am Hauptgebäude waren 1961 mit der Eröffnung eines neuen Terrassen-Cafés abgeschlossen. Vallaster führte von 1962 bis 1964 eine weitere Purifikation an den beiden Dépendancen durch. Diese Umbauphase wurde 1979/80 mit dem Anbau einer Küche hinter der östlichen Dépendance von dem Architekturbüro Andy Raeber & Hugo Sieber und dem Bau des Restaurants Rotonde durch das Architektenbüro Ammann und Baumann abgeschlossen.
Eine Machbarkeitsstudie von 1994 war der Auffassung, dass unter anderem aus finanziellen Überlegungen die Erhaltung der Säle nicht sinnvoll sei. Die gleiche Meinung äusserten auch Betriebswirtschaftler und Hotelexperten. Die Besitzerfamilie Hauser verfolgte daher eine Neuausrichtung des Hotels und lud 1995 zu einer Studie ein. Das damalige Konzept sah der Abbruch der rückwärtigen Säle – Grosser und kleiner Saal – vor. Die Denkmalpflege, die Luzerner Stadtbaukommission, der Innerschweizer Heimatschutz und eine Bürgerbewegung setzten sich dafür ein, dass die Familie Hauser als Bauherren die Säle erhalten und den grossen Saal restaurieren müssten. Dazu bei trug auch der Antrag der kantonalen Denkmalkommission für die Unterschutzstellung sowie ein Gutachten der Eidgenössischen Kommission für Denkmalpflege, welches das Intérieur des Schweizerhofs als national bedeutend einstuft.
Die Familie Hauser und der Luzerner Stadtrat einigten sich darauf, dass die Bauherrschaft in einem wettbewerbsähnlichen Verfahren Projekte prüfen solle, bei denen entweder wirtschaftlich sinnvolle Möglichkeiten für die Erhaltung der Säle aufgezeigt werden sollen oder nachzuweisen sei, dass die Erhaltung der Säle wirtschaftlich und/oder architektonisch nicht sinnvoll sei. Den betrieblichen, städtebaulichen und denkmalpflegerischen Vorgaben wurde der Entwurf – der Hauptbau mit dem grossen und kleinen Saal sowie die beiden Dépendancen sollten erhalten bleiben – des Basler Architektenbüros Diener & Diener gerecht. Ab Februar 1998 war das Hotel vorübergehend geschlossen. Während des Umbaus wurden die Küche und die Nebengebäude mit Wäscherei abgebrochen, ebenso Werkstätten an der Hertensteinstrasse und bei der Matthäuskirche sowie aufgrund der Zufahrt zu neuen Tiefgaragen auch der Wintergarten. Die Wand zwischen dem grossen Saal und der Küche wurde abgerissen und durch eine Fassade, die eine Kopie der gegenüberliegenden Wand ist, ersetzt. Der Wintergarten wurde mit vorhandenen Teilen wie Parkett, Täfer, Stuck, Fenster mit Ätzscheiben und Deckenglasgemälden neu aufgebaut. Das Intérieur wurde entweder restauriert oder modernisiert. In den Sälen ist viel vom originalen Mobiliar erhalten, in den Zimmer teilweise nur noch Einzelstücke. Am 15. Dezember 1999 feierte man die Wiedereröffnung.
Zwischen 2006 und 2008 wurden die Restaurants Galerie, Pavillon und die Schweizerhof Bar erneut umfassend erneuert. 2010 erfolgte die Reduktion von 107 auf 101 Zimmer und Suiten mit dem gleichzeitigen Bau eines kleinen Wellness- und Beauty-Bereichs. In den Jahren 2013 und 2014 erneuerte man in zwei Etappen sämtliche Zimmer. Ebenfalls 2014 wurden die Salons 2 und 11 sowie der Bringolfsaal neugestaltet. Im Jahr 2020 feierte das Hotel sein 175. Jubiläum.
Geschichte Schweizerhof Luzern (PDF)
Promiente Gäste
Leo Tolstoi schrieb im Schweizerhof die Erzählung «Luzern», Richard Wagner vollendete in den Räumlichkeiten seine Oper «Tristan und Isolde» und hatte sich hier mit Ludwig II. getroffen. Mark Twain übernachtete während seiner Schweiz-Reise im Schweizerhof und schrieb darüber. Weitere bekannte Hotelgäste waren unter anderem der deutsche Kaiser Wilhelm II. und die französische Kaiserin Eugénie, der dänische Dichter und Schriftsteller Hans Christian Andersen, die britische Königin Elisabeth II., der britische Premierminister Winston Churchill, der US-amerikanische Astronaut Neil Armstrong und der Schweizer General während des Zweiten Weltkriegs Henri Guisan.