Investoren in der Schweiz, in Österreich und in Deutschland setzen vermehrt auf Hotels und Resorts in den Alpen. Zudem wird die Sommersaison im Bergebiet immer wichtiger. Im Zentrum des Interesses stehen zum Beispiel Destinationen wie Andermatt, Zermatt, Wengen, Gstaad/Saanenland oder Lech am Arlberg (Österreich). Die deutsche Fachplattform ahgz hat sich dem Thema angenommen. Hotel Inside veröffentlicht den Beitrag als Zweitpublikation.
Der Hotelmarkt in den Alpen hat an Attraktivität gewonnen – sowohl für Urlauber als auch für Immobilien-Anleger. Seit mehreren Jahren zeichnet sich eine steigende Nachfrage nach Sommerunterkünften in den Bergen ab. Das liegt auch daran, dass sich das Angebot an Aktivitäten wie Wandern und Radfahren im Sommer erhöht hat. Somit wandelt sich die Region von einer Wintersportregion zunehmend zum Ganzjahresziel.
Dank dieser Entwicklung gibt es mehr Möglichkeiten, Cluster von Hotels zu bilden, die sich für institutionelle Investitionen eignen. Hierbei stehen vor allem Standorte im Fokus von Hotelinvestoren, die sich in der Resilienz-Rangliste weit oben positioniert haben. Dazu gehören unter anderen Andermatt, Gstaad, Zermatt sowie Lech und Wengen.
Argumente für Investments
Die Alpen ziehen inzwischen Reisende aus der ganzen Welt an, was bedeutet, dass der Bekanntheitsgrad in den letzten Jahren spürbar gestiegen ist. Die langen Sommermonate ermöglichen den Resorts eine Diversifizierung der Dienstleistungen, die sie Ihren Gästen anbieten können. Dazu gehören Wellness, Retreats, aber auch Konferenzen etc.
Die stärkere Diversifikation hilft den Hotels auch bei der Mitarbeiterbindung. Denn durch den Ganzjahresbetrieb können auch viele privat geführte Hotels das Personal das ganze Jahr über halten. Wenngleich der Winter immer noch die Hauptsaison ist, wird der Sommer auch mit Blick auf den Klimawandel immer wichtiger für die Alpenresorts.
So verzeichnen die alpinen Skigebiete in der DACH-Region – vornehmlich in Österreich und in der Schweiz – auch in der Sommersaison einen Anstieg der Gästezahlen. Dies bietet sowohl dem Reisenden als auch den Hoteliers eine Vielzahl neuer Möglichkeiten für Aktivitäten und Unterkünfte.
Alpiner Bergsport: Die Alpen sind der perfekte Ort für den anhaltenden Fitness- und Wellness-Boom, den die Branche in den vergangenen Jahren erlebt hat. Aufgrund der gestiegenen Nachfrage und der Erschließung neuer Zielgruppen werden auch mehr Unterkünfte und Restaurants in der Region benötigt, um den veränderten Anforderungen der Gäste zu entsprechen.
Gesünderer Lebensstil: Als Folge der Pandemie hat sich auch das Gesundheitsverhalten in der Bevölkerung verändert. Viele Spa- und Wellnesshotels sehen sich inzwischen als Wegbereiter für einen gesünderen Lebensstil. Dennoch hat nahezu jedes Hotel seine eigenen Schwerpunkte und Kompetenzen in puncto Healing.
Remote Working: Studien haben gezeigt, dass digitale Nomaden auch an Skiorten in der Alpenregion produktiv sein können. Viele luxuriöse Skiresorts in der DACH-Region bieten ihren Gästen die Möglichkeit, vor Ort zu arbeiten, und ermöglichen ihnen auch längere Aufenthalte, was die Einnahmen gegenüber dem Geschäft mit Wochenendausflüglern erhöht. Viele dieser mobilen Arbeitsinseln im Grünen verfügen sowohl über Freizeiteinrichtungen wie Pool, Yoga-, Wellnessbereich als auch über professionelle Arbeitsausstattung wie Indoor-Meeting-Räume.
Klimawandel bleibt ein Risikofaktor
Bei den Risiken ist in erster Linie der Klimawandel zu nennen. Nach einer Umfrage von Knight Frank waren 59 Prozent der Befragten aufgrund der schwierigen Schneeverhältnisse in den letzten Jahren besorgt. Des Weiteren sind Skigebiete und Hotels mit der Frage konfrontiert, wie sie ihre Gäste auf nachhaltigere Weise zum Urlaubsort befördern können, betont Alex Koch de Gooreynd, Head of Swiss Sales bei Knight Frank. „Hinzu kommt die hohe Energieintensität der Wellnesshotellerie und teilweise alte Bausubstanz mit hohem Investitionsaufwand zur energetischen Sanierung“, erläutert Michael Lidl, Geschäftsführender Partner bei der Treugast Solutions Group.
In traditionellen Sommerdestinationen, zum Beispiel der Mittelmeerregion, wird es immer wärmer. „Daher suchen die Menschen zwangsläufig nach kühleren Destinationen, und die Alpen erfüllen diesen Zweck gut“, sagt Alexander Rae, Head of Mergers & Acquisitions von Beaumier. Zum Portfolio der französischen Hotelgruppe gehören auch drei Hotels in Wengen. Bis dato befinden sich viele der bestehenden Hotels in den Alpen im Familienbesitz und werden von Generation zu Generation weitergegeben, sodass sie in den ursprünglichen Familien bleiben.
Wachsendes Interesse von Investoren
Gemäß Rae gibt es jedoch Anzeichen dafür, dass sich dies ändert. Das eröffnet den Investoren Chancen, sich aus einem breiten Spektrum von Resorts zu bedienen. Führende Destinationen haben es bereits geschafft, eine Ganzjahres-Destination hoher Nachfrage zu werden, mit teilweise stärkerer Sommer- als Winternachfrage. „Das ist auch eine Chance für viele Alpenresorts“, sagt Lidl.
Angesichts der steigenden Nachfrage nach Sommerunterkünften in den Alpen und des historisch gewachsenen Familienmodells für Hotels in den Bergen steigen auch die Möglichkeiten zum Aufbau von Hotelclustern, die sich für institutionelle Investitionen eignen. So hat Beaumier vor einiger Zeit seine erste Akquisition außerhalb Frankreichs getätigt und drei Hotels in Wengen erworben. Auch CBRE sieht einen gestiegenen Appetit für hochwertige Resorts in der Alpenregion, wie beispielsweise Zermatt.
Neben Zermatt sind auch Davos, Sankt Moritz, Gstaad oder Andermatt beliebte Destinationen für Luxusimmobilien- und Resort-Investments. So zählt Andermatt laut einer Savills-Studie zu den weltweit besten Winterdestinationen. Dieser Ort kann auch mit zwei Top-Hotels aufwarten, The Chedi Andermatt und Radisson Blu Reussen, die beide zu Andermatt Swiss Alps gehören, einer von dem ägyptischen Unternehmen Orascom entwickelten Ferienanlage.
Zu den Regionen mit großem Wachstumspotenzial gehört laut Treugast-Manager Lidl auch Bad Gastein in Österreich. Der traditionsreiche Kurort erlebt seit einigen Jahren eine Renaissance, was sich auch in neuen Hotels beziehungsweise meist der Revitalisierung bestehender Häuser zeigt. So hat 2023 Hirmer Hospitality mit dem Grand Hotel Straubinger und dem Badeschloss gleich zwei historische Immobilien zu neuem Leben erweckt.
Quelle & Copyright: ahgz, 10. Januar 2024. Autoren: Marina Behre und Karl-Heinz Goedeckemeyer. Dieser Bericht wurde als Erstveröffentlichung auf ahgz online publiziert.
Chancen & Risiken
Argumente für Hotelinvestitionen im Alpenraum sind der Trend zur Natur (Bergsport) und zu Gesundheitsangeboten, die in der Region stark vertreten sind und jeweils einen besonderen Fokus setzen Auch von Bleisure und Workation können die Destinationen profitieren. Der Klimawandel bedroht zwar den klassischen Skitourismus, bietet den Alpen aber auch Chancen als neues Sommer-Reiseziel.