Ein besorgniserregendes Phänomen greift in unserer Branche um sich: der eklatante Mangel an Disziplin beim Einsatz von Technologie. Vielversprechende Projekte, eigentlich dazu gedacht, uns voranzubringen, werden regelmäßig durch unüberlegte Entscheidungen torpediert. Diese Entscheidungen treffen oft Menschen, die den Unterschied zwischen einer soliden API und einer überladenen Excel-Tabelle nicht kennen. Das ist Selbstsabotage auf Organisationsebene – mit enormen Kollateralschäden.
Ich habe zu viele Meetings erlebt, in denen technologische Weichenstellungen von kurzfristigen Trends oder – schlimmer noch – von Personen ohne jegliche Praxiserfahrung bestimmt wurden. Sie sind oft begeistert, aber komplett von der Realität im Hotelalltag entkoppelt. Sie befragen die falschen Leute oder gar niemanden – und landen bei Lösungen, die in einer Demo beeindrucken, aber im Alltag kläglich scheitern. Es ist, als würde man jemanden, der nur ein Kochbuch gelesen hat, ein Sterne-Menü kochen lassen – gute Absicht, vorprogrammiertes Desaster.
Dieser Mangel an strategischer Disziplin führt unweigerlich ins Chaos. Ohne klare Richtung und echtes Verständnis werden Technologie-Investitionen zu Stückwerk: Systeme, die nicht miteinander kommunizieren, erzeugen mehr manuelle Arbeit, als sie lösen. Die erhoffte Effizienz verpufft wie Zauberei – zurück bleiben Frust und Resignation.

Die Folgen sind verheerend. Mitarbeitende, ohnehin überlastet, kämpfen sich durch komplizierte Interfaces und entwickeln eigene Workarounds, weil die „Lösung“ nichts mit ihrer täglichen Realität zu tun hat. Das senkt die Produktivität, frisst Motivation – und schadet letztlich der Gästeerfahrung. Wie soll man persönlichen Service bieten, wenn das Team mit untauglicher Technik kämpft? Der Gast erlebt eine digitale Achterbahnfahrt – und fragt sich, ob die Marke überhaupt weiß, was sie tut.
Dabei ist das Potenzial riesig. Doch Geld fließt in ineffektive Tools, und Innovation bleibt auf der Strecke, weil es an strategischer Disziplin und kompetenter Führung fehlt. Alle sprechen vom technologischen Wettbewerbsvorteil – aber wie sollen wir den erreichen, wenn unsere Entscheidungen jede gute Idee sabotieren?
Die bittere Ironie: Oft ist die Technologie an sich gar nicht schlecht. Aber ohne klare Analyse, durchdachte Integration und echte Einbindung der Nutzer bleibt sie nur ein teures, nutzloses Gadget. Wir müssen aufhören, Unwissende entscheiden zu lassen – und anfangen, denen zuzuhören, die an der Front arbeiten, mit den Systemen ringen und das operative Geschäft verstehen.
Sonst verschwenden wir weiterhin Geld, Energie – und die Geduld unserer Teams.
Technologie ist überall. Aber wirkungsvolle Technologie erfordert Disziplin, nicht Wunschdenken.
Mark Fancourt