Wolf-Thomas (Thommy) Karl, stv. Chefredaktor bei Hotel Inside, Publizist und Kommunikationsexperte im Hospitality-Bereich, spricht mit spannenden Persönlichkeiten aus der Welt der Hotellerie in der DACH-Region. Diesmal: Anne Wahl-Pozeg, Senior Vice President Communications Europe & North Africa bei Accor.

Anne Wahl-Pozeg ist Senior Vice President Communications Europe & North Africa bei Accor, einem weltweit führenden Hospitality-Unternehmen mit 5.700 Hotels in 110 Ländern weltweit. In der Schweiz ist Accor mit rund 80 Hotels die grösste Hospitality-Gruppe und damit Marktleader.
In ihrer Rolle verantwortet Anne Wahl-Pozeg die Medienarbeit und PR, die Kommunikation an Hotels, Corporate Offices und Partner sowie die Corporate Social-Media-Aktivitäten für die Region mit derzeit 48 Ländern. Zusätzlich fungiert sie als Geschäftsführerin für Accor in Österreich. Die Kommunikationsexpertin kam im Februar 2017 als Media Relations and PR-Manager Central Europe zu Accor und übernahm kurz danach als Director Regional Communications Central Europe ihre erste Führungsrolle. Im Jahr 2020 wurde sie zur Senior Vice President Communications Northern Europe befördert.


Zuvor war Anne Wahl-Pozeg als Public Relations and Communications Manager im Hotel Adlon Kempinski Berlin und im Palais Hansen Kempinski Wien tätig. Sie ist darüber hinaus Mitglied im Vorstand des Hotelverband Deutschland (IHA).

Anne Wahl-Pozeg, Sie haben eine beeindruckende Karriere im Bereich Kommunikation und Hotelmanagement hinter sich. Was waren für Sie persönlich die Schlüsselmomente, die Sie zu Accor geführt haben und wie haben diese Ihre heutige Philosophie als Führungskraft geprägt? Zu Accor gekommen bin ich aus Neugier – ich habe meine Karriere in der Luxushotellerie begonnen, innerhalb eines kleinen, aber ausgewählten Netzwerks. Accor mit seiner Bandbreite an Marken und als europäischer Marktführer war für mich der grösstmögliche Gegensatz und vor acht Jahren mitten in der Transformation vom Hoteleigentümer und -betreiber zum Markengeber und Operator, der wir heute sind, was für meinen Fachbereich nach wie vor unglaublich spannend ist. Man hat mir bei Accor schnell das Vertrauen geschenkt, einen umfangreicheren Aufgabenbereich zu übernehmen und gleichzeitig die Rückendeckung sowie die Freiheit gegeben, meine eigenen Entscheidungen zu treffen und entsprechende Schwerpunkte zu setzen. Zudem spielen bei uns Individualität und menschliche Werte eine wichtige Rolle, was ich an unserer Unternehmenskultur sehr schätze. All das hat meine Philosophie als Führungskraft geprägt. Das versuche ich an mein Team weiterzugeben.

Die Hotellerie steht weltweit vor zahlreichen Herausforderungen – von Fachkräftemangel über steigende Betriebskosten, Digitalisierung und KI bis hin zu sich wandelnden Gästebedürfnissen. Welche dieser Herausforderungen sehen Sie derzeit als die drängendste für die Hotellerie im Alpenraum?
Zentrale Themen wie Nachhaltigkeit, Kosteneffizienz und Talentbindung werden uns sicherlich weiterhin beschäftigen und noch mehr an Relevanz gewinnen. Entsprechend liegt bei uns auch der Fokus darauf, unsere Hotels und Partner in diesen Bereichen besonders zu unterstützen.
Eine andere Frage ist jedoch, wie sich der Markt und das Gästeverhalten in den nächsten Jahren entwickeln werden. Gerade im Alpenraum gibt es viele Einzelhoteliers, die den gleichen Herausforderungen gegenüberstehen und gleichzeitig die Individualität ihres Hauses bewahren möchten. Dem möchten wir mit den sogenannten «Collection Brands» gerecht werden. Hier wäre konkret beispielsweise die «Handwritten Collection» zu nennen. Das Hotel behält seinen Charakter bei und gleichzeitig kann der Hotelier auf das Accor-Ökosystem – von unserem Loyalty-Programm ALL Accor bis hin zu unseren Sales-, Marketing- und Distributionskanälen – zugreifen. Der Gast wiederum profitiert von einem sehr persönlichen Aufenthaltserlebnis.

Accor verfolgt in der DACH-Region eine Strategie des nachhaltigen Wachstums und der Harmonisierung von Produkt- und Servicequalität. Wie setzen Sie diese Strategie konkret in der Schweiz um – und welche spezifischen Massnahmen ergreifen Sie, um die Markenattraktivität zu steigern?
Gemeinsam mit unseren Partnern rollen wir in unseren bestehenden Hotels neue Marken- und Designkonzepte sowie Qualitätsstandards Schritt für Schritt aus. Zum Beispiel gerade kürzlich im Novotel Zürich Airport Messe, im Novotel Bern Expo Messe und im ibis Chur. Darüber hinaus erweitern wir das bestehende Portfolio um passende neue Projekte, die der jeweiligen Markenpositionierung entsprechen. Neu hinzugekommen sind beispielsweise das Mercure Zürich City, das ibis Styles Zürich City oder das ibis Styles St. Margrethen. So können wir die Qualität von Service und Qualität sicherstellen und gleichzeitig unsere Markenattraktivität steigern.

In Ihrer Rolle als Senior Vice President Communications Europe & North Africa verantworten Sie die strategische Kommunikation in zahlreichen Ländern. Wie hat sich die Kommunikation in der Hotellerie in den letzten Jahren verändert? Welche Trends halten Sie für zukunftsweisend?
Kommunikation ist einem steten Wandel unterworfen – nicht nur in der Hotellerie, sondern auch in anderen Branchen, in unserer täglichen Interaktion; das Tempo hat sich dabei über die letzten Jahre um einiges gesteigert.
Meiner Meinung nach ist es unmöglich geworden, überall präsent zu sein. Daher ist es umso wichtiger, auf dem Laufenden zu bleiben, den Blick nach aussen zu richten und darauf aufbauend zu entscheiden, wo und wie man kommunizieren möchte. Nicht jeder Trend passt zu jedem. Das Fundament muss daher die eigene Identität, die Werte und Platzierung bleiben, auf dem die individuelle Kommunikationsstrategie aufbaut, die über die Zeit angepasst werden darf und soll. Die zunehmende Verschmelzung von Distribution und Kommunikationskanälen wird die Wichtigkeit einer klaren Positionierung aus meiner Sicht weiter untermauern.

Die Schweiz ist für Accor ein strategisch wichtiger Markt mit rund 80 Hotels. Was macht den Schweizer Markt aus Ihrer Sicht besonders und wie trägt die Schweiz hier zur Gesamtstrategie von Accor in der DACH-Region bei?
Die Schweiz gilt für viele als Wiege der Grand Hotellerie. Wir sind stolz darauf, mit Mövenpick eine Marke mit Schweizer Wurzeln zu unserem Portfolio zählen zu dürfen. Der Markt ist nach wie vor von vielen Individual- und Familienbetrieben geprägt, was die Schweiz im Vergleich zu anderen europäischen Ländern sehr vielschichtig macht. Auch hat die Schweiz international häufig den Ruf als Premium-Destination, was nicht zuletzt – durch das höhere Preisniveau – zu einer gewissen Erwartungshaltung an die Hotellerie bei Reisenden führt. Für Accor ist die Schweiz ein Kernmarkt. Wir sind im Markt seit vielen Jahren aktiv und mit fast 80 Hotels über alle Segmente hinweg fest als Marktführer etabliert. Unser Ziel ist es, auf 100 Hotels anzuwachsen. Darüber hinaus arbeiten wir aber gemeinsam mit unseren Partnern am bestehenden Netzwerk, etwa mit den gerade abgeschlossenen Renovationen des Novotel Zürich Messe Airport oder des Mercure Biel Plaza, das dieses Jahr seinen 20. Mercure-Geburtstag feiert.

