
Der Chef-Sommelier der „Schwarzwaldstube“ in der Traube Tonbach wurde von Les Grandes Tables du Monde für seine jahrzehntelange Arbeit im Weinservice ausgezeichnet.
Stéphane Gass, Chef-Sommelier des Drei-Sterne-Restaurants Schwarzwaldstube in Baiersbronn, wurde von Les Grandes Tables du Monde zum „Sommelier of the Year 2026“ gewählt. Die Auszeichnung würdigt seine über drei Jahrzehnte gewachsene Expertise im Weinservice.
Die Ehrung wurde Mitte Oktober beim Jahreskongress der internationalen Restaurantvereinigung in Athen bekanntgegeben. Les Grandes Tables du Monde, gegründet 1954, vereint mehr als 200 führende Restaurants in 28 Ländern und vergibt jährlich Sonderpreise für Sommellerie, Service, Patisserie und Mixologie. Das Netzwerk ist exklusiv: Neue Mitglieder brauchen Empfehlungen; Neuaufnahmen werden durch ein gewähltes Präsidium beschlossen.
Prägender Mitarbeiter seit 35 Jahren
Der diesjährige „Sommelier des Jahres“ wirkt seit 35 Jahren im cSchwarzwald. „Ich bin über eine Blindverkostung zum Wein gekommen – mit 17, bei einem Schulwettbewerb im Elsass. Der Preis war ein Essen im Zwei-Sterne-Restaurant, und danach war mir klar: Das ist mein Weg“, erinnert sich Gass. Geprägt von ersten Stationen bei Alain Ducasse im „Louis XV“, Émile Jung im „Crocodile“ und Antoine Westermann im „Buerehiesel“ kam er 1990 als junger Sommelier ins Tonbachtal – und ist geblieben. „Ich bin damals in die Traube Tonbach gekommen, um Erfahrungen zu sammeln. Geblieben bin ich, weil ich hier den Freiraum gefunden habe, meine Passion für besondere Weine und Regionen mit unseren Gästen auszuleben. Das habe ich nie als selbstverständlich empfunden“, verrät der gebürtige Elsässer. Ein Jahr nach seinem Einstieg in der Schwarzwaldstube wurde er Chef-Sommelier, seit 2009 verantwortet er zusätzlich die Vinothek und den Weineinkauf der Traube Tonbach. Heute arbeitet er eng mit Küchenchef Torsten Michel zusammen.

Die Entwicklung seiner Weinkarte beschreibt Gass als Suche nach Substanz, nicht nach Effekt. „Viele Gäste sind heute neugieriger und offener für Weine, die man nicht sofort auf dem Zettel hat. Das gefällt mir – wir können mehr zeigen.“ Neben gereiften Jahrgängen und charaktervollen Winzerchampagnern setzt er gerne auf kleinere Anbaugebiete, weniger bekannte Rebsorten sowie eigenständig kuratierte alkoholfreie Begleitungen. „Mich interessieren Winzer und Weine, die etwas abseits vom Erwartbaren unterwegs sind. Für meine Karte suche ich bewusst nach kleineren Regionen, eigener Handschrift und einer fairen Kalkulation – das bleibt auch Gästen im Kopf“, verrät der Sommelier des Jahres, der 2024 auch mit dem Sommelier Award des Guide Michelin geehrt wurde.
„Stéphane Gass ist niemand, der die große Bühne sucht. Er stellt gerne andere in den Mittelpunkt – unsere Gäste ebenso wie die Winzerinnen und Winzer, deren Weine er auswählt. In seiner ruhigen, versierten Art und mit enormem Hintergrundwissen zu jedem Wein führt er souverän durch den Service und prägt unsere Schwarzwaldstube seit Jahrzehnten,“ lobt Sebastian Finkbeiner, Geschäftsführer und Mitinhaber des Hauses, der die Auszeichnung in Athen stellvertretend für Stéphane Gass entgegennahm. red/sar
