Handelskonflikte, Zölle, steigende Lebenshaltungskosten und politische Spannungen belasten auch die US-amerikanische Hotellerie. Doch statt die Preise zu senken, setzen viele Hotels auf neue Strategien: Mehr Zusatzleistungen, maßgeschneiderte Angebote für Inlandsreisende und ein Fokus auf Erlebnisse, die Gästen echten Mehrwert bieten.
Die US-Hotellerie erlebt ein herausforderndes Jahr. Handelsstreitigkeiten – wie die jüngsten US-Zölle auf kanadische, chinesische und europäische Importe – haben im ersten und zweiten Quartal 2025 messbare Spuren hinterlassen. Christopher Ellison, Vice President of Revenue bei Brittain Resorts & Hotels, beschreibt einen deutlichen Rückgang: «Der Januar war stark, der Februar schwächer und der Juli deutlich schlechter – eine direkte Folge des Rückgangs kanadischer und europäischer Reisender.»
Hinzu kommen weltweit die gestiegenen Lebenshaltungskosten, geopolitische Spannungen und Reiseempfehlungen, die für Verunsicherung sorgen. Dennoch bleibt die globale Reisebranche robust. Sean Morgan, Leiter der Reiseindustrieforschung bei Tourism Economics, verweist auf die Widerstandsfähigkeit der weltweiten Branche: Über 300 Millionen internationale Touristen reisten allein im ersten Quartal 2025 – drei Prozent mehr als 2019. Die Prognosen gehen von 1,6 Milliarden internationalen Ankünften im Gesamtjahr 2025 aus.

Diese Stabilität verdankt die Branche vor allem einem globalen Trend: der Erlebniswirtschaft. Reisende wollen heute mehr als nur ein Hotelzimmer – sie suchen Begegnungen, Kultur und Erinnerungen. SiteMinders Changing Traveller Report 2025 zeigt: Jeder fünfte Gast bucht bevorzugt Hotels, die eng mit der lokalen Gemeinschaft verbunden sind. Reisen wird so zur Suche nach Sinn, gerade in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit.
Hotels reagieren darauf mit neuen Revenue-Strategien. Der Fokus verschiebt sich weg von Preisnachlässen hin zu Mehrwert. Berater Pablo Torres betont, dass Rabatte oft eine Abwärtsspirale auslösen. Stattdessen lohne es sich, Inlandsreisende gezielt anzusprechen – etwa durch Zusatzpunkte für Gäste, die mit dem Auto anreisen, oder maßgeschneiderte Pakete für die nähere Umgebung. Auch Treueprogramme wandeln sich: Sofortprämien wie Gratis-Drinks, Wellnessleistungen oder Essensgutscheine sollen Gäste stärker binden.

Ellison bestätigt diesen Trend: «Die Leute achten weniger auf Prozente und mehr darauf, was sie fürs Geld bekommen. Zimmer plus Frühstück, ein Upgrade mit Aussicht oder inkludierte Zusatzleistungen – das zählt.» Gerade Restaurants und Bars gewinnen an Bedeutung, insbesondere bei jüngeren Gästen, die einen größeren Teil ihres Budgets in kulinarische Erlebnisse investieren – und diese gerne auf Instagram teilen.
Damit wird klar: Hotels dürfen sich nicht allein auf Zimmereinnahmen verlassen. Neue Angebote wie flexible Stornierungsrichtlinien oder optionaler Housekeeping-Service werden zu Bausteinen der Gästereise. Die Branche experimentiert intensiv mit Zusatzleistungen – und setzt auf Kreativität, um in unsicheren Zeiten attraktiv zu bleiben.
Fazit: Die US-Hotellerie beweist, dass auch in Krisenzeiten Chancen entstehen. Erlebnis, Authentizität und Mehrwert sind die Währungen der Zukunft – und Hotels, die darauf setzen, stärken nicht nur ihre Resilienz, sondern auch die Loyalität ihrer Gäste. Dies gilt nicht jedoch nur für US-Hotels, sondern für die ganze globale Hospitality-Branche.
Quelle: Siteminder Report 2025
