In unserer Serie berichten Hospitality-Profis von ihren Erfahrungen in der Ferne. Diesmal Tim Bilfinger aus Ruanda.
Ruanda gilt heute als eines der sichersten und stabilsten Länder Afrikas – und als eine bezaubernde touristische Destination. „Selbst Menschen, die schon sehr viel gereist sind, finden in unseren Resorts unvergessliche Erlebnisse und Überraschungen“, erklärt Tim Bilfinger (52) Cluster General Manager der One & Only Resorts Gorilla’s Nest und Nyungwe House in Ruanda.
Letzteres liegt auf einer Teeplantage am Rande des Nyungwe-Waldes, Gorilla’s Nest in den Ausläufern der Virunga-Vulkankette, der Heimat der wilden Berggorillas. „Unser Gäste können Gorillas in nächster Nähe erleben, an Schimpansen-Trekkings teilnehmen, bei der Teeernte helfen, Wellness-Treatments genießen oder an Kaffeetastings teilnehmen,“ zählt Bilfinger einige Experiences auf.
Tim Bilfinger über Logistik, Mentalität und Teamgeist

Der mit einer Indonesierin verheiratete gebürtige Deutsche lebte zuvor 25 Jahre in Asien und bezeichnet Indonesien als seine Heimat. Aktuell widmet er sich jedoch mit großer Begeisterung seiner Aufgabe in Afrika mit all ihren Herausforderungen. Zum Beispiel sei die Beschaffung von Ausstattungsgegenständen für die Resorts kompliziert. „Wir sind mitten in Afrika, es kann bis zu fünf Monate dauern, bis Waren angeliefert werden, die man gerne hätte. Die strategische Planung und das Procurement Management sind sehr zeitaufwändig.“ Natürlich unterscheide sich die asiatische Mentalität von der afrikanischen, für ihn stelle dies aber kein Problem dar. „Ich habe hier wirklich ein super Team,“ so Bilfinger.

Bilfinger ist fasziniert von der Schönheit und Lebendigkeit Ruandas. „Gorilla‘s Nest ist wirklich der Höhepunkt von allen Resorts, für die ich bisher gearbeitet habe. Es bietet High End Luxus inmitten eines Eukalyptuswaldes. Die nächste Stadt, Musanze, ist 20 Minuten entfernt.“ Auf der sechsstündigen Autofahrt zwischen den beiden Resorts beobachtet Bilfinger gerne den Trubel auf der Straße. „Hier spielt sich ein großer Teil des Lebens ab, die Menschen spazieren in die Kirche, gehen mit ihren Fahrrädern und Karren zur Arbeit, treffen sich dort zum Plausch,“ erklärt er.
Eine weitere Besonderheit Ruandas sei seine Sauberkeit. Einmal im Monat findet der „Umuganda Day“ statt, an dem alle Einwohner das Land gemeinsam von Müll befreien. Zudem hat Präsident Paul Kagame die Verwendung von Plastiktüten verboten. Einreisenden werden die Duty Free Bags direkt am Flughafen abgenommen. Zu den weiteren positiven Errungenschaften zählen u.a. ein gut ausgebautes Schulsystem und eine hohe Frauenquote in Führungspositionen.
Beruflicher Weg in der Hotellerie: Von Hayman Island nach Ruanda
Etwa 60 Prozent der Gäste in den Resorts stammen aus den USA, gefolgt von Mexiko, Reisenden aus Europa sowie aus afrikanischen Nachbarländern. „Interessant ist künftig auch Middle East, es gibt bereits Direktflüge von Kigali nach Dubai oder Doha,“ so Bilfinger. In der Regel reisten die Gäste derzeit noch über Reiseveranstalter an.
“Die Schönheit und Lebendigkeit sind in Ruanda einzigartig.”
Bilfinger, der in der Nähe von Basel aufwuchs, plante schon früh, seinen Beruf mit Reisen zu verbinden. Nach dem Abitur war er als Backpacker bis Neuseeland unterwegs. Ein begonnenes Journalismus-Studium mit Ziel Auslandskorrespondent war ihm zu akademisch, stattdessen studierte er internationalen Tourismus in Zürich. 1998 folgte ein Auslandspraktikum auf Hayman Island, Australien. „Ich hatte 180 Bewerbungen in die ganze Welt geschickt, nur von dort erhielt ich endlich per Brief ein Angebot.“
Es folgten Stationen in der Luxushotellerie und auf Kreuzfahrtschiffen. Privat ziehe es ihn langfristig definitiv nach Asien zurück, beruflich könnten ihn aber auch spannende Destinationen wie etwa die Antarktis oder Patagonien reizen, so der Outdoor-Fan Bilfinger, zu dessen Hobbys Trekking, Wildwasser-Rafting, Mountainbiking, Segeln und Stand Up Paddling zählen.


Bilder: One & Only Gorilla’s Nest & Nyungwe House
